LIVE-Blog: Zahlreiche Unwetter-Einsätze wegen Sturm und Starkregen in Österreich

In Niederösterreich haben Dauerregen und Sturm für zahlreiche Einsätze gesorgt. "Die hydrologischen Prognosen verdichten und verschärfen sich", teilte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) nach einer Lagebesprechung am Samstag in Tulln mit. Evakuierungen werden vorbereitet, betroffene Gemeinden sollen zum Katastrophengebiet erklärt werden. Im Waldviertel wird mit einem bis zu 100-jährlichen Hochwasser gerechnet, "am Kamp punktuell auch darüber hinaus", so der Landesvize.
Unwetter in Österreich: Aktuelle Situation im Liveblog
100-jährliches Hochwasser im Waldviertel erwartet - Gemeinden werden zu Katastrophengebiet erklärt
An der Donau wird laut aktuellen Prognosen ein 20- bis 30-jährliches Hochwasser erwartet. An den südlichen Zubringerflüssen sei ein 30-jährliches derartiges Ereignis und örtlich darüber möglich, informierte Pernkopf in einer Aussendung. Seit Donnerstag sind den Angaben zufolge bereits rund 50 bis 150 Millimeter an Niederschlägen verzeichnet worden. Für die nächsten 48 Stunden sind weitere Summen von bis zu 230 Millimeter vorhergesagt. "Dementsprechend ist auch mit einem raschen und deutlichen Anstieg der Wasserführung in sämtlichen Gewässern zu rechnen. Dazu kommen orkanartige Windböen", sagte der Landesvize.
"Einsatzorganisationen bereiten sich gemeinsam mit den Bezirkshauptleuten und Gemeinden - dort wo sie notwendig werden könnten - auf Evakuierungen vor und informieren die Bürgerinnen und Bürger dementsprechend", sagte Pernkopf: "Die betroffenen Gemeinden in den Bezirken Zwettl, Horn, Krems und Tulln werden entsprechend zum Katastrophengebiet erklärt werden." Am Freitagabend kam es bereits in einigen Gemeinden zu ersten Evakuierungen. Betroffen waren Gartensiedlungen bzw. Zweitwohnsitze.
"Die kommenden Stunden werden für den Hochwasserschutz die Stunden der Wahrheit und für unsere Einsatzkräfte und zahlreiche Landsleute zu einer massiven Belastungsprobe", sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach der Lagebesprechung des behördlichen Landesführungsstabes im Sicherheitszentrum Tulln: "Gerade im Waldviertel erwarten wir Herausforderungen in historischer Dimension."
Probleme auf Straßen wegen Sturms und Schneefall
Die Lage habe sich "intensiviert", berichtete Klaus Stebal, Sprecher des Landeskommandos. Von Freitagabend bis Samstagfrüh wurden 160 Feuerwehreinsätze verzeichnet, großteils aufgrund von Sturm. In mehreren Bezirken stürzten Bäume um, betroffen waren laut ÖAMTC u.a. die Westautobahn (A1) zwischen Amstetten West und Oed sowie die Wiener Außenring Autobahn (A21) bei Hochstraß (Bezirk Baden). Gesperrt war die B28 zwischen Puchenstuben (Bezirk Scheibbs) und Lassingrotte in Annaberg (Bezirk Lilienfeld). Wegen Überflutung gesperrt wurde die B35 zwischen Hadersdorf und dem Ortsteil Weinstraße Richtung Krems. Die Ausweichroute führt über Langenlois. Auch die Verbindung über die Kampbrücke nach Diendorf wurde wegen Hochwassers gesperrt, ebenso ein Abschnitt der B1 bei Melk.
Niederösterreich rüstet sich für Hochwasser
An der Donau wird mit einem bis zu 30-jährlichen Hochwasser gerechnet. Am Kamp wird ein bis zu 100-jährliches Hochwasser erwartet. Am Freitagabend kam es bereits in einigen Gemeinden zu ersten Evakuierungen. Betroffen waren Gartensiedlungen bzw. Zweitwohnsitze. Am Freitagabend berief Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) den Landesführungsstab ein, in dem alle Einsatzorganisationen mit ihren Verbindungsoffizieren vertreten sind. Weitere Informationen zur aktuellen Situation sollen nach einer Lagebesprechung am Vormittag bekanntgegeben werden.
Am Samstag standen zahlreiche Feuerwehren bei der Errichtung der mobilen Hochwasserschutzes im Einsatz. Auch in Krems wird ein Teil der Anlagen aufgebaut. Ab 12.00 Uhr wird die B3 vom Franz-Zeller-Platz bis zum Förthof für die Aufbauarbeiten in Stein gesperrt. Eine Umleitung werde eingerichtet, teilte der Magistrat in einer Aussendung mit. "Wir wollen die Zeit, die uns jetzt zur Verfügung steht, bestmöglich nutzen, um bis zum Einbruch der Dunkelheit hochwassersicher zu sein", sagte Feuerwehrkommandant Gerhard Urschler.
Der "Peak" der Pegel werde großteils für die Nacht auf Montag erwartet, so Stebal. Vor allem entlang des Kamps "wird es sich zuspitzen", sagte Stebal. Zwei Katastrophenhilfsdienst-Züge wurden einberufen: Ein Zug aus dem Bezirk Hollabrunn soll das Umspannwerk Langenlois (Bezirk Krems-Land) schützen. Samstagfrüh machten sich 60 Mitglieder mit acht Fahrzeugen auf den Weg, um einen Hochwasserdamm zu errichten, berichtete das Bezirkskommando Hollabrunn in einer Aussendung. Ein weiterer Zug aus dem Raum Gföhl unterstützt die Feuerwehren u.a. bei der Sicherung von Hauszufahrten entlang des Loisbaches, teilte das Bezirkskommando Krems mit.
Um das Hochwasser "so gut wie möglich abzufedern", sei seit Montag Wasser aus den drei Kamp-Stauseen kontrolliert abgelassen worden, erläuterte EVN-Sprecher Stefan Zach. Insgesamt umfasst der Nutzinhalt des Ottensteiner Stausees 50 Millionen Kubikmeter, geschaffen wurde freier Speicher im Ausmaß von 31 Millionen Kubikmeter. "Wir werden alles daran setzen, um die Stromversorgung auch bei diesen schwierigen Witterungsbedingungen aufrechtzuerhalten", betonte Zach. Mehr als 200 Techniker seien im Einsatz bzw. in Rufbereitschaft.
Feuerwehren wegen Sturm und Dauerregen gefordert
"Wir beobachten die Lage laufend", das Feuerwehrhaus sei durchgehend besetzt, berichtete Christoph Firlinger, Kommandant der FF Hadersdorf am Kamp (Bezirk Krems-Land). Der Fluss sei in niedrig gelegenen Bereichen über die Ufer getreten. Am Freitag wurden direkt am Kamp liegende Ferienhäuser evakuiert. Wegen Überflutung gesperrt wurde die B35 zwischen Hadersdorf und dem Ortsteil Weinstraße Richtung Krems. Die Ausweichroute führt über Langenlois. Auch die Verbindung über die Kampbrücke nach Diendorf wurde wegen Überflutung gesperrt, ebenso ein Abschnitt der B1 bei Melk.
Die Vorbereitungen für das prognostizierte Hochwasser seien weiter im Laufen, sagte Firlinger. Am Samstag wurden Sandsäcke gefüllt, um sie im Notfall griffbereit zu haben. "Der Hochwasserschutz in der Gemeinde ist auf ein 100-jährliches Ereignis ausgelegt", sagte er.
Zuletzt gab es im August 2002 und im Juni 2013 ein "Jahrhunderthochwasser" in Niederösterreich, u.a. an der Donau. 2002 war auch die Region um den Kamp besonders betroffen, das Schadenszentrum war der Unterlauf und der Mündungsbereich des Flusses.
Für den Kamp wurde bei Stiefern, einem Teil von Schönberg am Kamp (Bezirk Krems-Land), für Sonntag ein Pegelhöchststand von 5,15 Meter prognostiziert. 2002 lag der Spitzenwert am 8. August bei 6,81 und am 13. August bei 5,75 Metern. Der Pegel Kienstock in der Wachau soll laut Vorhersage auf 9,43 Meter steigen. Der Rekord (10,93 Meter) wurde 2002 gemessen, 2013 waren es 10,81 Meter. Bei Korneuburg soll der Wasserstand der Donau bis Sonntag auf 7,24 Meter steigen. Am Donnerstag wurden noch unter drei Meter gemessen. Bisherige Höchstwerte waren 8,09 Meter 2013 und 7,89 Meter 2002.
Straßensperren nach Wintereinbruch
Ein Wintereinbruch in den Bergen sowie Sturm hatte bereits am Freitag für einzelne Straßensperren und Verkehrsbehinderungen gesorgt. Auch auf dem Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) kam es witterungsbedingt zu Verspätungen. Auf mehreren Bahnstrecken wurde der Betrieb präventiv Samstagfrüh eingestellt, für den Regionalbusverkehr am linken Donauufer in der Wachau gilt diese Maßnahme ab Betriebsschluss am Samstag.
Kleinere Einsätze in Salzburg und Oberösterreich
Es regnet und regnet auch in Oberösterreich und Salzburg. Die Landesfeuerwehrkommandos haben bis Samstagvormittag etliche kleinere Einsätze zu bewältigen gehabt, bisher sei man glimpflich davongekommen, so die einhellige Meinung aus beiden Bundesländern. Bäume von den Straßen entfernen, überflutete Keller auspumpen, Hochwasserschutz aufbauen und in Salzburg auch Fahrzeuge aus dem Schnee befreien lauteten die Aufgaben.
Von Donnerstag bis Samstagvormittag gab es im Bundesland Salzburg 72 Einsätze, die 613 Kräfte von 43 Feuerwehren bewältigten. Samstag war vor allem der Flachgau betroffen. In Oberösterreich waren in der Nacht von Freitag auf Samstag 14 Einsätze abzuarbeiten, quer über das Land verteilt.
Der hydrografische Dienst meldete steigende Wasserstände an Inn und Donau sowie Enns. Vorwarngrenzen in Mauthausen und Schärding sollten Samstagnachmittag, in Linz Sonntagfrüh überschritten werden. Hochwasserschutzvorrichtungen wurden aufgebaut. Lokale Überflutungen an kleinen und mittleren Gewässern seien überall möglich, hieß es in einer Presseaussendung Samstagfrüh.
Die Enns in Steyr hatte die Vorwarngrenze bereits überschritten und stieg noch an. Die Stadt rief dazu auf, Uferbereiche zu meiden, Autos aus den potenziellen Überflutungsgebieten zu entfernen, Kellerfenster zu schließen und Ablaufrinnen zu säubern. Sandsäcke für den Notfall liegen bei den Kommunalbetrieben der Stadt bereit. In Linz wurde der Traunradweg unterhalb der Traunbrücke Ebelsberg vorsorglich gesperrt, ebenso die Fußgängerunterführung Freistädter Straße/Linzer Straße.
Heftiger Sturm im Burgenland
Der heftige Sturm hat in der Nacht auf Samstag im Burgenland weiterhin für zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. Seit Freitagnachmittag mussten die Wehren 71 Mal ausrücken, berichtete die Landessicherheitszentrale am Samstag in der Früh auf APA-Anfrage. Verletzt wurde dabei niemand. Schwerpunkt war der Landesnorden mit den Bezirken Neusiedl am See und Eisenstadt Umgebung.
Eisenstadt. Hauptsächlich galt es, Fahrwege von umgestürzten Bäumen freizuräumen. Der Schlosspark in Eisenstadt mit seinem alten Baumbestand etwa blieb aus Sicherheitsgründen das ganze Wochenende gesperrt. Auch etliche Wahlplakatständer und Bauzäune wurden von starken Windböen beschädigt oder umgeworfen. Hochwasser wurde keines vermeldet. Seit Donnerstagnachmittag wurden insgesamt 169 Einsätze im ganzen Bundesland verzeichnet.
(APA/Red)
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