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Vorarlberg: "Ohne meine Familie hätte ich die Krankheit nicht überlebt!"

Adin (17) ist es ein großes Anliegen, dass die Behandlungen in Dornbirn weiterhin möglich bleiben.
Adin (17) ist es ein großes Anliegen, dass die Behandlungen in Dornbirn weiterhin möglich bleiben. ©MiK
Dornbirn - Adin (17) erhielt mit 13 Jahren die Diagnose Krebs und wurde in Dornbirn behandelt. Er appelliert, die Kinder-Onkologie zu erhalten.
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„Eine Chemo über sich ergehen zu lassen, ist eine echte Qual, das kann sich niemand vorstellen, der das nicht selbst erlebt hat“, sagt der heute 17-Jährige Adin, der seit einiger Zeit als geheilt gilt. „Als ich die Nachricht von der Schließung der Kinder-Onkologie in Dornbirn gesehen habe, hat es mir das Herz zerrissen. Ich konnte es zuerst überhaupt nicht glauben. Die Verantwortlichen sollen mal die Kinder fragen, ob sie zur Behandlung nach Innsbruck wollen“, so der Bludenzer, der aus erster Hand berichten kann, wie wichtig für junge Krebspatienten die Nähe der Familie ist. Beim Treffen mit W&W im KH Dornbirn erzählt er von seiner Krankheit und wie es ihm in Dornbirn und Innsbruck ergangen ist: „Was irgendwie möglich ist, sollte nach wie vor in Vorarlberg gemacht werden, insbesondere wenn es um die Chemotherapie geht. Genau in dieser harten Zeit brauchen die Kinder – und da gibt es noch viel Jüngere, als ich es war – die Liebe, Kraft und Fürsorge ihrer Familien. Fachlich ist Innsbruck super und ich bin froh, dass meine eigene Operation dort durchgeführt wurde.“

„In Innsbruck unmöglich“

„Die Nach- und Nebenwirkungen sind kaum auszuhalten. Ich habe das nur wegen meiner Familie überstanden. Weil ich das Krankenhaus­essen nicht mochte, hat mir meine Mama jeden Tag etwas Selbstgekochtes nach Dornbirn gebracht – in Innsbuck unmöglich. Wenn es mir schlecht ging, durfte mein Papa bei mir im Zimmer schlafen – in Innsbruck unmöglich. Selbst, als ich in Dornbirn behandelt wurde, habe ich die Nebenwirkungen teilweise sogar vor meiner Familie verheimlicht, dass ich nicht wieder ins Krankenhaus musste. Aber hier fühlte ich mich wohl und kannte die Ärzte, die sich toll um die anderen Kinder und mich gekümmert haben. In Dornbirn auf der Station sieht man die Kinder trotz ihrer schweren Krankheiten lächeln – in Innsbruck sieht man kein Lächeln, keine Hoffnung in den Augen der Kinder“, erzählt Adin, dem es sichtlich schwer fällt, über diese Dinge zu reden.

„Wollte nur noch heim“

„So weit von zuhause weg, in einem riesigen Krankenhaus, fühlte ich mich wie in der Hölle. Ich habe keinen gekannt, wusste nicht, was mit mir passiert und wollte einfach nur noch heim. Was bringen die 100 besten Ärzte der Welt, wenn ein Kind keine Liebe und Nähe zur Familie bekommt? Es gibt Schmerzen, die kein Arzt lindern kann. Wenn man mich vor die Wahl stellen würde, in Dornbirn in der Nähe meiner Familie zu sterben, oder in Innsbruck alleine eine Chemotherapie über mich ergehen zu lassen, würde ich mich für Dornbirn entscheiden. Ohne meine Familie hätte ich die Krankheit nicht überlebt!“

3 Fragen an Bürgermeisterin Andrea Kaufmann

Warum wurden keine Wege zur Fortführung in Dornbirn gesucht?

Wir waren immer darauf bedacht, die Kooperation mit Innsbruck und Dornbirn als Partner zu erhalten. Seit Monaten suchen wir einen Onkologen und werden das auch weiterhintun. Der Onkologie-Spezialist, dem wir zugesagt hatten, hat leider drei Tage später zurück gezogen. Wir sind aber bemüht, was medizinisch vertretbar ist, auch weiterhin im Krankenhaus Dornbirn zu halten.“

Wer übernimmt die Zusatzkosten, die für Familien entstehen?

„In erster Linie geht es hier um die Fahrtkosten, deren Erstattung für die Familien nicht relevant ist, da sie ja schon von vornherein nicht nach Innsbruck fahren wollen. Die GKK hat jetzt signalisiert, dass sie die Kosten übernehmen würde. Die Details muss man aber von Fall zu Fall ansehen.“

Was wird in dieser Angelegenheit jetzt weiter geschehen?

„Ich möchte betonen, dass es nicht um eine Schließung der Station geht. Die Kooperation mit Innsbruck werden wir jetzt im Detail weiter ausverhandeln. Es liegt nicht am Geld, sondern wir brauchen einen Spezialisten für Onkologie in Dornbirn, nach dem weiterhin intensiv gesucht wird. Wenn wir eine personelle Lösung haben, wird sich in Dornbirn hoffentlich nicht viel ändern.

Demonstration am Marktplatz in Dornbirn

Am Donnerstag, von 17.30 bis 19 Uhr, rufen die Mitglieder der Facebook-Gruppe „Wir kämpfen FÜR die Kinder Krebs-Station (ONKO) in Dornbirn“, die bereits über 61.000 Mitglieder hat, zu einer Demo am Marktplatz in Dornbirn auf. Geplant ist, vom Marktplatz über die Marktstraße und die Sägerbrücke zum Krankenhaus Dornbirn zu laufen. Die Organisatoren bitten um eine ruhige und angemessene Demonstration.

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