Vorarlberg: Keine Abtreibung in Krankenhäusern

Zum Thema Abtreibung, über das nach dem Supreme Court-Urteil in den USA weltweit diskutiert wird, nahm Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink am Montag in Vorarlberg LIVE Stellung.
Video: Diese Aussagen von Barbara Schöbi-Fink sorgen österreichweit für Schlagzeilen
In Vorarlberg werden die Eingriffe nicht in einem der Landeskrankenhäuser - und auch nicht im Stadtkrankenhaus Dornbirn - durchgeführt, sondern in einer Privatklinik in Bregenz - VOL.AT berichtete. Da der Arzt bald in Pension gehen wird, ist er selbst sehr daran interessiert, dass er die Praxis an einen Nachfolger übergeben kann. Das bestätigte auch Schöbi-Fink und ergänzte, dass das auch in Zukunft möglich sein solle, damit Frauen nicht das Land verlassen müssen. In den Vorarlberger Landeskrankenhäusern wolle man Frauen aber keine Möglichkeit anbieten, dass sie eine Abtreibung durchführen können. "Wir hatten vor einigen Jahren die Debatte. In den Krankenhäusern wollen wir das aber nach wie vor nicht, weil Krankenhäuser zunächst einmal da sind in erster Linie Leben zu retten und Gesundheit zu fördern. Das ist das eine und das andere ist auch, dass zumindest damals die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter froh waren, dass wir ihnen dieses Angebot nicht übertragen." Kritik gibt es auch vom Grünen Koalitionspartner auf Landesebene. So schreibt Landtagsabgeordnete Nadine Kasper auf Twitter: "Frauenleben ist auch echt nicht schwierig."

SPÖ-Chefin: "Es ist eine Schande"
„Die ÖVP führt Vorarlberg damit in die späten 1970er Jahre zurück, als Frauen für diesen medizinischen Eingriff in die östlichen Bundesländer verreisen mussten", sagt SPÖ Vorarlberg Parteichefin Gabriele Sprickler-Falschlunger. "Einmal mehr lässt die sogenannte ‚Volkspartei‘ die Frauen damit im Stich.“ Diese Politik sei völlig überholt. „Für die ÖVP zählen Selbstbestimmungsrechte von Frauen nach wie vor nicht. In den meisten Landeskrankenhäusern Österreichs sind Schwangerschaftsabbrüche möglich. Unterstellt die Landesstatthalterin diesen Medizinerinnen und Medizinern ernsthaft einen Bruch des hippokratischen Eides? Es ist eine Schande, wenn eine führende Vorarlberger Politikerin im 21. Jahrhundert dermaßen tendenziös und frauenfeindlich argumentiert", legt die Sozialdemokratin nach.
NEOS: Es braucht ein Angebot
Auch NEOS-Gleichstellungssprecher Johannes Gasser übt Kritik an den Aussagen der Landesstatthalterin und ist überzeugt, dass es ein sicheres und niederschwelliges Angebot im Land geben muss:
"Die Aussagen der Landesstatthalterin zum Thema Schwangerschaftsabbruch bestätigen wieder einmal das Problem der ÖVP mit dem Selbstbestimmungsrecht von Frauen. Ich bin überzeugt, dass es ein gutes, sicheres und niederschwelliges Angebot geben muss. Was bringt es den betroffenen Frauen, dass ihnen die Landesstatthalterin zusichert, die Fristenlösung stünde außer Frage, wenn es defacto keine langfristig abgesicherten Möglichkeiten für die Behandlung im Land gibt? Die Lösung darf nicht sein, dass Frauen aus Vorarlberg in Zukunft nach Tirol pendeln müssen, wo es ebenfalls nur einen Arzt für ein gesamtes Bundesland gibt, der Abbrüche durchführt. Gründe dafür, warum sich eine Frau dazu entscheidet eine Schwangerschaft zu beenden, gibt es viele. Nicht wenige davon entscheiden sich aus medizinischen Gründen dafür, weil etwa akute Lebensgefahr für die Mutter besteht oder das Kind nicht lebensfähig wäre. Hier würde ein Krankenhaus etwa seiner Arbeit des „Lebensretters“ der Frau gerecht. Davon abgesehen, dass uns Politikerinnen und Politiker die Gründe, die eine Frau zu dieser Entscheidung bewegen, nichts angehen."
Kritik an Schöbi-Fink
Auf diese Aussagen von Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink in Vorarlberg LIVE gab es aber nicht nur in Vorarlberg, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus Kritik. "Da greift man sich an den Kopf", schreibt die Nationalratsabgeordnete Henrike Brandstötter von NEOS auf Twitter. "Die ÖVP, gut durchdrungen auch von erzkonservativen Lebensschützern, spricht Frauen das Recht auf Selbstbestimmung ab - indem sie Abbrüche pathologisiert und Zugang möglichst einschränkt."
(VOL.AT)
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