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Bahn im Rheintal: Varianten werden präsentiert

Entscheidung wollen die ÖBB gemeinsam mit dem BMK, dem Land Vorarlberg und den betroffenen Gemeinden treffen.
Entscheidung wollen die ÖBB gemeinsam mit dem BMK, dem Land Vorarlberg und den betroffenen Gemeinden treffen. ©VOL.AT
Am 24. Oktober werden den Verantwortlichen der Gemeinden und Landtagsparteien die vorläufigen Ergebnisse der Variantenstudie im Landhaus präsentiert; im Anschluss daran wird das weitere Vorgehen diskutiert.
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Knapp 50.000 Menschen nutzen derzeit täglich das Angebot an Nahverkehrszügen in Vorarlberg. Die ÖBB und das Land Vorarlberg wollen das Schienennetz des Landes bis zum Jahr 2040 zukunftsfit zu machen. Die Maßnahmen dazu sind Teil des Zielnetzprozesses 2040, einer langfristigen Strategie zum Ausbau des Bahnnetzes in ganz Österreich.

Von der Strategie bis zur Umsetzung

Damit aus geplanten Anforderungen konkrete Projekte werden können, ist zuerst die Untersuchung und Kosten-Nutzen-Abwägung im Zielnetz-Prozess erforderlich. Dabei stehen alle potenziellen Projekte in ganz Österreich im Wettbewerb zueinander. Nach erfolgter Bewertung und Priorisierung kann eine Aufnahme im finalen Zielnetz 2040 ermöglicht werden, was letztendlich auch die Voraussetzung für weitere Planungsschritte darstellt und letztendlich die Finanzierung sicherstellt. Was den Ausbau der Bahn im Rheintal betrifft, steht man noch ganz am Anfang.

Wie dies künftig aussehen könnte, wurde vom Büro Werner Consult im Auftrag der ÖBB-Infrastruktur AG und des Landes Vorarlberg analysiert. Untersucht wurde die bauliche Machbarkeit verschiedener Varianten für

  • den zweigleisigen Ausbau Lochau – Bregenz Hafen
  • den dreigleisigen Ausbau Bregenz – Lauterach Nord bzw. Wolfurt
  • den zweigleisigen Ausbau Lustenau – Hard-Fußach

Die Zwischenergebnisse wurden den Verkehrssprechern und Bürgermeistern bereits im Sommer präsentiert.

Auch bergmännische Bauweise wird untersucht

Im Rahmen dieser Präsentation im Sommer wurde beschlossen, die bislang drei Varianten der Gleisführung

  • die Variante Unterflurtrasse in offener Bauweise
  • die Variante mit oberirdischer Trassenführung ohne Untertunnelungen und
  • eine Mischvariante mit ober- und unterirdischen Anteilen

um die weitere Variante Unterflurtrasse in geschlossener (bergmännischer) Bauweise zu ergänzen.

Außerdem wurde ein gemeinsamer Termin zwecks Austausch unter Experten zwischen Werner Consult und den Verfassern der von der Stadt Bregenz beauftragten Zierl-Rhomberg-BDO-Studie vereinbart, der am 31. August stattfand.

Darüber hinaus wurden weitere Anregungen für Varianten – etwa für einen Eisenbahn-Gütertunnel durch den Pfänder – eingeholt.

Machbarkeit wird am 24. Oktober präsentiert

Die Machbarkeit der bergmännischen Variante zwischen Bregenz und Lochau bzw. Lindau wurde von den Experten von Werner Consult untersucht und wird am 24. Oktober 2022 im Landhaus in Bregenz den Bürgermeistern und Verkehrssprechern der Landtagsparteien präsentiert.

Im Zwischenergebnis im Sommer 2022 zeigte die Variante in Niveaulage die geringsten Auswirkungen auf Anrainer, Natur und Grundwasser während der Bauphase.

Auch die Anpassungen bestehender Infrastruktur für Bau und Betrieb sowie der Flächenverbrauch sind bei den Ausbaumaßnahmen dieser Variante am geringsten. Zudem können nur mit der Variante in Niveaulage, mehrjährige Streckensperren, auch in Hinblick auf internationale und regionale Bahnverbindungen, vermieden werden.

Am 24. Oktober geht es um die Entscheidung darüber, welche der nun vorliegenden Varianten für den Ausbau der Schieneninfrastruktur im Rheintal in den Zielnetz-Prozess eingespeist wird. Diese Entscheidung wollen die ÖBB gemeinsam mit dem BMK, dem Land Vorarlberg und den betroffenen Gemeinden treffen.

mehramsee sieht sich bestätigt

Auch die gemeinnützige Genossenschaft mehramsee fühlt sich darin bestätigt, dass die Industriellen Vereinigung Vorarlberg (IV) auf die falsche Zahlenbasis beim Schienengüterverkehr aufmerksam macht. Das haben die Initiatoren auch kürzlich mitgeteilt. Demnach würden laut IV-Studie bereits heute auf gewissen Strecken mehr Güterzüge als für 2040 prognostiziert fahren. „Darauf weisen auch wir seit mehr als zehn Jahren hin“, betonte mehramsee-Vorsitzender Pius Schlachter. Der Ausbaubedarf sei definitiv höher als von Land und ÖBB proklamiert – in welchem Maße, das hänge aber wesentlich davon ab, wie ernst es die Politik mit dem ankündigten Umstieg auf klimaschonende Verkehrsträger sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr meine. Die Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene sei laut mehramsee in Vorarlberg seit Jahren rückläufig, 88 Prozent aller Güter würden per LKW transportiert werden. Die Erreichung der europäischen Klimaschutzziele erfordert laut mehramsee eine Kehrwende. „In dem Moment, in dem die Politik das Ziel ausgibt, den Anteil des Schienengüterverkehrs spürbar zu steigern, steigt unmittelbar auch der Bedarf an leistungsfähiger Bahninfrastruktur“, so Schlachter.

Pius Schlachter ©mehramsee

Fundierte Entscheidungsaufbereitung statt Schnellschuss

Dass zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden müssen, sei unbestritten. Eine überhastete Flächensicherung dürfe aber nicht das Ergebnis sein, warnt der mehramsee-Vorsitzende: „Ein weiterer Trassenausbau im dicht besiedeltsten Lebensraum im Rheintal hat massive Auswirkungen auch auf Raumplanung und Gemeindeentwicklung. Daher muss die Politik jetzt endlich entscheiden, ob die Gleisinfrastruktur oben oder unten erweitert werden soll.“ Aus Sicht der gemeinnützigen Genossenschaft mehramsee braucht es eine fundierte Entscheidungsaufbereitung möglichst aller Aspekte. Dazu gehören neben Raumplanung und Gemeindeentwicklung auch Umwelt (CO2-Emissionen, Bodenversiegelung, Temperaturabstrahlung, Lärmemissionen etc. ), Gesundheit, öffentliche Räume als Lebensraum sowie die Konkurrenz von Infrastruktur zum öffentlichen Raum. „Erst auf dieser Faktenlage kann mit den betroffenen Gemeinden und Interessengruppen seriös über Lösungen ergebnisoffen diskutiert werden“, meint Schlachter abschließend. Ansonsten riskiere man, Lösungen umzusetzen, die nicht zum Problem passen. 

(VOL.AT)

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