Altersvorsorge und Überstunden: So will die Regierung ältere Beschäftigte entlasten
Die österreichische Bundesregierung will das Arbeiten über das reguläre Pensionsalter hinaus erleichtern und hat dazu mehrere Änderungen auf den Weg gebracht. Ziel ist es, den Verbleib älterer Menschen im Erwerbsleben zu fördern – freiwillig, aber mit Anreizen.
Zunächst war geplant, eine sogenannte "Flat Tax" von 25 Prozent auf zusätzliche Einkommen von Pensionistinnen und Pensionisten ab Jänner 2026 einzuführen. Dieses Modell ist nun jedoch vom Tisch. Stattdessen soll ab 1. Jänner 2027 ein jährlicher steuerfreier Zuverdienst von bis zu 15.000 Euro gelten – sowohl für Selbstständige als auch für Unselbstständige.
Der ursprüngliche Vorschlag der SPÖ sah diese Flat Tax nur für Unselbstständige vor, was wiederum auf Widerstand der ÖVP stieß – die jetzige Einigung ist also ein politischer Kompromiss.
Mehr Netto bei Überstunden und Feiertagen
Auch bei den Überstunden gibt es Erleichterungen: Ab 2026 sollen bis zu 15 Überstundenzuschläge pro Monat steuerfrei bleiben, jeweils in Höhe von maximal 170 Euro. Bisher war nur eine Steuerfreiheit für zehn Zuschläge bis zu 120 Euro vorgesehen.
Zudem soll klargestellt werden, dass Sonn- und Feiertagsentgelte – trotz eines gegenteiligen Urteils des Bundesfinanzgerichts – wieder steuerfrei sind. Monatlich sollen dabei bis zu 400 Euro unversteuert bleiben.
Paket zur Beschäftigung älterer Menschen kommt 2026
Ein zentrales Element des Maßnahmenbündels ist ein sogenanntes Älterenbeschäftigungspaket. Dieses soll bereits 2026 starten und Menschen über 60 gezielt dabei unterstützen, länger in Beschäftigung zu bleiben. Geplant ist ein Anreiz- und Monitoringsystem – die konkreten Details dazu will die Regierung 2026 präsentieren.
Ab dem Jahr 2027 sollen jährlich 100 Millionen Euro zusätzlich für die Arbeitsmarktförderung älterer Menschen bereitgestellt werden. In den Jahren 2028 und 2029 sollen weitere Mittel hinzukommen, die durch das Auslaufen der sogenannten "besonderen Höherversicherung" frei werden.
Betriebliche Altersvorsorge soll gestärkt werden
Parallel dazu will die Bundesregierung auch die zweite Säule des Pensionssystems, die betriebliche Altersvorsorge, reformieren und verbreitern. Bisher ist der Zugang davon abhängig, ob der Arbeitgeber entsprechende Modelle freiwillig anbietet. Künftig soll ein Generalpensionskassenvertrag allen Beschäftigten offenstehen.
Geplant ist außerdem, dass Guthaben aus der "Abfertigung Neu" kostenlos in eine Pensionskasse übertragen werden können. Für Härtefälle – etwa längere Arbeitslosigkeit oder schwere Krankheit – soll ein kontrollierter Zugriff auf einen Teil der Ansprüche ermöglicht werden. Auch ein möglicher Kapitalzugriff beim Pensionsantritt wird geprüft. Darüber hinaus will man den jährlichen Freibetrag für Einzahlungen in die private Vorsorge erhöhen.
Finanzierung ohne neue Budgetmittel – Kritik vom Seniorenbund
Die genaue Ausarbeitung des gesamten Maßnahmenpakets soll im kommenden Jahr erfolgen. Finanzieren will die Regierung das Vorhaben ohne zusätzliche Budgetmittel. Für die ursprünglich vorgesehene Flat Tax waren 300 Millionen Euro eingeplant – diese Summe wird nun durch die spätere Umsetzung eingespart.
Kritik kommt dennoch: Der ÖVP-nahe Seniorenbund zeigt sich wenig begeistert von der Verschiebung der Flat Tax. Ingrid Korosec, Präsidentin des Seniorenbunds, sprach in den "Salzburger Nachrichten" von "einem völlig falschen Signal". Wörtlich sagte sie: "Es habe die fixe Zusage gegeben, dass die Entlastung ab 2026 komme."
(VOL.AT)
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