Die Fachärztin für Labormedizin und Herzmarker-Expertin PD Dr. Angelika Hammerer-Lercher kennt solche Fälle genau: Athleten kommen nach einer durchgemachten Infektion zum Sport-Check-up und plötzlich schlägt der Laborwert "Troponin" Alarm.

Unklare Herzwerte
Ein Wert, der eigentlich für akute Herzinfarkte steht, ist erhöht. Doch weder Elektrokardiogramm (EKG) noch Magnetresonanztomografie (MRT) zeigen wesentliche Auffälligkeiten. Es bleibt die Unsicherheit: Ist das Herz wirklich gefährdet, oder ist der Wert falsch erhöht?
Genau hier setzt das neue Forschungsprojekt des Medizinischen Zentrallabors Vorarlberg an. Gemeinsam mit Co-Projektleiter und Sportkardiologe PD Dr. David Niederseer von der Hochgebirgsklinik Davos will Hammerer-Lercher herausfinden, wie häufig sogenannte "Makrotroponine" bei Sportlerinnen und Sportlern auftreten.
Dabei handelt es sich um Troponin-Komplexe, die das Immunsystem nach Virusinfektionen bilden kann. "Diese Komplexe bleiben länger im Blut nachweisbar, sind aber kein Zeichen für eine akute Herzerkrankung, sondern eher ein Nebeneffekt des Heilungsprozesses", erklärt Hammerer-Lercher.

Erstmals beobachtet wurden solche Phänomene während der COVID-19-Pandemie. Damals traten bei vielen Athletinnen und Athleten erhöhte Troponinwerte auf, ganz ohne Herzsymptome. Heute gehen Fachleute davon aus, dass nicht nur SARS-CoV-2, sondern auch andere Viren wie Influenza oder das Epstein-Barr-Virus solche Reaktionen auslösen könnten. Doch wie häufig das tatsächlich passiert, ist bislang völlig unklar.
Marathon als Forschungsprojekt
Der Sparkasse 3-Länder-Marathon soll nun Antworten liefern. Über 10.000 Teilnehmer werden beim größten Laufevent im Dreiländereck erwartet. Rekord. Gesucht werden 300 freiwillige Probanden ab 18 Jahren.
Wer teilnehmen möchte, kann sich direkt bei der Startnummernausgabe im Festspielhaus Bregenz einfinden. "Dort erfolgt eine kurze Blutabnahme, ergänzt durch einen Fragebogen zur Gesundheits- und Infektionsgeschichte. Das Ganze dauert nur wenige Minuten und ist freiwillig", so die Expertin.

Die Studie ist auf zwei Jahre angelegt und wird 2026 beim Davos X-Trails in der Schweiz fortgesetzt. Ziel ist es, rund 600 Datensätze zu gewinnen. Neben der Häufigkeit von Makrotroponin wollen die Forschenden auch Unterschiede zwischen Profisport und Breitensport untersuchen, ebenso wie mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede oder Zusammenhänge mit Trainingsbelastung.
Mehr Klarheit für Sport und Medizin
Für Sportlerinnen und Sportler könnte die Studie echte Entlastung bringen: Wer nach einer Infektion erhöhte Troponinwerte zeigt, muss nicht automatisch Angst vor einem Herzschaden haben.
Auch für die Ärzte ergeben sich neue Möglichkeiten: "Wenn wir Makrotroponin frühzeitig erkennen, können wir auf teure Folgeuntersuchungen verzichten und viel Unsicherheit vermeiden", erklärt Hammerer-Lercher.
In spezialisierten Labors lassen sich solche Komplexe gezielt nachweisen, wenn man weiß, worauf zu achten ist. "Wir wollen aufklären, nicht verunsichern", betont sie. "Wir wollen den Blick schärfen für das, was in einem gesunden Sportlerherz wirklich passiert."
(VOL.AT)
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