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Vor 80 Jahren kam Adolf Hitler in Deutschland an die Macht

Der neu ernannte Reichskanzler Adolf Hitler (l) grüßt nach der Machtübernahme am 30. Januar 1933 aus einem Fenster in Berlin heraus den vorbeiziehenden Fackelzug.
Der neu ernannte Reichskanzler Adolf Hitler (l) grüßt nach der Machtübernahme am 30. Januar 1933 aus einem Fenster in Berlin heraus den vorbeiziehenden Fackelzug. ©APA/ dpa (Archiv)
Im November 1918 wird Adolf Hitler in Pasewalk (heute Mecklenburg-Vorpommern) aus dem Kriegslazarett entlassen. Er ist noch keine 30 Jahre alt, ein enttäuschter Soldat, arbeitslos, ohne Ausbildung und Perspektiven. Etwas mehr als zwei Jahrzehnte später wird der Gefreite zur Eroberung der Welt ansetzen.
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Etwa 60 Millionen Menschen werden in dem von ihm entfachten Zweiten Weltkrieg sterben, in einem beispiellosen Genozid Europas Juden fast ausgelöscht.

Das Jahr 1933 – Hitler an der Macht

Hitlers Aufstieg zur absoluten Macht beginnt vor 80 Jahren: Am 30. Jänner 1933 wird der verkrachte Kunststudent aus dem oberösterreichischen Braunau und Anführer der Nationalsozialisten Reichskanzler in Berlin. Das Datum ist ein Schicksalstag der deutschen Geschichte.

“Und nun meine Herren, vorwärts mit Gott!”, ruft Reichspräsident Paul von Hindenburg, nachdem er zu Mittag des vorletzten Jännertages 1933 Hitler zum Kanzler ernannt hat. Nach einem monatelangem Machtpoker hat der 85 Jahre alte Feldmarschall aus dem Ersten Weltkrieg den Vorsitzenden der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) mit der Regierungsbildung beauftragt.

Dabei hat Hindenburg noch kurz zuvor versichert, er gedenke nicht, den “böhmischen Gefreiten” Hitler in die Regierung zu holen. Hitlers NSDAP gilt lange als ein Haufen von Fanatikern. Ihre Hassparolen gegen Juden und Kommunisten, die Hetze gegen das “System” finden zunächst kaum Gehör. Vergeblich hatte die NSDAP 1923 in München den Umsturz versucht, bei den Wahlen 1928 hatte sie gerade einmal 2,6 Prozent erhalten.

Arbeitslosigkeit spielt Braunen in die Hände

Doch die Wirtschaftskrise und die fragile politische Verfassung der Weimarer Republik spielen den Braunen in die Hände. Die Arbeitslosigkeit steigt 1932 auf 30 Prozent. Ein Kabinett nach dem anderen scheitert in Deutschland. In den 14 Jahren der ersten deutschen Republik wechseln sich 20 Regierungen ab. Mit einer in Sozialdemokraten und Kommunisten gespaltenen Arbeiterklasse, einem verunsicherten Mittelstand und einem in autoritären Sehnsüchten schwelgenden Adel ist die spät vereinigte Nation eine Republik ohne Republikaner.

Weimarer Republik bröckelte bereits zuvor

Es sei ein Irrtum zu glauben, dass erst Hitlers Ansturm die Weimarer Republik zu Fall gebracht habe, schrieb der Publizist und Zeitzeuge Sebastian Haffner. “Sie war schon im Fallen, als Hitler ernsthaft die Szene betrat.”

Hitlers erste große Chance kommt 1930. Die NSDAP erhält bei der Reichstagswahl im September mit 18,3 Prozent etwa 6,4 Millionen Stimmen. Die Staatskrise verschärft sich. Bei Straßenschlachten zwischen Hitlers Schlägertrupp SA und kommunistischen Kampfverbänden kommen Dutzende Menschen ums Leben. Angesichts der Lage entlässt Hindenburg Regierungschef Heinrich Brüning (Zentrum) und ernennt Franz von Papen zum Kanzler. Der westfälische Gutsbesitzer strebt zusammen mit Industriebaronen, Bankiers und Großagrariern ein “antibolschewistisches” Bündnis an. An den polternden Hitler als Regierungschef denkt in Deutschlands Elite zunächst keiner.

“Höchste Zeit, die Macht zu übernehmen”

Das ändert sich bald. Mit 37,4 Prozent erringt die NSDAP im Juli 1932 mehr als doppelt so viele Stimmen wie 1930. Doch im November macht sich bei Hitler und Konsorten Katerstimmung breit. Bei erneuten Wahlen hat die NSDAP deutlich an Stimmen verloren, der SA laufen die Anhänger davon. Die Nazi-Spitze befürchtet, ihre Chance zu verpassen. Es sei höchste Zeit, die Macht zu übernehmen, notiert Hitlers Agitationschef Joseph Goebbels in seinem Tagebuch.

Mittlerweile hat General Kurt von Schleicher die Regierung übernommen. Hinter seinem Rücken versucht nun Papen, auf Hitler zuzugehen. “Wir rahmen Hitler ein”, lautet die Losung des reaktionären Medienmoguls Alfred Hugenberg. Die Nationalsozialisten sollen in einer Koalition mit den Deutschnationalen und der NS-Organisation Stahlhelm eingebunden werden.

Von Hitler erhofft sich die “abgehalfterte Elite” (Haffner) eine Wählerbasis, die sie selbst nicht mehr auf die Beine stellen kann. Doch Hitler bleibt hart: Eine Unterstützung der Nationalsozialisten sei nur mit seiner Kanzlerschaft zu haben. Am 28. Jänner tritt Schleicher ab – zwei Tage später ist Hitler an der Macht.

Goebbels: “Es ist fast ein Traum”

Man habe Hitler in die Ecke stellen wollen “bis es quietscht”, begründet von Papen später den Schachzug – ein Fehlkalkül. Noch am Abend des 30. Jänner ziehen 20.000 SA-Leute und Stahlhelm-Angehörige durch das Brandenburger Tor und das Regierungsviertel in Berlin. “Es ist fast ein Traum”, schreibt Goebbels, “die Wilhelmstraße gehört uns.”

Hitler handelt schnell, versucht aber noch den Schein der Legalität zu wahren. Im Februar werden die Bürgerrechte ausgesetzt, im März wird der Reichstag entmachtet, die Länder werden im April gleichgeschaltet. Einen Tag nach dem 1. Mai werden die Gewerkschaften verboten, die Verfolgung der Juden ist zu diesem Zeitpunkt bereits längst im Gange. Kommunisten und Sozialdemokraten werden verhaftet, Künstler und Intellektuelle ins Gefängnis geworfen und ins Exil getrieben.

Hitler zementiert Diktatur

Mit Hindenburgs Tod im August 1934 reißt Hitler auch das Amt des Reichspräsidenten an sich. Einhalb Jahre nach dem 30. Jänner 1933 hat Hitler seine Diktatur zementiert. Der Weg zur absoluten Macht ist frei. Zwölf Jahre später liegt Deutschland in Trümmern: Die Schreckensherrschaft seines Regimes wird erst nach einem Krieg mit Millionen Toten und dem Holocaust zu Ende gehen. (APA; Red.)

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