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Felix Baumgartner – Extremsportler und Provokateur

Weltrekordler, Impfgegner, FPÖ-Fan: Das war Felix Baumgartner
Weltrekordler, Impfgegner, FPÖ-Fan: Das war Felix Baumgartner ©GEPA pictures/ Michael Riedler
Er war einer der bekanntesten Extremsportler der Welt – und ob seiner Aussagen auch oft umstritten. Felix Baumgartner ging stets seinen eigenen Weg, in der Luft wie im Leben. Seine Aussagen polarisieren bis heute.

Der Tod von Felix Baumgartner erschüttert nicht nur Österreich, sondern auch die internationale Sport- und Medienszene. Der Salzburger Extremsportler wurde durch seinen Sprung aus der Stratosphäre weltberühmt. Doch neben seinen Rekorden sorgte er regelmäßig mit politischen Aussagen, Angriffen auf Medien und Grenzüberschreitungen für Kontroversen – und eine gespaltene Öffentlichkeit.

Ein Leben in Extremen

Seine sportliche Karriere war von Superlativen geprägt: 1999 sprang er von den Petronas Towers in Kuala Lumpur, überquerte später den Ärmelkanal im Gleitflug, sprang in den Höhlenschacht der Mamet-Höhle in Kroatien – und 2012 schließlich aus 39 Kilometern Höhe aus der Stratosphäre. Es war der Sprung, der ihn weltberühmt machte.

Weltrekorde – aber auch Weltanschauung

Mit dem Ruhm kamen auch die Schlagzeilen – nicht nur über seine Leistungen, sondern auch über seine Meinungen. Baumgartner machte kein Geheimnis aus seiner FPÖ-Nähe, wetterte gegen Flüchtlingspolitik, Demokratie, Maskenpflicht und Klimaforschung. Immer wieder griff er öffentlich Journalisten, Politiker und prominente Gegner an. Dabei bewegte er sich oft auf der Grenze zur persönlichen Entgleisung – und überschritt sie nicht selten.

Das waren seine größten Aufreger:

  • 2012:
    Baumgartner sprach sich für eine "gemäßigte Diktatur" in Österreich aus. Seiner Ansicht nach sollte diese von Persönlichkeiten aus der Privatwirtschaft geführt werden, da "man in einer Demokratie nichts bewegen könne".
  • Jänner 2016:
    Im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise kritisierte er die Regierung scharf. Er verglich die Strafen fürs Angeln ohne Lizenz mit der Flüchtlingspolitik und kommentierte: "Nur Idioten regieren ein Land, in dem so etwas möglich ist."
  • 2016:
    Baumgartner schlug den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán für den Friedensnobelpreis vor – eine Aussage, die für breite Kritik sorgte.
  • ServusTV-Auftritt von Martin Sellner (2016):
    Als der Chef der rechtsextremen Identitären Bewegung, Martin Sellner, in einer TV-Sendung zu Gast war, reagierte Baumgartner begeistert. In einem inzwischen gelöschten Social-Media-Beitrag sprach er von einem "historischen Tag in der deutschsprachigen TV-Geschichte".
  • 2017:
    Nachdem Puls4-Journalistin Corinna Milborn ein sexistisches Oster-Sujet von Palmers kritisierte, konterte Baumgartner mit einer abfälligen Bemerkung: "Bei der Figur auch kein Wunder."
  • 2020 (Corona-Pandemie):
    Er wetterte öffentlich gegen die Maskenpflicht – zu einem Zeitpunkt, als es noch keine wirksame Impfung gab.
  • 2022:
    Baumgartner kritisierte die geplante Impfpflicht scharf. Den damaligen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein bezeichnete er als "pandemischen Geisterfahrer". Zudem schrieb er: "Omikron ist für die Bevölkerung weniger gefährlich als die österreichische Regierung mit ihrer Impfpflicht."
  • 2023:
    In einem Social-Media-Disput mit Falter-Chefredakteur Florian Klenk beleidigte er diesen als "Pharmahure" und "festen Trottel". Dafür wurde Baumgartner später wegen übler Nachrede verurteilt.
  • 2024:
    In einer öffentlichen Auseinandersetzung mit ORF-Meteorologe Marcus Wadsak warf Baumgartner diesem vor, Teil der "Klima-Lüge" zu sein, und nannte ihn einen "Clown".

In den vergangenen Jahren eckte er öffentlich oft an. Zuletzt mischte er sich in den Frauenfußball ein. Zur Klage der Schweizer Nationalspielerin Alisha Lehmann über die Gehaltsunterschiede zu den Männern schrieb er auf Facebook: "Einbildung ist auch eine Bildung. Natürlich machen Frauenfußballspielerinnen nicht denselben Job wie ihre männlichen Kollegen. Ansonsten hätten sie die gleichen Einschaltquoten wie die Männer. Wenn ich im Chor singe, mache ich auch nicht denselben Job wie Ed Sheeran und Co."

Wegen abwertender Äußerungen über Frauen bekam er zu Hause in Österreich bereits 2017 den Negativ-Preis "Rosa Handtaschl" verliehen. Das Rosa Handtaschl ist ein österreichischer Schmähpreis, mit dem offenkundig sexistische Äußerungen von Personen des öffentlichen Lebens ausgezeichnet werden - vergeben seit 2004 vom österreichischen Frauennetzwerk Medien.

Reaktionen zwischen Trauer und Wut

Die Kommentare in sozialen Medien zeigen, wie sehr Baumgartner polarisierte – auch nach seinem Tod. Zwischen Respekt und Abscheu liegen nur wenige Zeilen. Für manche war er ein mutiger Querdenker, für andere ein gefährlicher Provokateur. Die FPÖ würdigte ihn als "leidenschaftlichen Patrioten", viele andere distanzierten sich von seinen Aussagen, nicht aber von seiner sportlichen Leistung.

(VOL.AT)

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