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Anrainer vs. Großprojekte - Vorarlberger Fälle im Überblick

Große Bauprojekte stoßen nicht immer auf Begeisterung.
Große Bauprojekte stoßen nicht immer auf Begeisterung.
Die aktuellen Proteste und Diskussionen der Hohenemser Anrainer bezüglich des positiven Bescheids zum Grass-Neubau, sind keine Einzelfälle. Schon in der Vergangenheit gab es im ganzen Land immer wieder Proteste von Anrainern gegen geplante Großprojekte. Wir haben einige dieser Fälle - Anrainer vs. Großprojekte - für Sie zusammengetragen.
Menschenkette gegen Ölz-Werk
Seestadt Bregenz
Raststätte Hörbranz: Abrissarbeiten haben begonnen
Windkraftprojekt am Pfänder

Geplante Großprojekte und die zukünftigen Nachbarn vertragen sich nicht immer gut. Wirtschaftliches Interesse (Neubau, Expansion, etc.) stehen oft den Sorgen der Anrainer (vor allem Lärm- uns Verkehrsbelästigung) gegenüber. Wir haben einige Großprojekte der vergangenen Jahren aufgelistet, die auf Anrainerproteste stießen.

1. Bregenz – Seestadt

Nach beinahe zehn Jahren Vorarbeit wurde das Projekt Seestadt in Bregenz gestoppt – ein wahrer Knalleffekt im Januar dieses Jahres. Offiziell waren die zu hohen Kosten, aufgrund der Seenähe, der Grund für das Aus des Seestadt-Projekts. Doch auch die Initiative “Seestadt Bregenz” kritisierte das geplante Mega-Bauprojekt. Die Initiative wurde von Architekten und Kulturschaffenden gegründet und sprach sich immer wieder vehement gegen die Seestadt aus. Das geplante Projekt hätte negative Auswirkungen auf Bregenz gehabt – die Vorzüge die die Stadt einzigartig machen, würden großflächig vernichtet und dadurch der Entwicklung der Stadt inhaltlich, architektonisch und städtebaulich irreversiblen Schaden zugefügt. Auch habe sich das Projekt seit Wettbewerb bis zur Baufreigabe mehrfach drastisch verändert. Ein Highlight der Initiative waren die wöchentlichen Spaziergänge durch Bregenz, welche von Architekten angeboten wurde. Die Spaziergänge wurden zu verschiedenen Themen angeboten und sollten auf mögliche Potenziale der Stadt aufmerksam machen. Auch die Meinungen der Vorarlberger Bürger waren sehr gespalten zu dem großen Bauprojekt.

Seestadt und Seequartier Pläne Bregenz.
Seestadt und Seequartier Pläne Bregenz. ©Matthias Rauch

2. Weiler – Ölz

Erst letztes Jahr sorgte die Ankündigung von Meisterbäcker Ölz, 45.000 Quadratmeter aus einer Landesgrünzone in der Gemeinde Weiler herauszunehmen und in ein Betriebsgebiet umzuwidmen für Ärger bei den Anrainern. Es formierte sich sogar eine Bürgerinitiative “Lebensraum Weiler” die Widerstand gegen die Umwidmung leistete. 1.800 Personen haben sich damals auf der Plattform für den Erhalt der Grünzone ausgesprochen. Der Höhepunkt der Proteste war eine Menschenkette am Drei Königstag bei dem geplanten Standort bei der Wiesenstraße. Die Kritikpunkte waren im Groben: die Beschneidung der Landesgrünzone aus rein wirtschaftlichem Interesse, das verschandelte Landschaftsbild und die gefürchtete Verkehrs- und Geruchsbelästigung. Schlussendlich schienen die ewigen Diskussionen über die Erweiterung vorerst für beendet. Ölz verhandelt mittlerweile mit dem Textil- und Gewerbeparkfirmengruppe Fussenegger um eine Kaufoption eines 1,4 Hektar großen Nachbargrundstückes in Dornbirn-Wallenmahd. Die Fussenegger-Gruppe habe sich bereit erklärt, mit Ölz über einen möglichen Verkauf des Grundstückes zu verhandeln.

Das geplante Industriegebiet in Weiler.
Das geplante Industriegebiet in Weiler. ©VN

3. Hörbranz – Autobahnraststätte

Im November 2016 wurde nach langen Behörden- und Genehmigungsverfahren mit den Bauarbeiten der Autobahnraststätte in Hörbranz begonnen. Die Beschwerden bescherte dem Landesverwaltungsgericht eines der größten Verfahren aller Zeiten – 20 Beschwerden von Gruppen und Einzelpersonen gingen ein. Auch die Bürgerinitiative Hörbranz kritisierte die Pläne. In der Kritik stand jedoch nicht das Projekt an sich, sondern vielmehr die Art der Straßenführung und der geplante Flächenverbrauch. Durch die bis zu zwei Kilometer langen Zufahrtswege befürchten die Kritiker eine unnötig hohe Feinstaub- und Lärmbelastung. Außerdem würde der Verkehr näher an das Siedlungsgebiet rücken – Wohngebiete würden sehr nah an dem geplanten Projekt liegen. Kritik wurde auch daran geübt, dass die Bevölkerung in die Entscheidung nicht wirklich miteinbezoge wurde. Voraussichtlich im Juni 2018 soll die Raststätte offiziell eröffnet werden.

Harald Küng
Harald Küng ©Harald Küng

4. Rankweil – Sutterlüty

2012 sorgte eine geplante Übersiedlung eines Sutterlüty-Markts in Rankweil für Diskussionen. Eine Bürgerinitiative sammelte über 950 Unterschriften für den Erhalt des bestehenden Sutterlüty-Markts am Rankweiler-Bahnhof. Die Anrainerinitiative sprach sich gegen den geplanten Neubau in der Stiegstraße aus. Begründung der Anrainer: “weit überdimensioniert und raumplanerisch nicht begründbar”. Bei dem neuen Markt gehe es nicht um die Nahversorgung, sondern rein um die Größe und die stärkere Position unter den Lebensmittelketten. Mittlerweile wurde die Filliale an der Stiegerstraße gebaut, die Pläne für einen Nahversorger im Vinomna Center landeten in der Schublade.

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VN ©VN

5. Pfänder – Windkraft

Bei der Frage, ob auf dem Pfänderrücken eine Windkraftanlage errichtet werden soll, scheiden sich die Geiter. Auf Impulse auf dem Weg zur Energieautonomie in Vorarlberg, hoffen die Befürworter – die Gegner fürchten zu starke Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes und der Natur. Lange lagen die Pläne für eine Windkraftanlage auf Eis – im Februar dieses Jahres starteten wieder neue Verhandlungen. Sowohl Politik als auch die Bevölkerung geben ordentlich Widerstand gegen das geplante Projekt zwischen den Gemeinden Eichenberg und Möggers. Deshalb verordneten die Bürgermeister der Regionen Leiblachtal dem Projekt schließlich eine “Abkühlung”. Vor allem in Möggers stieß der Plan für ein Windran am Pfänderrücken auf Widerstand der Bevölkerung. So weigerten sich Wegeigentümer das Zufahrtsrecht zu unterschreiben und die Bevölkerung lehnte eine alternative Bauzufuhr durch die Ortsmitte ab. Es bleibt spannend ob und wann das Projekt Windpark am Pfänderrücken kommt. Die geplante Windkraftanlage könnte bis zu 200 Haushalte mit Strom versorgen.

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VN ©VN

6. Hohenems – Grass

Der jüngste Fall zum Thema “Großprojekt vs. Anrainer” ist der Grass-Neubau in Hohenems der Ärger bei den Nachbarn hervorruft. Die Anrainer protestieren weiter gegen den positiven Bescheid. Das Höchster Unternehmen Grass plant im Betriebsgebiet an der Autobahnausfahrt einen Neubau. Der Baubescheid der Stadt Hohenems sorgte nun bei den Anrainern für Ärger, der sagt nämlich: “dass die eingereichten Bauunterlagen dem Baugesetz entprechen” und “die Einwendungen der Nachbarn (…) abzuweisen und im Übrigen als unzulässig zurückzuweisen”. 200 Unterschriften wurden bisher gesammelt, Hauptkritikpunkt der Anrainer ist vor allem die Höhe der geplanten Hochregallager (35m) und dem Bürogebäude (25m). Dies sei nicht zu tolerieren, stattdessen sollte in die Breite gebaut werden. Wie berichtet, liegt derzeit das Verfahren noch bei der Bezirkshauptmannschaft.

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