Dreizehn Tage lang wurden im Testamentsprozess nun die Angeklagten zum größten Justizskandal der Vorarlberger Geschichte einvernommen. Die Fronten zwischen den Beschuldigten blieben dabei stets gleich. Während sich der Hauptangeklagte Jürgen H. und sein Strohmann Peter H. umfassend geständig zeigten, wiesen die anderen Gerichtsbediensteten alle Vorwürfe zurück. Vehement versuchten sie, die Einzeltätertheorie aufrecht zu erhalten. Nicht immer hinterließen die Beschuldigten dabei einen glaubwürdigen Eindruck. Vor allem der Rechtspfleger Clemens M. (52) verstrickte sich laufend in Widersprüche. Und auch Kurt T. (48) kam teilweise in Erklärungsnotstand. Einzig der pensionierte Gerichtsmitarbeiter Walter M. (73) blieb einigermaßen locker.
Befreundete Richterkollegen
Mit den heute beginnenden Zeugeneinvernahmen geht der große Testamentsprozess nun in eine neue Etappe. Sowohl Anwälte als auch Prozessbeobachter sind gespannt darauf, was die 25 geladenen Zeugen zu erzählen haben. Am 14. Prozesstag sind mit Ausnahme von Isabelle Amann – sie wurde auch von Amts wegen vorgeladen – ausschließlich Entlastungszeugen der angeklagten Richterin am Wort.
Prominentester Zeuge ist wohl der ehemalige Präsident des Landesgerichts Feldkirch, Alfons Dür. Ratz hatte dem mittlerweile pensionierten Juristen im Jahr 2005 das nunmehr inkriminierte Nazi-Testament im Fall Mutschler sowie das dazugehörige Gerichtsprotokoll gezeigt. Sie habe ihn um Rat gefragt, weil er „großes historisches Wissen“ habe und im Familien- bzw. Außerstreitrecht „sehr versiert“ sei, sagte Ratz bei ihrer Einvernahme in der dritten Prozesswoche. Die restlichen Zeugen, die heute aussagen werden, sind größtenteils befreundete Richterkollegen von Ratz. Unter anderem wird Bertram Metzler, Vorsteher des Bezirksgerichts Bezau, in den Zeugenstand treten.
Die junge Bezirksrichterin Isabelle Amann soll ebenfalls mit der Angeklagten befreundet sein, wie es heißt. Amann hatte gemeinsam mit einem befreundeten Notar wesentlich zur Aufdeckung der Testamentsaffäre beigetragen. Etwas Licht ins Dunkel könnte Amann heute auch in den Verlassenschaftsfall Stefanie Hagen bringen, für den sie seinerzeit als Bezirksrichterin zuständig war. Nicht als Zeuge aussagen wird voraussichtlich jener Dornbirner Anwalt, der die Gesetzeserben im Fall Isele vertrat und mit Richterin Ratz den ominösen „Schenkungsvertrag auf den Todesfall“ kreiert haben soll. Er habe von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht, zitierte der Richter aus einem Schreiben des Anwalts.
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