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Wirbel um Ski-Verbot: "Brauchen keine Zurufe aus Bayern"

Vorarlberg vehement gegen Ski-Verbots-Pläne
Vorarlberg vehement gegen Ski-Verbots-Pläne ©Oliver Lerch | VOL.AT| APA
Tourismuslandesrat Gantner und Wirtschaftslandesrat Tittler erteilen den Plänen über eine europaweite Schließung von Skigebieten eine Absage.
Diskussion um Skifahr-Verbot

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte will Skigebiete angesichts der Corona-Pandemie mindestens bis zum 10. Januar geschlossen halten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte den Vorstoß unterstützt. "Wenn wir Grenzen offen halten wollen, brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft. Ansonsten wird es eine schwierige Entwicklung", sagte er am Dienstag in München.

Wer in Risikogebieten Skifahren gehe, müsse zehn Tage in Quarantäne. "Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen überall beziehungsweise kein Urlaub überall."

Wallner: "Steht nicht zur Debatte"

Österreich, das seit Monaten betont, die Skigebiete mit entsprechenden Vorkehrungen öffnen zu wollen, reagierte dagegen am Dienstag mit vehementer Ablehnung.

„Das komplette Schließen von Skigebieten steht bei uns nicht zur Debatte“, wird Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner am Mittwoch von den "Vorarlberger Nachrichten" zitiert. „Wir brauchen weder aus Italien noch Bayern Zurufe“, meint auch Landesrat Christian Gantner, der in der täglichen Sendung „Vorarlberg live“ am Dienstag zu Gast war.

"Völlig falsche Botschaft

Als die in der gegenwärtigen Situation „völlig falsche Botschaft“ bezeichnet auch Wirtschaftslandesrat Marco Tittler Forderungen aus Italien und Bayern, die Skipisten heuer geschlossen zu halten.

„Vorarlberg sagt den Winter sicher nicht ab“, so die Reaktion von den Landesräten Gantner und Tittler. Vorarlbergs Tourismus habe im zurückliegenden Sommer gezeigt, dass sichere Gastfreundschaft möglich ist. „Eine Wintersaison wird es geben, wenn auch eine andere“, sagt der Tourismusreferent und verweist auf den "Winterkodex Vorarlberg".

„Wir haben mit dem Tourismus auch eine Verantwortung für die Täler und Regionen und die vor- und nachgelagerte Bereiche.“ Trotz Gegenwinds bleibt Gantner für die anstehende Wintersaison 2020/2021 „nach wie vor optimistisch“.

Kein Vorarlberger Alleingang

Die Öffnung der Skigebiete hängt für Gantner auch mit den Infektionszahlen zusammen: „Es ist deshalb derzeit zu früh, um sich für Schließungen auszusprechen“, so der Landesrat. Keinesfalls dürfen solche Entscheidungen „leichtfertig aus dem Bauch heraus“ getroffen werden. Einen Alleingang Vorarlbergs wird es nicht geben. „So eine Entscheidung kann nur österreichweit fallen“, unterstreicht Gantner.

Tittler: Infektionszahlen herunterbringen

„Es ist wichtig, dass unter Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen und Covid-19-Regeln ein Wirtschaften rasch wieder ermöglicht wird“, sagt Wirtschaftslandesrat Marco Tittler. Ziel müsse deshalb sein, die Infektionszahlen herunterzubekommen. „In Tourismusregionen gibt es auch zahlreiche Betriebe, die indirekt auf eine Wintersaison angewiesen sind. Deshalb ist die Reduktion der Infektionszahlen eine der wichtigsten wirtschaftspolitischen Maßnahmen“.

Streit unter Alpenländern

Italiens Vorstoß über einen späteren Start der Wintersportsaison in der EU sorgt auch für Streit unter den Alpenländern. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte will Skigebiete angesichts der Corona-Pandemie mindestens bis zum 10. Januar geschlossen halten. "Es ist nicht möglich einen Winterurlaub zuzulassen, wir können uns das nicht leisten", sagte Conte im Interview mit dem Fernsehsender "La7".

Italien strebt demnach in Abstimmung unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron einen europäischen Fahrplan zur schrittweisen Öffnung der Skigebiete an. Einigkeit herrscht unter den Regierungschefs Medienberichten zufolge darüber, dass unkoordinierte und zu schnelle Öffnungen wie im Sommer ein Fehler wären.

Wenigstens eine länderübergreifende Regelung forderten auch die italienischen Regionen: Wenn Skipisten geschlossen würden, sollte das für ganz Europa gelten, sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, der Zeitung "Corriere della Sera" (Dienstag). Man könne das Skifahren nicht im italienischen Südtirol verbieten und es aber im österreichischen Kärnten erlauben.

Vehemente Ablehnung aus Österreich

Österreich, das seit Monaten betont, die Skigebiete mit entsprechenden Vorkehrungen um jeden Preis öffnen zu wollen, reagierte dagegen am Dienstag mit vehementer Ablehnung. Finanzminister Gernot Blümel forderte Entschädigungen in Milliardenhöhe von der EU, falls Skilifte tatsächlich über die Weihnachtsferien stillstehen sollen. Österreich rechne dadurch mit einem Umsatzausfall von 800 Millionen Euro für jede der Ferienwochen. "Wenn die EU tatsächlich vorgibt, dass die Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann bedeutet das Kosten von bis zu 2 Milliarden Euro. Wenn die EU das wirklich will, dann muss sie dafür auch bezahlen", teilte Blümel am Dienstag mit.

"Wir haben in Österreich für all jene Bereiche, die wir behördlich geschlossen haben, in kürzester Zeit einen Umsatzersatz auf die Beine gestellt. Wenn Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann muss die EU einen Skifahr-Ausfallsersatz leisten", forderte Blümel.

Messner für Öffnung erst im Jänner

Rückendeckung bekam Conte auch von der italienischen Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Bis Januar mit dem Öffnen der Pisten und Betriebe zu warten, wenn es bis dahin die Ansteckungswerte erlauben sei keine Wahl, sondern ein Muss, sagte der 76-Jährige der Zeitung "La Repubblica".

(red/APA)

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