Brennpunkt Dornbirner Bahnhof? Ein Ex-Security packt aus

Patrick Höbenreich war mit seinem Diensthund Bruno Security am Dornbirner Bahnhof.
Immer wieder Vorfälle

Aufgrund der neuerlichen Vorfälle am Dornbirner Bahnhof, die aufgrund einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen einem 32-jährigen Iraker und drei 15-jährigen Jugendlichen für Schlagzeilen sorgten, wandte sich Patrick Höbenreich an VOL.AT.

Der 36-jährige, dreifache Familienvater war gemeinsam mit seinem Diensthund Bruno 2017 als Sicherheitsbediensteter am Dornbirner Bahnhof im Einsatz. Trotz der hervorragenden Zusammenarbeit mit Vertretern der Polizei habe sich die Lage an der Verkehrsdrehscheibe nicht zum Besseren gewendet.

Bereits damals zwang ihn die Situation in Dornbirn zur Quittierung seines Dienstes. Er sah nämlich die Sicherheit für sich und seinen Belgischen Schäferhund nicht mehr gewährleistet.
"Allein die Präsenz eines Hundes besitzt eine Signalwirkung"
Während seiner Zeit beschränkte sich der Tätigkeitsbereich auf Kontrollgänge auf den Vorarlberger Bahnhöfen. Man habe es bereits damals mit Jugendlichen, Bettlern oder Menschen, die übermäßig Alkohol oder Drogen konsumiert hätten, zu tun gehabt. "Im Großen und Ganzen hatten wir die Situation gut im Griff. Ich kann mich aber auch an brenzlige Konflikte erinnern. Bis hin zu einem Übergriff auf einen Security-Kollegen, bei dem ich dann meinen Hund, selbstverständlich mit Maulkorb, zur Sicherheit zwischen ihn und den jungen Angreifer postierte. Allein die Präsenz eines Tieres besitzt eine Signalwirkung, die ich auch heute noch für angebracht finden würde", erzählt der ehemalige Sicherheitsbedienstete gegenüber VOL.AT.

"Wollte nicht riskieren, dass Bruno Opfer einer Messerattacke wird"
Stichwaffen seien damals ebenfalls schon Thema gewesen, weswegen er schließlich seinen Dienst quittierte. "Als Security im Einsatz setzt man sich natürlich auch Gefahren aus. Wir haben zwar gut mit den Beamten der Stadt- und Bundespolizei zusammengearbeitet und die meisten Konflikte verbal auflösen können. Trotzdem sind mir zwei bis drei Situationen in Erinnerung geblieben, die mich dann dazu gebracht haben, mit dem Sicherheitsdienst aufzuhören. Zumal offensichtlich auch vonseiten der ÖBB kein Bedarf mehr bestand, Diensthunde im Sicherheitseinsatz zu verwenden. Und ich wollte nicht riskieren, dass Bruno vielleicht einmal das Opfer einer Messerattacke wird", resümiert der Frastanzer. Auch die Frage der Zuständigkeit von Bundes- und Stadtpolizei sei seiner Ansicht nach nicht genau definiert und habe zu Missverständnissen geführt.


ÖBB reagiert und setzt auf Maßnahmen und Kontrollen
"Vorne weg, die wichtigste Botschaft an alle Fahrgäste und Kunden: Sie dürfen sich am Bahnhof Dornbirn sicher fühlen. Das belegen ganz klar die objektiven Zahlen, auch wenn wir wissen, dass das subjektive Sicherheitsgefühl von Nutzern davon abweichen kann. Das nehmen wir auch ernst, denn wir wollen, dass sich unsere Kunden am Bahnhof wohl und sicher fühlen. Eine wichtige Kennzahl ist für uns auch immer jene der Beschwerden. Solche gab es im gesamten Vorjahr genau eine (die kurioserweise offenbar 'zu viel Beleuchtung' betraf) und heuer bis dato keine", informiert ÖBB-Pressesprecher Christoph Gasser-Mair auf VOL.AT-Anfrage. ÖBB und Partnern von Stadt und Polizei sei es gemeinsam ein wichtiges Anliegen, dass sich die Menschen am Bahnhof Dornbirn sicher und wohlfühlen.

"Bestreifung erfolgt sieben Tage die Woche, rund um die Uhr"
Deswegen würde auch viele gemeinsame Anstrengungen in Angriff genommen werden: "Die Bestreifung des Bahnhofes und des gegenüberliegenden Busbahnhofes erfolgt mit zwei ÖBB-Sicherheitsmitarbeitern an sieben Tagen rund um die Uhr. Aufgrund der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit der Polizei können wir bei Übergriffen/Vorfällen sofort auf diese zugreifen. Die ÖBB-Reinigung für den Bahnhof ist täglich von 6 bis 23.30 Uhr mit einer Person vor Ort."
Gemeinsam mit Stadt und Polizei würden die Entwicklungen am und rund um den Bahnhof ständig im Auge behalten, analysiert und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen gesetzt werden. "Es finden quartalsmäßig bzw. anlassbezogen Abstimmungsgespräche mit der Stadt Dornbirn, der Polizei und OS (Operative Services ÖBB) statt. Es gibt einen ständigen Austausch zwischen den verantwortlichen Mitarbeitern der ÖBB mit der Bundespolizei sowie mit der Stadtpolizei Dornbirn. Die Kooperation mit der Polizei sowie die Präsenz der ÖBB OS Sicherheitsmitarbeiter vor Ort funktionieren ausgezeichnet. Was Jugendliche am Bahnhof betrifft, so stehen wir hier in gutem und ständigem Kontakt mit den Streetworkern der OJAD (Offene Jugendarbeit Dornbirn) und der Jugendnotschlafstelle Anker, falls Jugendliche keinen Schlafplatz haben", führt der ÖBB-Pressesprecher weiter aus.
Nicht jeder Vorfall spiele sich
direkt "am Bahnhof" ab
"Abschließend möchte ich noch festhalten, dass wir als ÖBB keinen Einfluss darauf haben, was sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes abspielt. Nicht jeder Vorfall, der oft verkürzt 'am Bahnhof Dornbirn' verortet wird, spielt sich auch tatsächlich am Bahnhofsgelände an sich ab", schließt Gasser-Mair.
(VOL.AT)
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