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Temu will Europa künftig auch mit Lebensmitteln beliefern

Temu plant den Einstieg in den europäischen Lebensmittelhandel.
Temu plant den Einstieg in den europäischen Lebensmittelhandel. ©APA/AFP/NICOLAS TUCAT
Der chinesische Online-Marktplatz Temu plant den Einstieg in den europäischen Lebensmittelhandel. Auch in Österreich soll das Angebot ausgebaut werden.
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Maßnahmen gegen Temu, Shein & AliExpress gefordert

Der chinesische Online-Marktplatz Temu will laut Medienberichten das Lebensmittelgeschäft in Europa massiv ausbauen und europäische Nahrungsmittel verkaufen. "Die Plattform von Temu steht Verkäufern in Österreich und anderen europäischen Ländern offen. Die meisten Lebensmittel bei Temu werden von lokalen Händlern angeboten", hieß es vom Online-Händler auf APA-Anfrage. Details zu den Österreich-Ausbauplänen gab das Unternehmen nicht bekannt.

Temu will Lebensmittel in Europa verkaufen

Laut der deutschen "Lebensmittelzeitung" soll ein neu aufgebautes europäisches Temu-Team derzeit gezielt Hersteller in Europa ansprechen, um das Sortiment um Artikel wie Snacks, Süßwaren, Getränke, aber auch Kosmetik und Gartenprodukte zu erweitern. Ziel sei es, ein Angebot "aus Europa für Europa" zu schaffen.

Temu ködert Kundinnen und Kunden mit niedrigen Preisen und bietet ein breites Produktangebot, von Kleidung, Küchen- oder Beautyprodukten bis hin zu Elektronikware. In Europa besuchten zuletzt 103 Millionen Menschen pro Monat die Website des Online-Marktplatzes, in Österreich waren es laut Temu-Transparenzbericht rund 1,8 Millionen. Der Online-Marktplatz betreibt kein eigenes Warenlager und vermittelt direkt zwischen asiatischen Herstellern und Käufern in aller Welt. Verbraucherschützer warnen vor geringerer Produktqualität und -sicherheit. Die Arbeiterkammer AK Oberösterreich informierte Anfang Juli: Über Temu verkaufte Flip Flops seien "extrem stark mit gesundheitsgefährdeten Chemikalien belastet". Seit Mitte 2024 können auch europäische Händler ihre Produkte auf Temu anbieten.

Derzeit eingeschränktes Lebensmittel-Sortiment in Österreich

In Österreich hat der Online-Marktplatz im Bereich Lebensmittel derzeit ein sehr eingeschränktes Sortiment, vor allem Nüsse und Nudeln werden verkauft. "Wir beschäftigen engagierte Teams, die eine Vielzahl von Kategorien betreuen, um das lokale Angebot noch zu erweitern und den Service für europäische Verbraucher zu verbessern", so ein Temu-Unternehmenssprecher zur APA. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen wolle man "eine noch größere Auswahl, schnellere Lieferungen und Produkte bieten, die den lokalen Geschmack bestmöglich widerspiegeln". Zu geplanten Lebensmittel-Produktkategorien in Österreich äußerte sich Temu nicht.

Händler sowie Umwelt- und Verbraucherschützer in Europa drängen seit längerem auf Maßnahmen gegen Temu, Shein und AliExpress. Der österreichische Handelsverband warnte am Mittwoch "einmal mehr vor massiven mittelfristigen Risiken durch asiatische Billig-Marktplätze für die Konsumentinnen und Konsumenten, Umwelt und den europäischen Wirtschaftsstandort". "Der Lebensmittelhandel zählt zur kritischen Infrastruktur, er sichert die Nahversorgung der gesamten Bevölkerung", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung. Nun stehe "in diesem Sektor die nächste Welle asiatischer Billigstimporte vor der Tür". "Das ist ein hochsensibler Bereich, in dem Qualität, Rückverfolgbarkeit und Sicherheit keine Verhandlungsmasse sein dürfen", warnte Will.

Kircher kritisiert "Dumping-Warenflut" aus Asien durch Temu, Shein & Co.

Auch die EU-Abgeordnete Sophia Kircher (ÖVP) kritisierte "die Dumping-Warenflut" aus Asien durch Temu, Shein & Co. "Sie verdrängt lokale Händler, verzerrt den Wettbewerb und viel zu oft ignorieren diese Produkte nicht nur unsere hohen europäischen Sicherheits- und Gesundheitsstandards, sondern sind wirklich gesundheitsschädlich und weisen gravierende Mängel auf", wird Kircher in einer Aussendung zitiert.

Auch aus Sicht der EU-Abgeordneten Elisabeth Grossmann (SPÖ) "überschwemmen Plattformen wie Temu und Shein Europa mit Billigprodukten, die häufig weder den europäischen Umwelt- noch Sicherheitsstandards entsprechen". "Die 150-Euro-Zollfreigrenze wird dabei gezielt von den Anbietern missbraucht. Dem muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden", so Grossmann in einer Aussendung.

Thomas Waitz, Landwirtschaftssprecher der Grünen im Europaparlament, wiederum wies darauf hin, dass der Lebensmittelhandel in Österreich ohnehin schon "sehr konzentriert" sei. Temu und weitere Großkonzerne würden den Druck auf heimische Bauern erhöhen, "die jetzt schon mit dem Rücken zur Wand stehen", außerdem beruhe das Modell von Temu und Co auf Ausbeutung von Arbeitnehmenden. "Von fairem Wettbewerb und einem fairen Lebensmittelsystem für qualitativ hochwertige Lebensmittel für alle und faire Produktionspreisen ist das kilometerweit entfernt."

(APA/Red)

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