Bei einem Hintergrundgespräch zog Weißmann eine Zwischenbilanz und skizzierte die finanziellen Herausforderungen für die kommenden Jahre. In der Periode von 2027 bis 2029 müsse der ORF 130 bis 140 Millionen Euro einsparen. Zwei Drittel sollen durch Kürzungen bei Sach- und Programmkosten aufgebracht werden, ein Drittel über Personalkosten.
ORF-Beitrag bringt 13 Millionen Euro mehr als geplant
Die Einhebung des neuen ORF-Beitrags verläuft laut Generaldirektor Roland Weißmann weitgehend reibungslos. Von insgesamt 4,08 Millionen Haushalten würden rund 3,9 Millionen den Beitrag verlässlich leisten, erklärte er. Dadurch seien die erwarteten Einnahmen um 13 Millionen Euro übertroffen worden.
Aktuell darf der ORF im Dreijahresschnitt bis zu 710 Millionen Euro jährlich aus den Beitragseinnahmen für seinen laufenden Betrieb nutzen. Überschüsse werden auf einem Sperrkonto geparkt, um etwaigen kurzfristigen Finanzbedarf abzufedern.
Für den Zeitraum 2027 bis 2029 ist eine Erhöhung der Obergrenze auf bis zu 745 Millionen Euro jährlich vorgesehen – vorausgesetzt, der ORF finanziert weiterhin eigenständig Angebote wie ORF 3, ORF Sport Plus sowie das Radiosymphonieorchester RSO.
Rückgriffe auf Publikumslieblinge
"Wir werden weiter einen strikten Sparkurs fahren müssen im Haus", erklärte Weißmann. Die Einsparungen würden "das ganze Haus treffen. Bei so einem Paket geht’s auch nicht anders."
Die Angebotspalette soll jedoch im Wesentlichen erhalten bleiben. Geplant sind Rückgriffe auf frühere Publikumslieblinge wie "Kommissar Rex", neue Folgen von "Braunschlag" und "MA 2412" sowie die Fortsetzung der Serie "Biester".
Lohnrunde: Hoffnung auf weiteren Abschluss unter der Inflationsrate
Ob das laufende Handshake-Programm und der Nicht-Nachbesetzungskurs ausreichen, um die Personalkosten zu senken, ließ Weißmann offen: "Ich schließe nichts aus!" Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit, Know-how zu halten und keinen Braindrain zu riskieren. Ziel sei erneut ein moderater Gehaltsabschluss unter der Inflationsrate.
"TV funktioniert sehr gut"
Eine erste Verhandlungsrunde habe bereits im Sommer stattgefunden. Zusätzlichen Druck verursache das von der Bundesregierung beschlossene Einfrieren der Haushaltsabgabe bis 2029 (15,30 Euro monatlich).
Trotzdem zeigte sich Weißmann mit der Marktposition zufrieden: "TV funktioniert sehr gut", sagte er. ORF ON sei "die mit Abstand am meisten genutzte Themenplattform", wozu auch eine Kooperation mit der Streamingplattform Joyn beigetragen habe. Diese sei allerdings befristet.
ESC 2026 in Wien – Teilnahme Israels offen
Im Kultur- und Eventbereich erwartet Weißmann ein starkes Jahr 2026 mit der Fußball-WM, den Olympischen Winterspielen und dem Eurovision Song Contest (ESC) in Wien.
Kritik an möglichen Kürzungen im Kulturprogramm wies er zurück: "Man soll sich doch freuen, dass Österreich für die Welt wieder zur Bühne wird!" Zur Diskussion um die Teilnahme Israels sagte Weißmann: "Als Gastgeber würde ich es begrüßen", die Entscheidung liege aber bei Israels öffentlich-rechtlichem Sender Kan.
Bauarbeiten am Küniglberg bis 2025 abgeschlossen
Die laufenden Umbauten am ORF-Zentrum Küniglberg sollen bis Jahresende 2025 abgeschlossen sein – innerhalb des genehmigten Budgets von 304 Millionen Euro. Zusätzliche Maßnahmen wie der Neubau des Eingangsbereichs werden aufgeschoben.
"Da warten wir noch ein paar Jahre – wie jeder normale Häuslbauer", so Weißmann. Zur Frage einer möglichen Wiederkandidatur 2026 äußerte sich der Generaldirektor zurückhaltend: "Frühstart ist Fehlstart. Ich hab noch genug zu tun."
(VOL.AT)
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