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"Wir haben derzeit eine Pandemie der Ungeimpften"

Virologe Andreas Bergthaler spricht von einer "Pandemie der Ungeimpften".
Virologe Andreas Bergthaler spricht von einer "Pandemie der Ungeimpften". ©APA; Canva
Virologe Andreas Bergthaler hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit der Delta-Variante und den Nutzen von Impfungen beschäftigt.
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Mehr als 1.500 Neuinfektionen und über 400 Spitalspatienten sind in den vergangenen 24 Stunden in Österreich verzeichnet worden. Der Virologe Andreas Bergthaler warnt: um einen weiteren Lockdown zu verhindern, müssen jetzt Maßnahmen getroffen werden.

"Müssen Menschen zu Masken und Abstand motivieren"

Österreich werde klarerweise leider "keine 90-prozentige Durchimpfung" schaffen, so der Wissenschafter vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Impfung sei "zentral und wichtig", werde die Pandemie aber sicher nicht alleine entschärfen. Bergthaler argumentierte mit Aufklärung an jene Personen heranzutreten, die die Impfung bisher verweigern. Außerdem müsse man die Menschen wieder dazu motivieren, sich an bekannte Vorsichtsmaßnahmen, wie Maskentragen oder Abstandhalten zu halten.

Die Impfungen, wie wir sie derzeit haben, würden erstaunlich gut funktionieren und sogar etwa 90 Prozent der Erkrankungen verhindern. "Die Gefahr zu sterben ist um etwa das 25-Fache reduziert und bis zu einem gewissen Teil wird auch die Weitergabe des Virus verhindert", so Virologe Bergthaler.

Impfgegner: "Es gibt keine sinnvollen Argumente"

Auf die Frage, wie man Impfgegner am besten erreichen könne, antwortete der Experte: "Mit einer sehr einfachen Strategie. Wir haben - wenn man sich die Zahlen ansieht – schwarz auf weiß, dass wir aktuell eine Pandemie der Ungeimpften haben. Und das ist meiner Meinung nach das beste Argument." Sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht impfen zu lassen sei eine individuelle Entscheidung, für die es aber eigentlich keine sinnvollen Argumente gäbe, so Bergthaler.

Delta weitaus infektiöser

Die Angst, dass das Virus weiter mutiert sei berechtigt, wie der Experte sagt. Dies sei der "natürliche Gang der Dinge". "Man muss sich die Delta-Variante wie einen Baum vorstellen, der immer wieder neue Äste bildet. Manche sterben ab, manche werden immer dicker", erklärt Berghtaler. Das Hauptproblem der Delta-Variante sei, dass sie weit infektiöser sei.

Maskenpflicht in Innenräumen - auch für Geimpfte?

Um weitere Lockdowns zu verhindern, würde es einen breiten Straus an unterschiedlichen Maßnahmen benötigen, dazu könne eine 1-G-Regel für einige Szenarien gelten, aber es brauche zusätzliche Maßnahmen. Auch eine FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen hält Bergthaler für sinnvoll - auch für vollständig geimpfte Personen - "weil die Delta-Variante viel infektiöser ist".

(VOL.AT/APA)

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