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Videos zum Seilbahnunglück in Italien veröffentlicht

Ermittler veröffentlichten Videos der Seilbahnkatastrophe bei Stresa
Ermittler veröffentlichten Videos der Seilbahnkatastrophe bei Stresa ©APA/AFP
In Italien sorgen zwei Videos, auf denen die letzten 30 Sekunden vor dem Absturz der Seilbahn auf dem Berg Mottarone am Lago Maggiore am 23. Mai zu sehen sind, für Aufsehen.

Das Video, das von einer Videoüberwachungsanlage stammt, wurde von den Carabinieri veröffentlicht. Zu sehen ist die Gondel, die am Pfingstsonntag erst langsam zur Station am Mottarone-Berg unterwegs ist, dann aber mit hoher Geschwindigkeit an den Tragseilen Richtung Tal zurückrast.

Sie überschlägt sich an einem Seilbahn-Pfeiler und stürzt ab. Zu sehen ist auch die Verzweiflung eines Seilbahn-Mitarbeiters, der von der Station aus die herabstürzende Gondel beobachtet. Beim Unglück kamen 14 Personen, darunter zwei Kinder ums Leben. Einziger Überlebender ist ein fünfjähriger Bub. Die Videoaufnahmen waren im Rahmen der Untersuchungen über das Unglück von den Ermittlern beschlagnahmt worden.

Videos lösten Proteste aus

Die beiden Videos wurden von der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt RAI sowie von mehreren Webseiten veröffentlicht, was Proteste auslöste. "Als Parlamentarier, als Person, die aus dieser Gegend stammt, und als Privatbürger bin ich über die Veröffentlichung dieser Videos erschüttert", protestierte der sozialdemokratische Parlamentarier Enrico Borghi.

Die ermittelnde Staatsanwältin Olimpia Bossi kritisierte die Veröffentlichung der Videos durch die Carabinieri als "absolut unangebracht". Sie forderte "gebührenden Respekt für die Opfer und den Schmerz ihrer Familien". Die Aufnahmen hätten eine "sehr starke emotionale Wirkung". "Sie wurden noch nicht einmal den Familien gezeigt, deren Leid nicht noch verschlimmert werden kann und darf", so die Staatsanwältin.

Inzwischen waren die Ermittler am Mittwoch am Sitz des Südtiroler Seilbahnbauers Leitner in Sterzing im Einsatz. Das Unternehmen, das für die Wartung der Seilbahnanlage zuständig war, dementierte dabei, dass es sich um eine Durchsuchung gehandelt habe. "Es war keine Durchsuchung, sondern eine Übergabe von der angeforderten Dokumentation", betonte ein Firmensprecher am Mittwoch.

"Heute Vormittag haben wir den Ermittlern alle in unserem Besitz befindlichen Unterlagen zur 1970 von der Gesellschaft Piemonte Funivie gebauten Seilbahn Stresa-Mottarone zur Verfügung gestellt. Unser Unternehmen hat vom ersten Tag an volle Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Justiz bei Ermittlungen gezeigt. Dies mit dem festen Bewusstsein, alle Kontrollen und alle Wartungsarbeiten ordentlich durchgeführt zu haben, die vertraglich und gesetzlich vorgeschrieben sind", hieß es in einer Presseaussendung.

Das tödliche Seilbahnunglück am Lago Maggiore ist offenbar durch die absichtliche Abschaltung eines Sicherheitssystems verursacht worden. Bei dem Unglück starben Familien, junge Paare und zwei Kinder. Der Zustand des einzigen Überlebenden, ein fünfjähriger Bub, hat sich inzwischen verbessert. Er konnte vergangene Woche das Turiner Krankenhaus verlassen, in das er nach dem Unglück eingeliefert worden war.

(APA)

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