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Wenn Schule Angst macht: Tipps für gestresste Kinder

Schule bedeutet für so manches Kind Angst und Stress - das muss nicht sein
Schule bedeutet für so manches Kind Angst und Stress - das muss nicht sein ©Pixabay (Sujet)
Lernen sollte Spaß machen und die Schule ein spannender Ort sein, wo Kinder gerne sind - so die Theorie. Was man tun kann, wenn die Schule dagegen zum Angst-Ort wird und die Kleinen das Hingehen verweigern, lesen Sie hier.
Motivationstipps für Kinder
Schulweg sollte geübt werden

Das neue Schuljahr ist ein paar Wochen alt, die ersten Schularbeiten stehen an, Klassendynamiken nehmen an Fahrt auf und mancherorts auch die Frustration.

Erste Hinweise auf Probleme in der Schule

"Wenn ein Kind, das eigentlich immer als erstes wach war, plötzlich in der Früh nicht mehr aus dem Bett zu bekommen ist, keinen Appetit hat und jeder Morgen zum Kampf wird, deutet alles darauf hin, dass es ein Problem mit der Schule hat", so Marianne Römer, pädagogische Leiterin bei SOS-Kinderdorf. Nicht nur Prüfungen können Schülerinnen und Schüler unter Druck setzen, auch Zwischenmenschliches in der Klasse kann belasten. Was tun, wenn Ihr Kind (plötzlich) die Schule nicht mehr mag?

Schulangst: Gründe dafür und Tipps dagegen

  • Es gibt viele Gründe.

Schulangst kann viele Gründe haben. Etwa zu hoher Leistungsdruck in der Schule, blöde Sprüche von MitschülerInnen, sich aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen zu fühlen oder der Eindruck, von Lehrerin oder Lehrer immer genau dann angesprochen zu werden, wenn man die Antwort nicht weiß. In den meisten Fällen entsteht Schulangst durch mehrere Faktoren. Dem Kind gegenüber aufmerksam zu sein und sich mit seinem Umfeld auszutauschen kann dabei helfen, die Hintergründe zu verstehen.

  • Reden hilft.

Weg mit der Scham und dem Perfektionismus! Ihr Kind ist nicht das einzige, das sich mit Schulproblemen herumschlägt. Auch wenn Sie in Ihrem unmittelbaren Bekanntenkreis keine Beispiele finden - es gibt sie! Enttabuisieren Sie das Thema Schulangst, indem Sie offen damit umgehen. Sprechen Sie über Ihre Sorgen, Ihre Lösungsversuche und auch über die Hilflosigkeit, die das Verhalten Ihres Kindes in Ihnen auslöst. Vernetzen Sie sich so früh wie möglich mit dem Lehrpersonal, der Schulleitung, der Schulpsychologie etc. Die Judotrainerin kann dabei genauso eine wichtige Rolle spielen wie der Klavierlehrer.

Zuhören und Reden hilft bei Schulproblemen

  • Hören Sie Ihrem Kind zu.

Speziell in der heraus- und überfordernden Zeit der Pubertät sind Eltern meistens nicht die ersten, denen sich Kinder anvertrauen. Dies ist ganz normal und gehört zur Identitätsbildung dazu. Umso wichtiger ist es, genau hinzuhören. Jeder und jede Jugendliche hat eine eigene Art, sich auszudrücken. Bemühen Sie sich, zwischen den Zeilen zu lesen und Signale wahrzunehmen. Diese kommen vielleicht unerwartet in den Werbepausen während des gemeinsamen Fernsehabends oder beim Einkaufen. Womit beschäftigt sich Ihr Kind im Moment? Welche Sorgen hat es? Wer hat was auf Instagram gepostet? Auch wenn nicht viel geredet wird, ist es wichtig, dass der Kontakt mit Ihrem Kind bestehen bleibt und es für brenzlige Situationen die Gewissheit hat: "Mama oder Papa sind da und helfen mir."

  • Den richtigen Ton finden

Versuchen Sie, das Thema möglichst entspannt mit Ihrem Kind zu besprechen. Vermeiden Sie dabei ein verkrampftes, extra einberufenes Gespräch, sondern finden Sie eine geeignete Situation im Alltag, wie das gemeinsame Abendessen oder eine Autofahrt. Wichtig ist, dass Sie authentisch bleiben. Teilen Sie Ihrem Kind in Ich-Botschaften Ihre Gedanken mit: "Ich habe das Gefühl, du gehst speziell donnerstags nicht gern in die Schule, kann es sein, dass das mit dem Turnunterricht zusammenhängt?" Oder "Ich fühle mich, so wie es in der Früh gerade bei uns läuft, nicht wohl. Wie geht’s dir damit? Was können wir anders machen, damit wir mit guter Laune in den Tag starten können?"

Auch Eltern stehen unter Druck

  • Achten Sie auf sich.

Schulverweigerung ist nicht nur für Kinder und Jugendliche anstrengend, sondern bringt auch Eltern unter Druck. Schnell kommen Zweifel an der eigenen Erziehungsleistung auf. Sicher ist es gut, über mögliche eigene Anteile nachzudenken. Mache ich meinem Kind einen zu hohen Leistungsdruck oder freue ich mich zu wenig über durchschnittliche und gute Leistungen? Ermögliche ich meinem Kind durch die Familienregeln ein altersentsprechendes Dazugehören? Überfordere ich mein Kind mit zu hohen Erwartungen an seine Selbstständigkeit oder schwebe ich wie ein Helikopter über jeder kleinen Alltagsentscheidung meines Kindes? In den allermeisten Fällen wird es aber nicht reichen, die Ursachen für Schulangst innerhalb der Familie zu suchen. Für diese schwierige Phase in der Entwicklung Ihres Kindes brauchen Sie einen langen Atem. Es ist daher wichtig, selbst bei Energie zu bleiben und nicht an Selbstzweifeln, Vorwürfen und persönlichen Kränkungen zu zerbrechen. Nehmen Sie Unterstützung aus Ihrem Umfeld an und achten Sie darauf, was Ihnen gut tut, um ausreichend Kraft zu tanken.

  • Stärken Sie Ihr Kind und glauben Sie an kleine Wunder.

Egal, warum Ihr Kind Angst vor der Schule hat, es hat dabei eine schwierige Zeit. Versuchen Sie darum, sein Selbstwertgefühl zu stärken. Sagen Sie ihm, was sie toll an ihm finden, was es besonders gut kann und dass sie es liebhaben. Die Wege, mit den Problemen umzugehen, können je nach Alter sehr unterschiedlich sein. Trauen Sie sich ruhig etwas Neues auszuprobieren und haben Sie keine Angst vor dem Scheitern. Mit Kindern im Volksschulalter kann man gut mit einem Belohnungsplakat oder einer gezeichneten Ampel am Abend gemeinsam durchgehen, was an einem Tag gut lief und wo Luft nach oben ist.

Wenn Belohnungen vereinbart wurden, muss man verlässlich sein und diese auch einhalten. Mit Jugendlichen kann man eventuell kleine Deals ausmachen, also Vereinbarungen treffen. Auch wenn dies nicht immer funktioniert, sollte man dranbleiben und weitere, neue Deals vereinbaren. Wenn es hingegen klappt, sprechen Sie das an, loben Sie Ihr Kind und zeigen Sie Ihre Freude. Auch kleine Teilerfolge wollen gefeiert werden. Sie zeigen die richtige Richtung und geben Zuversicht, es gemeinsam aus der Krise zu schaffen. Und diese Zuversicht ist für beide wichtig - für Sie und Ihr Kind.

Mehr SOS-Familientipps für den Alltag mit Kindern und Jugendlichen finden Sie hier.

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