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Millionenbetrug mit Krypto und Falschgold – so lief die Inszenierung

Ein 35-Jähriger aus Vorarlberg steht im Zentrum eines spektakulären Anlagebetrugs. Mit persönlichen Kontakten, inszenierten Sicherheiten und klassischer Schneeball-Mechanik soll er Anleger um Millionen gebracht haben. Jetzt sitzt er in U-Haft.
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Schüsse, falsches Gold und ein Millionenbetrug

Ein Mann, ein Plan, ein Kartenhaus

Er war kein namenloser Betrüger aus dem Untergrund, sondern ein Mann mit Kontakten und Selbstbewusstsein. Seit Sommer 2023 suchte der Verdächtige gezielt die Nähe zu Bekannten, Geschäftspartnern und Vertrauten. Sein Auftreten wirkte professionell, sein Versprechen simpel: sichere Gewinne mit Gold und Krypto. Tatsächlich handelte es sich um eine Fassade – doch eine perfekt inszenierte.

Der Vorarlberger verstand es, mit immer neuen Versprechen und Inszenierungen Menschen wie Unternehmen zu ködern – bis das Kartenhaus im September 2025 in sich zusammenfiel und die Polizei den 35-Jährigen festnahm.

Schritt 1 – Vertrauen durch kleine Summen

Die Tarnung begann häufig über einen gemeinsamen Bekannten. Anfangs forderte der mutmaßliche Haupttäter vergleichsweise kleine Einlagen und zahlte diese – bewusst – zunächst wieder aus. Diese frühen baren Rückzahlungen dienten als Beweis und Lockmittel, um das Vertrauen der Opfer zu gewinnen und sie für höhere Summen zu gewinnen.

©Symbolbild APA

Schritt 2 – Die Show der „Sicherheiten“

Parallel stellte der Haupttäter ein Geflecht aus physischen und dokumentarischen Sicherheiten dar: Fahrzeugpapiere, angebliche Treuhandkonten, Bankunterlagen und physisches Gold in Koffern. Wesentlich war nicht die tatsächliche Echtheit, sondern die Inszenierung – Safes, vakuumverpackte "Goldbarren", Bankkoffer und vorgezeigte Dokumente erzeugten die Fassade von Sicherheit. Auch vermeintlich externe Akteure (Banker, Anwälte) wurden eingesetzt, um Glaubwürdigkeit zu erhöhen.

©VOL.AT

Schritt 3 – Gold als Köder

Eine zentrale Täuschung bestand darin, Gold als "Referenzträger" für die angeblichen Investitionen zu präsentieren. Die Koffer mit Gold durften nicht geöffnet werden, waren vakuumverpackt und in Bankkoffern sichtbar. Technische Hinweise wie angebliche GPS-Tracker oder Alarmsysteme sollten zusätzliches Vertrauen schaffen. In der Praxis diente dieses Gold als physisches Pfand zur Legitimation großer Barzahlungen – tatsächlich handelte es sich vielfach um Fälschungen.

Schritt 4 – Das Schneeball-Prinzip

Das System arbeitete dann offenbar nach dem Schneeballprinzip: Neue Einlagen wurden offenbar nicht in reale Investments gesteckt, sondern zum Teil zur Auszahlung kleiner Summen an bestehende Anleger verwendet – oft nur symbolische "Trinkgelder". Diese kleinen Rückflüsse, kombiniert mit der aufwändigen Inszenierung, verhinderten zunächst Misstrauen und erweckten den Eindruck, das Modell liefere tatsächlich Renditen.

Schritt 5 – Die Rolle der Nebenakteure

Banker, Anwälte, Mittelsmänner – manche real, manche erfunden. Der mutmaßliche Haupttäter präsentierte sie als "Kronzeugen" seiner Seriosität. Je mehr vermeintlich unabhängige Bestätigungen er lieferte, desto weniger stellten Anleger Fragen. Das Netz aus Personen und Papieren wirkte überzeugend – und ließ viele übersehen, dass es keine echten Geschäfte gab.

Schritt 6 – Druck, Drohkulisse, Drama

Als Anleger ihr Geld zurückforderten, setzte der Verdächtige auf Eskalation: Er fabulierte von Hintermännern und Sicherheitsrisiken, erfand ständig neue Ausreden – und inszenierte Bedrohungen. Sogar fingierte Polizeikontrollen und ein angeblicher Überfall, bei dem er angeschossen worden sein soll, dienten als Kulisse, um Auszahlungen weiter hinauszuzögern.

Schritt 7 – Opfer als Rekrutierer

Ein Verstärker der Betrugswelle war die Einbindung bereits gewonnener Anleger in die Akquise neuer Investoren. Aus Scham oder der Hoffnung, Verluste auszugleichen, warben Betroffene Freunde, Geschäftspartner und Bekannte an. Das vergrößerte die Reichweite der Masche erheblich und führte zu weiteren Verzögerungen und größeren Schäden.

Der Zusammenbruch

Spätestens im Sommer 2025 begann die Fassade zu bröckeln. Auszahlungen blieben aus, Erklärungen widersprachen sich. Geschädigte stellten Nachforschungen an – und schalteten die Polizei ein. Anfang September klickten die Handschellen. Seither sitzt der 35-Jährige in Untersuchungshaft.

Der Tatvorwurf: schwerer gewerbsmäßiger Betrug.
Es gilt die Unschuldsvermutung.

(VOL.AT)

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