Grund ist, dass nun ein weiterer Sachverständiger den Wert jener Marketingkonzepte ermitteln soll, für die die Telekom Austria 2004 600.000 Euro an die Werbeagentur von Gernot Rumpold bezahlt hat. Verzichten dürfte das Gericht auf die Befragung der Ex-Frau des Erstangeklagten Rumpold, Erika Daniel, die aus gesundheitlichen Gründen zumindest sechs Wochen ausgefallen wäre.
Urteilsverkündung doch nicht am Freitag
Klar war Montagnachmittag nur, dass das Urteil nicht wie ursprünglich angepeilt am Freitag fallen wird. Grund: Der erst am Montag offiziell bestellte Sachverständige Georg Jeitler ist Donnerstag und Freitag im Ausland. Die für Donnerstag geplante Befragung früherer Telekom-Mitarbeiter zu Rumpolds Marketingkonzepten muss daher verschoben und zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
Jeitler, Sachverständiger für Medienwesen, Wirtschaftswerbung und Marketing, soll insbesondere die Werthaltigkeit jener vier Marketingkonzepte beurteilen, die Rumpold im Jahr 2004 an die Telekom Austria verkauft hatte. Der Staatskonzern bezahlte dafür 600.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hält die Konzepte für wertlos und sieht den Deal als verdeckte Parteispende an die FPÖ, für die Rumpolds Agentur Wahlkämpfe organisierte.
Wann die Befragung nachgeholt wird, steht noch nicht fest, weil sich die Terminkoordinierung zwischen Richter, Staatsanwalt, den fünf Verteidigern und Angeklagten sowie den zwei Sachverständigen am Montag schwierig gestaltete.
Keine Daniel-Befragung
Staatsanwalt Herbert Harammer bot aber immerhin an, auf die Befragung Erika Daniels zu verzichten, weil diese aus gesundheitlichen Gründen erst in frühestens sechs Wochen stattfinden könnte. Rumpold-Verteidiger Markus Singer akzeptierte den Vorschlag, stattdessen aus Daniels Einvernahmeprotokoll aus dem Ermittlungsverfahren zu zitieren.
System Haider auf der Anklagebank
Die Mitangeklagten ehemaligen Telekom-Manager Rudolf Fischer und Michael G. hatten am ersten Prozesstag im Mai gestanden, die Aufträge an den früheren FP-Geschäftsführer Rumpold nur erteilt zu haben, um dem damaligen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider (F) einen Gefallen zu tun. Die gelieferten Konzepte seien “etwas dünn” gewesen, hatte Michael G., der damals zuständige Prokurist, ausgesagt. Die Staatsanwaltschaft hält die Papiere überhaupt für “vier wertlose Vorkonzepte”.
Rumpold selbst bemühte sich am Montag aber nach Kräften, den Wert der Marketingkonzepte zu verteidigen. Sein Anwalt Singer legte eine Reihe von Rechnungen vor, die belegen sollen, dass andere Unternehmen eines der Konzepte erfolgreich umgesetzt hätten. Dabei ging es um die Verwendung von öffentlichen Fahrradständern in Wien als Werbeträger. Verkauft wurde das von Rumpolds Partnerfirma TCI entwickelte Konzept ab 2003 an Wien Energie, die Wiener Städtische Versicherung sowie an den Telekom-Konkurrenten Telering – und zwar jeweils “branchenexklusiv”, wie Rumpold Richter Tolstiuk erklärte.
Weil Rumpold das branchenexklusiv an Telering verkaufte Konzept schon im Jahr 2004 auch an die Telekom Austria verkaufte, belehrte Richter Tolstiuk den Angeklagten, dass ihm deshalb theoretisch auch der Vorwurf des Betruges treffen könnte. Rumpold argumentierte freilich, dass die Telekom erst nach Auslaufen des Vertrags mit Telering 2005 hätte starten sollen – dann aber nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich.
Sowohl von Richter Tolstiuk als auch von Staatsanwalt Herbert Harammer und Telekom-Vertreter Norbert Wess wurden Rumpolds Ausführungen allerdings äußerst kritisch hinterfragt. So bezweifelte Wess, dass das ohnehin bereits bekannte Werbekonzept tatsächlich sein Geld wert war, zumal noch keine Vorarbeiten für den österreichweiten Start erfolgt waren. Erklärungsbedarf hatte Rumpold auch, weil das Konzept an Telering von seiner Firma 100% Communications verkauft wurde, jenes an die Telekom aber von der Schwesterfirma mediaConnection. Es seien eben “zwei Firmen in einem Office” gewesen. “Im Innenverhältnis hast das immer austauschen können”, so Rumpold.
Ex-FP-Manager Eccher angeklagt
Neben Rumpold, Fischer und Michael G. sind auch der frühere FP-Bundesgeschäftsführer Arno Eccher und Ex-Finanzreferent Detlev Neudeck angeklagt. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. (APA; red.)
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