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Weitere Einschränkungen im Kampf gegen Coronavirus

Die Bundesregierung kündigte weitere Maßnahmen an
Die Bundesregierung kündigte weitere Maßnahmen an ©APA
Für Freitag kündigte Bundeskanzler Kurz in einer "ZIB Spezial" des ORF am Donnerstagabend weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich an. Das soziale Leben soll ab Montag auf ein "absolutes Minimum" reduziert werden.
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Im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Epidemie setzte die Regierung bereits am Donnerstag weitere Maßnahmen. So soll es in Spitälern weitgehende Besuchsbeschränkungen geben, Kirchen und Religionsgesellschaften setzen ab Montag Gottesdienste aus. Es soll keine Hochzeiten und Taufen geben. Das Virus forderte am Donnerstag ein erstes Todesopfer in Österreich, mittlerweile sind mehr als 360 Personen infiziert.

Anschober erwartet 400 Fälle am Donnerstagabend

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erwartet bis Donnerstagabend einen Anstieg der Fälle "gegen die Grenze von 400". Es gebe "tägliche prozentuale Zuwächse zwischen 31 und 47 Prozent in den letzten Tagen". "Das ist eine exponentielle Entwicklung, diese muss gedämpft werden."

Allen dankbar die arbeiten müssen

Viele Arbeitnehmer werden aber trotz Coronavirus weiter ihrer Arbeit nachgehen müssen. Es sei wichtig, dass die Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Wasser- und Energieversorgung, die Sicherheitskräfte, das Gesundheitssystem und der öffentliche Verkehr weiter funktionieren. Alle diese Menschen werden in den kommenden Wochen nicht entschleunigen können, sondern weiter arbeiten und dafür sei ihnen die Republik dankbar, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Soziale Kontakte auf ein Minimum

"Wir erleben, was zu erwarten war: einen rasanten Anstieg der Zahlen." Aufgrund der stetig steigenden Zahlen müsse man konsequente Maßnahmen setzen. Es müsse zu einer Verlangsamung kommen. Spätestens ab Montag sollen die sozialen Kontakte auf ein Minimum reduziert werden, sagte Kurz und präzisierte die Aussagen der Regierung vom Vortag, was den Schulbetrieb betrifft.

"Wir wollen Schulenausdünnen"

Demnach werden für Schüler unter 14 Jahren, die nicht nur Unterricht, sondern auch Betreuung brauchen, Schulen und Kindergärten weiter offen bleiben. Aus der Schule herausgenommen werden alle Schüler in der Oberstufe und jene Kinder unter 14 Jahren, die zuhause betreut werden können und das nicht von den Großeltern. Betriebe können ihren Mitarbeitern dafür bis zu drei Wochen Sonderbetreuungszeit gewähren. Im Falle einer Freistellung übernimmt der Staat ein Drittel der Lohnkosten.

Das am Vortag ausgegeben Ziel, dass drei Viertel der Unter-14-Jährigen der Schule fernbleiben sollen, wurde heute relativiert bzw. zurückgenommen. "Wir wollen die Schulen etwas ausdünnen", so Kurz. Aber es gebe viele Menschen, die weiter zur Arbeit gehen müssen und keine Möglichkeit für Teleworking haben.

Ältere besonders schützen

"Die Unternehmer entscheiden, ob sie die Mitarbeiter freistellen können." Wer arbeiten muss, könne seine Kinder weiter in den Kindergarten oder die Schule bringen. Auf keinen Fall dürfen die Kinder zu den Großeltern gebracht werden, sagte Kurz. Der Bundeskanzler rief noch einmal dazu auf, dass ältere Personen ihre sozialen Kontakte weitgehend einschränken, um einer Ansteckung mit dem Corona-Virus vorzubeugen. Gleichzeitig kündigte er an, dass am Freitag weitere Maßnahmen bekannt gegeben werden, die ab Montag wirken sollen.

Besuchsbeschränkung in Spitälern

Bei den verkündeten Besuchsbeschränkungen in Spitälern und Pflegereinrichtungen handelt es sich zudem nicht um ein dezidiertes Verbot, sondern um eine Empfehlung. Die zuständigen Stellen der Länder geben entsprechende Empfehlungen an die Träger der Einrichtungen weiter. Diese sollen sie dann umsetzen, hieß es. Die Maßnahmen wurden am Donnerstag mit den Gesundheitsreferenten der Bundesländer besprochen. Im Ministerium wies man am Abend gegenüber der APA noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die Regelung für Kleinkinder und im palliativen Bereich nicht gelten soll.

Erster Todesfall

In der Nacht auf Donnerstag gab es zudem ein erstes Todesopfer wegen des Virus zu beklagen. Der 69-jährige Covid-19-Patient starb im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital. Der Mann hatte sich in Italien aufgehalten und an Vorerkrankungen gelitten, berichtete der medizinische Krisenstab der Stadt. Bis zum späten Nachmittag gab es landesweit mehr als 360 bestätigte Fälle.

Der 69-jährige Patient sei an einem Multiorganversagen infolge einer Infektion mit dem Virus gestorben, sagte der Leiter der Infektionsabteilung des Krankenhauses, Christoph Wenisch. Der 69-Jährige hatte Vorerkrankungen wie Zucker, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und eine chronische Darmerkrankung.

"Andererseits war er fit. Er war immerhin auf einem Italienurlaub", ergänzte der Mediziner. Auf diesem Urlaub, den er im Februar mit seiner Familie verbrachte, hatte er sich nach Erkenntnissen der Ärzte auch mit SARS-CoV-2 angesteckt. Der 69-Jährige entwickelte nach der Rückkehr Symptome und kam bald in das Krankenhaus. "Er ist dann über die Normalstation rasch auf die Intensivstation gekommen, weil ein Lungenversagen rasch eingetreten ist", erläuterte Wenisch. Es folgten Versagen der Nieren, der Leber, der Herz-Kreislauf-Organe. "Medizinisch salopp gesagt, handelte es sich um ein Multiorganversagen", attestierte der Mediziner.

Wenisch betonte, dass der verstorbene Patient zuletzt wieder virenfrei gewesen sei: "Ein Nachweis war nicht mehr möglich." Allerdings habe das Virus zuvor schon zu großen Schaden angerichtet, betonte der Leiter der Infektionsabteilung im KFJ-Spital. "Der Schaden war gesetzt und konnte nicht mehr repariert werden."

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(APA)

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