4600 Euro netto: Kontroverse um Sozialhilfe für neunköpfige Großfamilie in Wien

Eine Großfamilie in Wien, die auf Sozialhilfe angewiesen ist, lässt nicht nur bei politischen Akteuren die Wogen hochgehen, sondern sorgt auch im Netz für zahlreiche Diskussionen. Wie seit einigen Tagen bekannt, "Heute" berichtete zuerst", erhalten Vater, Mutter und ihre sieben Kinder inklusive Mietbeihilfe 4.600 Euro monatlich.
Video: Streit um Mindestsicherung
- Gemäß dem „Heute“-Bericht ist die syrische Familie für eines ihrer sieben Kinder nicht empfangsberechtigt, für die verbleibenden sechs Kinder ergibt sich demnach ein Betrag von 1872 Euro. Zudem stehen einem in einem gemeinsamen Haushalt lebenden Paar in Wien noch 1618,18 Euro pro Monat zu. Dies führt zu einem ungefähren Gesamteinkommen der Familie von etwa 3500 Euro. „Heute“ zufolge bekommt die Familie zusätzlich noch rund 995 Euro monatlich an Mietzuschuss.
- Bei den Beträgen, die für Kinder gezahlt werden, zeigen sich signifikante Unterschiede. In Kärnten und der Steiermark erhält man pro Monat für ein Kind 242 Euro, während in Oberösterreich und Salzburg 288 Euro gezahlt werden. Den Spitzenwert erreicht Wien mit 312 Euro je Kind.
- Im Gegensatz zu Ober- und Niederösterreich, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg, wo die Unterstützung mit der Anzahl der Kinder im Haushalt abnimmt, zahlt Wien für jedes minderjährige Kind im Haushalt die landesweit höchste Unterstützung – ohne Berücksichtigung der Gesamtzahl der Kinder.

Kickl poltert auf Social Media
"Es kann nicht sein, dass Menschen in unser Land kommen, noch nichts beigetragen haben und üppig mit dem hart erarbeiteten Steuergeld alimentiert werden, während sich zum Beispiel unsere Senioren bei Sozialmärkten anstellen müssen. Das ist eine Schande", poltert FPÖ-Chef Herbert Kickl auf Social Media.
"Es geht hier nicht um Neid, und es geht auch nicht um Österreicher gegen Migranten, sondern es geht um Gerechtigkeit", bläst der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp ins selbe Füllhorn. "Ich kenne keinen Job, wo man mehr Gehalt bekommt, nur weil man mehr Kinder hat".
Video: Das sagt Peter Hacker
SPÖ-Stadtrat: "Was soll diese Mikrozensus-Debatte?"
Schuld an dieser Schieflage ist aus Sicht der Blauen die Wiener SPÖ. Nepp weiter: "In Wien wird verfassungswidrig ausbezahlt, das Wiener Sozialhilfegesetz muss angepasst werden". Hacker würde außerdem immer wieder von Einzelfällen sprechen, die keine wären, meinte der Wiener FPÖ-Chef. SPÖ-Sozialstadtrat Hacker sagte gegenüber dem ORF, es gäbe in Wien ungefähr 120 ähnliche Familien, wovon 110 arbeiten. "Das sind etwa 500 Euro pro Kopf. Was soll diese Mikrozensus-Debatte?"
Auch die ÖVP ist empört
Der Fall der Wiener Familie empörte aber auch die Wiener ÖVP, die dieselben Forderungen stellen wie die Freiheitlichen: eine Reduktion der "Binnenmigration" und eine niedrigere Sozialhilfe, wie auch in anderen Bundesländern. Der oberösterreichische Soziallandesrat und designierte Wirtschaftskammer-Generalsekretär Wolfgang Hattmansdorfer rechnete etwa vor, dass eine gleich große Familie in Oberösterreich nur rund 2.300 Euro bekäme.
ÖVP-Raab fordert eine "Wartezeit"
Dieselben Töne kommen auch aus der Bundespartei: Integrationsministerin Susanne Raab spricht sich für eine Wartezeit von fünf Jahren aus, bevor man Anspruch auf Sozialhilfe hat, aus. Auch sie erachtet die Wiener "Förderpolitik" als "überbordend". "Die Höhe der Wiener Sozialleistungen behindert erfolgreiche Integration", heißt es in einem der APA übermittelten Statement.
Volkshilfe: "Armenshaming ist ein Skandal"
"Von Saus und Braus kann keine Rede sein", kommentierte hingegen die Volkshilfe den Fall bereits am Donnerstag auf X (vormals Twitter). Bei sieben Kindern, davon vier unter 14 Jahren, liege die Armutsschwelle laut Statistik Austria bei 6.603 Euro. Laut Schuldenberatung benötige ein Paar mit vier Kindern 5.858 Euro monatlich für einen bescheidenen Lebensstil. Mit 4.600 Euro Mindestsicherung liegt die Familie mit neun Kindern deutlich darunter. "Nicht die Wiener Mindestsicherung, sondern Armenshaming ist der Skandal", ergänzte Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien in einer Aussendung am Freitag.
Wehsely: "Politisches Kleingeld auf den Rücken von Kindern"
"Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch. Der Wiener Weg, kein Kind zurückzulassen, ist gut und richtig. Und zwar für das jeweilige Kind selbst, Wien und Österreich. Hier wird ,fokussiert unintelligent' im Wahlkampf gerade politisches Kleingeld auf den Rücken von Kindern geschlagen." Einsparungen bei Kindern, sind ein Skandal für die Gemeinschaft, betont Wehsely. Jeder Cent der Kinder wachsen, lernen und vertrauen lässt, komme mehrfach der Gesellschaft zugute. Zudem fordert sie bessere Deutschkurse, wie etwa geförderte und arbeitsplatznahe Kurse sowie einen rascheren Zugang zum Arbeitsmarkt, um selbst beitragen und Geld verdienen zu können. (APA, VOL.AT)
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