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"Das Thema bewegt uns alle" – Hunderte Protestierende kämpfen für Dornbirner Geburtenstation

VOL.AT vor Ort bei der Demo gegen die Spitalspläne.
VOL.AT vor Ort bei der Demo gegen die Spitalspläne. ©VOL.AT/Mayer/Waanders
Die Stimmung kocht in Bregenz. Hunderte Menschen protestierten am Mittwoch gegen die Spitalspläne der Landesregierung – laut und emotional. VOL.AT war vor Ort und hat sich unter den Protestierenden umgehört.
"Das kann es nicht sein, sehe ich partout nicht ein"
Diskussion um Geburtshilfe: Wie steht Lustenau zur Situation in Dornbirn?

Sie kamen mit Transparenten, Kinderwägen und klaren Worten: Hunderte Menschen versammelten sich am Mittwochnachmittag vor dem Landhaus in Bregenz, um gegen die Verlegung der Dornbirner Geburtenstation zu protestieren. VOL.AT war live vor Ort, hat mit Frauen, Müttern, Großeltern und Jugendlichen gesprochen – und Stimmen eingefangen, die unter die Haut gehen.

Video: Stimmen der Protestierenden

"Wir sind da, weil es uns reicht"

Mit Tochter Julia und Enkelkind steht Andreas Barvinek auf dem Platz vor dem Landhaus in Bregenz – sichtlich aufgewühlt. "Wir sind da, weil es uns reicht", sagt er. "Unsere liebe Landesregierung hat so viel Geld in den Ausbau der Station in Dornbirn investiert, und jetzt soll sie wieder schließen? Ich meine, was soll das?"

©VOL.AT/Mayer

Er versteht nicht, warum alles nach Bregenz verlegt werden müsse. "Die Leute wohnen hier, sie sollen auch hier Kinder bekommen dürfen." Er wünscht sich von der Politik "ein Umdenken – und dass sie’s einfach so lassen, wie es ist". Zum Schluss wird er leiser: "Ich bin Mensch, ich lebe mit euch. Eine Gemeinschaft muss zusammenhalten – man darf uns nicht durch solche Entscheidungen auseinanderdividieren."

"Das Thema bewegt uns alle"

Mit buntem Schild und klarer Meinung stehen Ida Fink aus Schwarzach und Lilly Fitz aus Lustenau mitten unter den Demonstrierenden. "Wenn man die Geburtenstation nach Bregenz verlegt, geht die ganze Qualität verloren", sagen die beiden. "Die ganzen Zertifikate vom Dornbirner Krankenhaus – die gelten dann ja auch nicht mehr."

Ida Fink und Lilly Fitz. ©VOL.AT/Mayer

Die 17-Jährigen ärgern sich besonders, dass erst vor Kurzem viel Geld in die Station investiert wurde. "Das war alles neu gemacht, und jetzt soll’s einfach weg? Das ist schade." Sie befürchten, dass bei einer Zusammenlegung die individuelle Betreuung leide: "Dann wären das einfach viel zu viele Geburten auf einmal – da kann man sich doch gar nicht mehr um jede Mutter gleich kümmern."

Was sie sich wünschen? "Dass die Politik nochmal nachdenkt. Wir setzen hier ein Zeichen – und wenn man sieht, wie viele Leute da sind, dann merkt man: Das Thema bewegt uns alle."

"Ich finde es schlimm, dass gerade dort gespart wird"

"Bildung statt Bomben, Pflege statt Panzer, gegen jede Sparregierung", steht auf Aylins Schild. Die 16-Jährige bringt ihre Botschaft mit klaren Worten auf den Punkt: "Ich finde es schlimm, dass gerade dort gespart wird, wo’s am wichtigsten ist."

Die junge Fußacherin mit einem klaren Statement. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Von der Argumentation, dass sich Expertise an einem Ort besser bündeln lasse, hält sie nichts: "Das Statement supporte ich nicht", sagt sie entschieden. "Wenn das so weitergeht, sperrt bald jedes Krankenhaus zu."

Ihre Forderung an die Politik ist deutlich: "Lasst die Geburtenstationen offen – und hört endlich auf die Leute! Wir stehen hier nicht umsonst."

"Hier wird über den Kopf der Bevölkerung entschieden"

©VOL.AT/Mayer

Arnold Ranz ist aus Wien, lebt aber schon lange in Dornbirn. Seine Frau arbeitet im Krankenhaus in Dornbirn – "Gott sei Dank bald in Pension", sagt er mit einem halben Lächeln. Doch er sorgt sich um die Zukunft: "Hier wird über den Kopf der Bevölkerung entschieden. Das finde ich nicht in Ordnung."

Er hält die Zusammenlegung zwar "praktisch möglich, aber völlig unvernünftig". "Wenn die Frauen aus dem Montafon oder von Gargellen nach Bregenz fahren müssen, ist das einfach nicht realistisch. Die Gesundheitsreform ist so, wie sie jetzt läuft, nicht sinnvoll."

"Ich kann nicht verstehen, dass man zuerst Millionen investiert"

Christine Eze aus Feldkirch hat selbst medizinische Eingriffe in der Gynäkologie im Krankenhaus Dornbirn erlebt – und ist voll des Lobes: "Die sind dort so nett, so kompetent, so fein. Ich kann nicht verstehen, dass man zuerst Millionen investiert und dann alles zusammenlegt."

Christine Eze mit ihrer Freundin bei der Demo vor dem Landhaus. ©VOL.AT/Mayer

Für die 59-Jährige ist klar: "Ich bin gegen eine Zusammenlegung. Es hat genug Platz gegeben, und es ist schade, dass man alles zentralisiert."

Ihr Appell an die Politik ist schlicht, aber eindringlich: "Lasst Dornbirn leben. Und denkt vielleicht auch wieder darüber nach, ob man im Bregenzerwald nicht wieder etwas eröffnen könnte."

Nadja Hartmann aus Bregenz mit einem klaren Statement. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Zwischen Wut, Sorge und Zusammenhalt – die Demonstrierenden in Bregenz zeigen deutlich, dass die mögliche Schließung der Dornbirner Geburtenstation kein Randthema ist.

Die Protestierenden. ©VOL.AT/Emilia Waanders

(VOL.AT)

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