AA

Überflutungsgefahr in NÖ: Erste Gemeinden Katastrophengebiet, Evakuierungen laufen

Überflutungen in Zwettl.
Überflutungen in Zwettl. ©APA/DOKU-NÖ
Aufgrund wachsender Überflutungsgefahr wurden mehrere Gemeinden in Niederösterreich zu Katastrophengebieten erklärt. In einigen Orten kam es auch bereits zu Evakuierungen.
Unwetterlage im LIVE-Ticker
Hochwasser in Wien erwartet

In Niederösterreich sind am Samstagabend weitere Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt worden. "Besonders in Waldviertel sind derzeit massive Anstiege der Flüsse zu verzeichnen, vereinzelt bereits in Größenordnung eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses", teilte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) mit. Auch am Kamp müsse mit solch einem Ausmaß gerechnet werden. Evakuierungen waren im Gange. Rund 4.750 Feuerwehrmitglieder rückten zu über 640 Einsätzen aus.

Mehrere NÖ Gemeinden wurden zu Katastrophengebiet erklärt

Zum Katastrophengebiet erklärt wurden wegen Überflutungsgefahr insgesamt 42 Gemeinden bzw. Katastralgemeinden in den Bezirken Zwettl, Horn, Krems, Tulln und Gmünd. "Vorsorgliche Evakuierungen laufen in den Gemeinden bereits und werden von der Feuerwehr, dem Roten Kreuz und anderen Organisationen unterstützt", berichtete Pernkopf. In Gars am Kamp befinden sich rund 80 Gebäude im Katastrophengebiet, es werde zu Evakuierungen kommen, sagte Bürgermeister Martin Falk (ÖVP) laut ORF. Zudem wurden 125 Patienten einer Reha-Klinik nach Hause geschickt. Am Freitagabend hatten bereits erste Bewohner in mehreren Gemeinden ihre Häuser verlassen müssen. Betroffen davon waren Gartensiedlungen bzw. Zweitwohnsitze.

"Flächige Niederschläge in ganz Niederösterreich, verstärkt im Waldviertel, führen zu angespannten Lagen", erklärte Pernkopf am Abend. Weiterhin sei besonders die Region am Kamp betroffen, aber in den vergangenen Stunden zum Beispiel auch Lainsitz und Braunaubach, wo ebenfalls mit einem hundertjährlichen Hochwasser gerechnet werden müsse. "Daher müssen weitere Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt werden. Die Bezirkshauptleute koordinieren gemeinsam mit den Einsatzkräften der Feuerwehren und Rettungsorganisationen die Einsätze vor Ort, in den Kamp-Gemeinden laufen seit dem Nachmittag vorsorgliche Evakuierungen", sagte der Landesvize. An der Donau, im Weinviertel und im Mostviertel wurden Pegel eines 30-jährlichen Hochwassers erwartet, "lokal auch deutlich darüber hinaus", teilte Pernkopf mit.

"In den vergangenen zwölf Stunden fand flächige Überregnung in weiten Teilen des Landesgebietes statt, teilweise bis zu 70 Millimeter. Hydrologen erwarten in den Nachtstunden weiter flächendeckende Niederschläge, im Verlauf des Sonntags mit nachlassender Intensität", sagte Pernkopf. Am Kamp werde laut Berechnungen am Sonntag "die Speicherkapazität in Ottenstein ausgeschöpft sein". Ein Überlauf des Stausees wurde prognostiziert.

Erste Evakuierungen von Häusern

Im Bezirk Krems standen rund 80 Feuerwehren im Einsatz, um Sicherungsmaßnahmen am Kamp durchzuführen und Hochwasserschutz entlang der Donau aufzubauen. Am Nachmittag wurde Hochwasseralarm auf dem Krems-Fluss ausgelöst. Zudem mussten Keller ausgepumpt und Verklausungen beseitigt werden. Im Bezirk Gmünd waren 70 Feuerwehren mit 400 Mitgliedern im Einsatz, um Gebäude mittels Sandsäcken und Abdichten zu schützen. In Horn galt es, Sicherungsarbeiten entlang von Kamp, Thaya und Taffa durchzuführen. 50 Feuerwehren mit 603 Mitgliedern standen im Einsatz.

Vor allem entlang des Kamps "wird es sich zuspitzen", sagte Stebal. Sehr angespannt war die Lage am Samstagnachmittag entlang des Flusses in Zwettl. Der Kamp trat an mehreren Stellen bereits übers Ufer, Wasser trat auch in einige Objekte ein. In Hadersdorf am Kamp (Bezirk Krems-Land) waren am Samstag weitere Vorbereitungsmaßnahmen im Laufen. Bereits am Freitag wurden direkt am Kamp liegende Ferienhäuser evakuiert, berichtete Feuerwehrkommandant Christoph Firlinger. Stark betroffen war auch der Bezirk Waidhofen an der Thaya, in dem über 50 Feuerwehren mit mehr als 400 Mitgliedern im Hochwassereinsatz standen.

Im Bezirk St. Pölten standen 89 Feuerwehren mit 1.376 Mitgliedern im Unwettereinsatz. Zu Überschwemmungen kam es auch im Bezirk Hollabrunn. In Göllersdorf trat der Göllersbach über die Ufer und überflutete mehrere Häuser und Gewerbebetriebe. In einigen Gemeinden im Bundesland kam es zu Stromausfällen. Im Raum Klosterneuburg (Bezirk Tulln), etwa in der Katastralgemeinde Kritzendorf, trat die Donau über die Ufer und in Scheibbs die Erlauf. Im Bezirk Amstetten und im Süden des Landes wurde die Feuerwehr vor allem zu Sturmeinsätzen gerufen.

Zwei Katastrophenhilfsdienst-Züge wurden am Samstag einberufen: Ein Zug aus dem Bezirk Hollabrunn sicherte das Umspannwerk Langenlois (Bezirk Krems-Land) provisorisch mithilfe eines mobilen Hochwasserschutzsystems und Sandsäcken. Außerdem wurden Tauchpumpen in Stellung gebracht. Ein weiterer Zug aus dem Raum Gföhl unterstützte die Feuerwehren u.a. bei der Sicherung von Hauszufahrten entlang des Loisbaches.

Mehrere Straßen bereits wegen Überflutungen gesperrt

Wegen Überflutung wurden insgesamt um die 45 Bundes- und Landesstraßen gesperrt. Nicht befahrbar war die B1 bei Melk. Um 17.30 Uhr wurde die B3 in der Wachau zwischen Emmersdorf und Krems gesperrt, um 19.00 Uhr auch die B34 in den Bezirken Horn und Krems. Am südlichen Donauufer war die B33 zwischen Melk und Aggsbach Dorf nicht befahrbar, ebenso die B35 beim Bahnhof Hadersdorf am Kamp, die B36 in Zwettl und die B41 bei Roßbruck im Bezirk Gmünd. Gesperrt war weiters der Grenzübergang zur Slowakei in Hohenau a.d. March (Bezirk Gänserndorf). Auch die ÖBB weiteten die präventiven Sperren auf Bahnstrecken aus.

Weitere Katastralgemeinden in NÖ zum Katastrophengebiet erklärt

Zum Katastrophengebiet erklärt wurden im Bezirk Zwettl die Katastralgemeinde Wegscheid am Kamp in Pölla sowie im Bezirk Horn St. Bernhard-Frauenhofen, die Katastralgemeinden Steinegg und Altenburg/Rauschermühle in Altenburg, die Katastralgemeinden Rosenburg und Stallegg in Rosenburg-Mold sowie die Katastralgemeinden Gars am Kamp und Kamegg, Thunau am Kamp, Zitternberg und Buchberg in Gars am Kamp. Im Bezirk Krems betroffen sind Gedersdorf, Grafenegg, Hadersdorf-Kammern, Krumau, die Katastralgemeinden Gobelsburg, Haindorf, Langenlois und Zöbing in Langenlois, die Katastralgemeinde Mottingeramt in Rastenfeld, die Katastralgemeinden Plank am Kamp, Schönberg und Stiefern in Schönberg. Im Bezirk Tulln wurde Grafenwörth zum Katastrophengebiet erklärt.

Am Abend folgten weitere Gemeinden: Auch die Katastralgemeinden Zwettl Stadt, Oberhof, Koppenzeil und Dorf Rosenau in Zwettl sowie Allentsteig und Schwarzenau im Bezirk Zwettl wurden zu Katastrophengebieten erklärt. Weiters galt dies im Bezirk Gmünd für Bad Großpertholz, Gmünd, Großdietmanns, Heidenreichstein, Hoheneich, Moorbad Harbach, St. Martin, Schrems, Unserfrau-Altweitra und Waldenstein sowie die Katastralgemeinden Weitra und Griesbach in Weitra.

(APA/Red)

  • VOL.AT
  • Österreich
  • Überflutungsgefahr in NÖ: Erste Gemeinden Katastrophengebiet, Evakuierungen laufen