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Söder plädiert für europaweite Schließung von Skigebieten

Streit in den Alpenländern um Skisaison während Corona und vor allem auch zu Weihnachten
Streit in den Alpenländern um Skisaison während Corona und vor allem auch zu Weihnachten ©APA
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist dafür, die Skigebiete in den Alpen auch über Weihnachten geschlossen zu halten

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstützte den italienischen Vorstoß, die Skigebiete in den Alpen auch über Weihnachten geschlossen zu halten. "Wenn wir Grenzen offenhalten wollen, brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft. Ansonsten wird es eine schwierige Entwicklung", sagte er. "Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen überall beziehungsweise kein Urlaub überall", so der bayrische Politiker.

Der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner meint unterdessen, Europa dürfe während der Weihnachtszeit nicht die Fehler des Sommers machen, weil dies zu einer weiteren Epidemiewelle führen würde. "Nach der ersten Epidemiewelle haben Europa und die Regionen dem Druck der Wirtschaft nachgegeben. Das Resultat war eine Explosion der Neuansteckungen", so Messner im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica"."Das schönste Geschenk, das die Institutionen ihren Bürgern zu Weihnachten machen können, ist zu beweisen, dass sie Prioritäten setzen. Zuerst Gesundheit und Schule und dann kommt der Rest", meinte Messner.

Italien drängt auf europaweiten Skiurlaubsverbot

Der italienische Regierungschef Giuseppe Conte führte am Dienstag ein Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über die Anti-Covid-Auflagen, die während der Weihnachtszeit ergriffen werden sollen. Conte hegt Pläne, die Skipisten über die Weihnachtszeit möglicherweise zu schließen und auf diese Weise eine Maßnahme gegen die Coronapandemie zu setzen. Er drängt darauf, dass es zu einem europaweiten Skiurlaubsverbot kommt.

Proteste in Norditalien

Norditalienische Regionen protestieren gegen Pläne der Regierung in Rom bezüglich einer möglichen Schließung der Skipisten über die Weihnachtszeit. Man habe Maßnahmen und Vorschriften entworfen, "die den normalen Beginn der Skisaison in voller Sicherheit ermöglichen", sagte der Präsident Venetiens, Luca Zaia, der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera". Auch Österreich hat keine Freude mit den Plänen aus Rom.

Sollte sich Rom für ein Skiurlaub-Verbot über die Weihnachtsfeiertage entschließen, sollte dies für ganz Europa gelten. "Man kann nicht das Skifahren in Südtirol verbieten und es in Kärnten erlauben, das wäre unannehmbar", so Zaia. Der Bürgermeister der renommierten Bergortschaft Cortina im Herzen der Dolomiten, Gianpietro Ghedina, warnte vor den dramatischen Auswirkungen eines Skiurlaub-Verbots auf die lokale Wirtschaft. "Die Skiwelt ist mit Hotels, Gastronomie und Geschäften verbunden. Die Berge leben vom Skisport. Die Weihnachtsfeiertage machen 30 Prozent der Skisaison aus. Sollten wir über die Weihnachtsfeiertage schließen müssen, wäre dies verheerend", sagte Ghedina dem Radiosender RTL 102.5.

Italienische Hoteliers in Sorge

Auch der italienische Hotelierverband hat Sorge, dass Italien einseitig das Skifahren zu Weihnachten verbieten könnte. Das würde nur dazu führen, dass die Urlauber in andere Länder ausweichen. "So schenken wir unseren Nachbarländern wie Österreich, der Schweiz und Frankreich Touristen, während wir geschlossen bleiben müssen", protestierte der Präsident des italienischen Hotelierverbands Federalberghi, Bernabo Bocca, laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Der Verbandschef bezifferte die Verluste für die italienische Hotellerie im schwarzen Epidemie-Jahr 2020 auf 14 Milliarden Euro. Dies entspreche einem Rückgang gegenüber 2019 von 57 Prozent. Auch die Aussichten für 2021 seien nicht positiv.

Gesundheitsbehörden für europaweites Skiverbot

Italiens Gesundheitsbehörden drängen indes auf ein europaweites Skiverbot zu Weihnachten. "Wenn Italien Skiurlaube verbietet, aber die Skianlagen in Österreich, Frankreich oder in der Schweiz offen sind, wird das Problem nicht gelöst", sagte der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Gianni Rezza. Der Präsident des Obersten Gesundheitsrats in Italien, Franco Locatelli, meinte, angesichts der hohen Zahl von Todesfällen und Ansteckungen in Italien sei eine Öffnung der Skianlagen nicht möglich.

Wenig Freude aus Österreich

Wenig Freude erweckt der Vorstoß aus Rom, zu Weihnachten das Skifahren zu verbieten, in Österreich. Finanzminister Gernot Blümel und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (beide ÖVP) forderten umgehend Geld aus Brüssel, sollte es zu einem Skiverbot zu Weihnachten kommen. Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer sieht keine Hindernisse für weihnachtliches Skifahren in Österreich. Zurückhaltend ist das grün-geführte Gesundheitsministerium.

"Ich kann dem italienischen Vorstoß nichts abgewinnen", sagte Köstinger (ÖVP). "Winterurlaub in Österreich wird sicher sein. Unsere Betriebe haben bereits umfassende Sicherheitskonzepte für den Skiurlaub, Apres Ski wird es beispielsweise heuer nicht geben", versicherte sie. Tourismus und Gastronomie seien nicht für die hohen Infektionszahlen verantwortlich, nahm sie ihre Branchen in Schutz. Sollte die EU an Einschränkungen denken, dann müsse sie für Schadenersatz für die Betroffenen Betriebe sorgen. Tourismus- und Freizeitwirtschaft sicherten direkt und indirekt rund 700.000 Menschen Arbeit und Einkommen.

Blümel fordert Geld von der EU

Finanzminister Blümel sagte: "Wenn die EU tatsächlich vorgibt, dass die Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann bedeutet das Kosten von bis zu 2 Mrd. Euro. Wenn die EU das wirklich will, dann muss sie dafür auch bezahlen." Blümel schlägt dafür entweder Direkt-Überweisungen an den Bund, die dann an die betroffenen Unternehmen verteilt würden oder eine Reduktion der österreichischen EU-Zahlungen um diesen Betrag vor.

Gesundheitsministerium abwartend

Abwartend äußerte sich das Gesundheitsministerium. "Unsere gemeinsames Ziel ist es, in den kommenden Tagen und Wochen die Infektionszahlen und damit die Anzahl der Hospitalisierungen sowie die Auslastung der Intensivbetten drastisch zu senken. Gelingt uns das, folgt die schrittweise Öffnung, die durch umfassende Schutzmaßnahmen begleitet sein wird. Welche Öffnungsschritte wann gesetzt werden können, ist abhängig von der Entwicklung der Infektionszahlen. Im Zentrum steht der Gesundheitsschutz", hieß es.

(APA/dpa)

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