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Zeit für Stille und Natur

Das Ende eines lohnenswerten Pilger-Weges: St. Arbogast.
Das Ende eines lohnenswerten Pilger-Weges: St. Arbogast. ©VOL.AT/Roland Paulitsch
Noch ein Geheimtipp: Auf malerischen Wegen hoch über dem Vorderland von der Basilika Rankweil bis nach St. Arbogast pilgern!
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Musik passiert überall. Deshalb lässt sich auch überall Inspiration für neue Musik finden. Bernd Hagen hat mit seiner Band „Of Horses and Men“ vor kurzen das Debut-Album aufgenommen und erzählt uns, dass viele Lieder von den Klängen der Natur und gleichzeitig der Stille, die man dort erleben kann, inspiriert sind. Wer am Eusebiusweg von Rankweil über Viktorsberg und Fraxern nach Arbogast pilgert, erlebt Felder und Wiesen, Waldwege und Forstpfade. So abwechslungsreich wie dieser Weg sind die Ausblicke und Einblicke der Umgebung: Man sieht in die Tiefe und in die Höhe. Und wenn man die Augen schließt, sieht man ebenso tief und hoch in sich hinein.

Die Karte zum Pilger-Weg

Pfarrer Ciobanu über den Weg

„Ein bisschen ging es mir ja wie dem Heiligen Eusebius“, gibt der Weiler Pfarrer Marius Ciobanu lachend preis: „Ich hätte auf dem Weg auch fast meinen Kopf verloren!“ Was er im übertragenen Sinne meint, soll dem Einsiedler Eusebius der Legende nach buchstäblich so passiert sein: Dieser habe nämlich eines Sonnabends Bauern beim Heuen zurechtgewiesen, weil sie sich nicht an die Sonntagsruhe hielten, woraufhin ihm einer vor Zorn mit seiner Sense den Kopf abgeschlagen habe. Das Eusebius-Bild auf dem Weg hinauf auf den Viktorsberg zeigt den Mönch mit dem Kopf unterm Arm beim Aufstieg zum Kloster. Pfarrer Marius: „Genau an dieser Stelle gab es aber plötzlich so viele Abzweigungen, dass ich mich verlaufen habe. Vor lauter innerer Rebellion sah ich auch keine Schilder mehr und musste erst ein Stück retour gehen, um wieder auf die richtige Spur zu kommen.“

Gedanken weglassen

Marius Ciobanu ist ein leidenschaftlicher Jakobsweg-Pilger. Zwischen Pilger- und Lebenswegen erkennt er viele Parallelen: „Manchmal muss man die Gedanken einfach sausen lassen, ins Hier und Jetzt fallen. Dann siehst du auch die Wegweiser!“ Denn eines weiß er schon von Berufs wegen: „Gott will, dass alle den Weg finden.“ Seiner Erfahrung nach bekäme man beim Gehen sowieso nicht die Antworten auf jene Fragen, die man stellen würde. Viel eher auf solche, derer man sich gar nicht bewusst sei.

Wow-Momente

Ist der Weg erst mal gefunden, würden Wow-Momente nicht ausbleiben, ja geradezu Glückshormone freisetzen. Auf dem Viktorsberg beispielsweise oder später auch in Orsanka bei Fraxern, wo sich in dieser Jahreszeit plötzlich ein Blumenmeer vor einem auftue. „Zeit für Stille und Natur, das ist die größte Herausforderung in einem hektischen Leben und zugleich große Kraftquelle für uns Menschen“, so der Gemeindepfarrer. Schlussendlich kam auch das Abenteuer auf dieser Pilgerroute nicht zu kurz. Spätestens dort, wo für die Querung des Ratzbachs eine Brücke fehlt, stieg die Spannung: „Mittels Seil gelang es mir auf die andere Seite zu gelangen, die Belohnung kam in Form eines grandiosen Wasserfalls wenig später“, so Ciobanu. Sein Fazit: „Dieser Weg ist wie ein Puzzle, das dir Stück für Stück zeigt, was Leben bedeutet. Zum Beispiel stets auf der Suche nach Wahrheit zu sein.“ Besser also: Hand aufs Herz statt Kopf untern Arm!

Von Rankweil bis St. Arbogast

Eckdaten: 14,4 km, Gehzeit 4 h bis 4,5 h, Aufstieg: 370 m

Streckenverlauf: Basilika Rankweil – entlang der Frödisch bis Wannenbrücke – Aufstieg zu Eusebiusbild – Eusebiusweg – Viktorsberg – Ratzbach (Querung nur bei trockenem Wetter) – Familienkapelle Fraxern – Orsanka – Mathionswiese – Arbogast

Vorarlberg pilgert

Man muss der gelben Jakobsmuschel nicht durch Frankreich oder bis nach Spanien folgen, das Pilgerglück liegt auch näher. In Vorarlberg kann das „Gehen als des Menschen beste Medizin“ – so Hippokrates – vielerorts ohne lange Anreise erprobt werden. Im Rahmen der Begegnungsoffensive „Sommerkirche“ macht die Katholische Kirche Vorarlberg Pilgerrouten bekannt und schickt acht Menschen auf den Weg. Jeden Donnerstag lassen wir sie in den VN und auf VOL.AT erzählen. Über innere und äußere Grenzen, sommerweite Horizonte und was es bedeutet, mit sich selbst auf dem Weg zu sein. Spannende Pilgervideos mit dem Titel „Wanderst du noch oder pilgerst du schon?“ erscheinen darüber hinaus in den kommenden Wochen auf VOL.AT. Wohin sind Sie gepilgert? Posten Sie Ihre Pilgerfotos oder Ihren Lieblingspilgerweg unter #pilgerngsi und #sommerkirche. Schicken Sie uns ein Pilgerfoto oder ein Erlebnis. Eine Auswahl daraus veröffentlichen wir in den kommenden Wochen. Zuschriften an: teresa.brunner@russmedia.com

(VN/Marlies Mohr, VOL.AT)

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