“Wir haben bewusst gehandelt und es waren uns alle Fakten im Vorfeld bekannt”, sagt integra-Geschäftsführer Stefan Koch im VOL.AT-Gespräch. Der Vorarlberger Nationalratsabgeordnete Gerald Loacker hat eine parlamentarische Anfrage an den Bundesminister für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz gestellt, in dem er unter anderem wissen will unter welchen Umständen die Resozialisierung eines verurteilten deutschen Staatsbürgers die Aufgabe der österreichischen Steuerzahler sei. Zudem würde die integra für Arbeitsmarktprojekte einige Millionen Euro pro Jahr vom AMS erhalten.
Ex-Sponsor von Niki Lauda
Michael S. wurde laut Loacker vom Obergericht des Fürstentums Liechtenstein am 13.05.2013 rechtskräftig zu einer 7-jährigen Haftstrafe wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs verurteilt. Auch in Österreich sind seinen kriminellen Handlungen Menschen zum Opfer gefallen, darunter Ex-Formel-1-Weltmeister Niki Lauda. Die Money Service Group war als “Kapperl”-Sponsor von Lauda tätig. Lauda musste auch als Zeuge aussagen. Lauda verlor 500.000 Euro als Anleger und zudem wurden ihm nur 400.000 Euro statt 1,2 Millione für das Sponsoring ausbezahlt.
Koch: “Wer, wenn nicht wir?”
Heute arbeitet Michael S. für die integra, die unter anderem Langzeitarbeitslosen bei der Wiedereingliederung hilft. Bis zum Bereichsleiter hat er sich nach einer Probezeit mittlerweile hinaufgearbeitet. Sein Verhalten sei laut Koch immer tadellos gewesen. “Wer, wenn nicht wir hätten ihm eine Chance geben sollen”, sagt integra-Geschäftsführer Stefan Koch gegenüber VOL.AT. Die integra habe viel mit Haftentlassenen zu tun und daher gebe es auch keine Berührungsängste. Nichtsdestotrotz habe man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. “Wir haben lange überlegt und uns dann für ihn entschieden.”
Resozialisierung
“Wir können ihm im Sinne der Resozialisierung eine Chance geben. Darüber haben wir lange nachgedacht.” Michael S., der sich inzwischen bis zum Bereichsleiter nach oben gearbeitet hat, habe aber weder Personal- noch Budgetverantwortung. “Seine Entscheidungsbefugnis ist beschränkt und er ist mit keinen Finanzen betraut”, konstatiert Koch. Zudem gebe es ein 6- bis 8-Augen-Kontrollprinzip bei verschiedensten Entscheidungen.
“Etwas wird skandalisiert”
Dass es zu der Personalia jetzt eine parlamentarische Anfrage von Loacker gibt, überrascht den integra-Chef nicht wirklich, denn der Zeitpunkt vor den AK-Wahlen (die integra ist ein Tochtetunternehmen bzw. die AK größter Gesellschafter) scheint bewusst gewählt worden zu sein. “Hier wird etwas konstruiert und skandalisiert. Es ist eine politische und keine faktenbasierte Geschichte. Wir sind ein durch und durch ehrliches Unternehmen.”
“Muss auch mal etwas wagen”
Abschließend hält Koch fest: “Wir haben bewusst gehandelt, abgewogen und uns dann für diesen Weg entschieden, weil er menschlich in Ordnung ist.” Zudem verweist er noch einmal auf die Kontrollmechanismen in der integra und meint: “Man muss auch mal etwas wagen im Leben.”
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