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Vorarlberg: "Sie haben meine Kinder gerettet"

Die Ersthelfer Alper Erisir, Joel Ender und Agit Sag in Götzis am Ort des Geschehens. Auf dem Bild fehlt Gökhan Sahin, er war bei dem Gespräch mit WANN & WO leider verhindert.
Die Ersthelfer Alper Erisir, Joel Ender und Agit Sag in Götzis am Ort des Geschehens. Auf dem Bild fehlt Gökhan Sahin, er war bei dem Gespräch mit WANN & WO leider verhindert. ©WW/Purin
Götzis - In den frühen Morgenstunden des 1. Novembers retteten Alper, Joel, Agit und Gökhan zwei kleine Kinder und deren Großeltern aus einem brennenden Haus in Götzis.
Großbrand in Götzis
Brand im Römerweg in Götzis

Von Lisa Purin (Wann & WO)

An jenem Donnerstag, um etwa 4.15 Uhr, geriet der Gartenschuppen des Wohngebäudes in Vollbrand – 40 Mann der Feuerwehr mussten schlussendlich ausrücken, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Im Haus befanden sich zu diesem Zeitpunkt zwei kleine Kinder und deren Großeltern. Alper Erisir, Joel Ender, Agit Sag und Gökhan Sahin waren gerade auf dem Weg von Hohenems nach Götzis, als sie beim Kreisverkehr riesige Rauchwolken gesehen haben. „Ich habe die anderen gefragt, ob es dort brennt“, erinnert sich Alper an den Abend zurück. „Wir waren uns nicht sicher und sind einfach hin gefahren. Als wir vor dem Haus standen, sahen wir die Flammen und haben sofort die Rettungskräfte alarmiert.“ Kurz darauf kam ihnen aus dem Nebengebäude eine Frau mit einem Baby entgegen und informierte die vier Männer darüber, dass sich noch immer Menschen in dem brennenden Gebäude befinden würden.

„Wusste, dass ich das Richtige mache“

„Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern sind wir zum Haus gerannt und haben die Tür aufgeschlagen, um die Leute zu suchen“, erzählt Joel. „Ein kleines Mädchen kam mir entgegen, blickte mich total entgeistert an und weinte. Ich habe ihr erklärt, dass ich ihr nur helfen möchte und bin mit ihr nach draußen gerannt“, so Agit. „Dann erklärte mir die Kleine mit Tränen in den Augen, dass ihre Großeltern noch drinnen sind und schlafen würden. ‚Du musst Oma und Opa retten‘, hat sie zu mir gesagt. Das war wirklich krass, ich wusste, dass ich das Richtige mache.“ Kurz darauf fanden die Götzner auch die Großeltern, die noch schliefen und nichts vom Brand mitbekommen hatten. „Ich habe die beiden wachgerüttelt und gesagt, dass es brennen würde. Dann habe ich sie nach draußen begleitet, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich in Sicherheit sind“, sagt Joel. „Plötzlich kam mir ein kleiner Junge entgegen. Ich habe ihn sofort gepackt und bin mit ihm nach draußen. Wir wussten, dass jetzt alle in Sicherheit waren. Es kam uns vor wie eine Ewigkeit, bis die Rettungskräfte da waren. Sekunden vergingen wie Minuten“, erzählt Alper.

„Großes Glück“

„Die Flammen waren riesig, alles war total hell – mitten in der Nacht. Die Feuerwehr sagte uns dann, dass es großes Glück war, dass das Feuer nicht auch auf andere Gebäude übergegangen waren, es wäre alles abgebrannt. Es hätte alles passieren können“, so Agit. Für die vier Jungs war es selbstverständlich, den Menschen zu helfen. „Ich bin selbst Papa, deshalb habe ich auch nicht darüber nachgedacht und bin einfach rein in das brennende Haus“, erklärt Joel. „Viele sind einfach draußen gestanden und haben zugeschaut, das habe ich nicht verstanden“, gibt Alper zu bedenken. „Am nächsten Tag hat uns dann Manuel Türtscher, der Vater der beiden Kinder, geschrieben und sich bei uns bedankt. Das hat uns total gefreut – und trotzdem, für uns war die Aktion selbstverständlich, wir würden es immer wieder tun“, spricht Agit im Namen aller vier Ersthelfer. „Wir hoffen, dass wir damit auch ein Zeichen setzen konnten. Der Moment, als die kleinen Kinder in Sicherheit waren, hat mich so berührt. Ich hätte es bereut, wenn ich nicht geholfen hätte“, so Alper und fügt hinzu: „Außerdem finde ich es toll, dass wir beweisen konnten, dass nicht alle Ausländer, oder Menschen mit Migrationshintergrund, schlecht sind. Immerhin haben drei von uns einen Migrationshintergrund. Man darf nicht alle in einen Topf werfen. Mensch ist Mensch, egal woher!“

Nicht wegschauen, sondern Leben retten!

Auch Manuel Türtscher möchte sich noch einmal bei den Lebensrettern seiner Kinder und Schwiegereltern bedanken. „Joel, Alper, Agit und Gökhan sind einfach super. Man darf sich ruhig eine Scheibe davon abschneiden! Ich möchte den Menschen mit auf den Weg geben, dass man nicht wegschauen darf, wenn man jemandem helfen kann – insofern es die Situation zulässt. Macht es wie die vier Jungs aus Götzis es hier vorgezeigt haben! Wer weiß, wo meine Kinder und Schwiegereltern heute sonst wären, wenn sie nicht gerettet worden wären. Ich kann nicht in Worten ausdrücken, wie dankbar ich ihnen bin!“

„Ich bin unendlich dankbar und stolz“

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Manuel Türtscher, Vater der Kinder: „Ich bin so stolz uf die vier Jungs, dass sie so viel Zivilcourage bewiesen haben und einfach in das brennende Haus gerannt sind. Sie haben meine beiden  Kinder und Schwiegereltern gerettet, obwohl sie sich dadurch selbst in Gefahr begeben haben. Das findet man heutzutage nicht mehr oft. Ich bin unendlich dankbar! Wenn ich mir vorstelle, was alles hätte passieren können. Hätten sie nicht reagiert, würde es meine Kinder und Schwiegereltern vielleicht nicht mehr geben.“

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