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Syrer stellten seit 2015 über 125.000 Asylanträge in Österreich

Österreich nahm zahlreiche Syrer auf.
Österreich nahm zahlreiche Syrer auf. ©APA/GERT EGGENBERGER (Symbolbild)
Österreich hat seit 2015 über 125.000 Asylanträge von Syrern verzeichnet. Zu Beginn des heurigen Jahres umfasste die syrische Community hierzulande knapp 105.000 Menschen.
Weniger Asylanträge

Keine Flüchtlingsgruppe hat Österreich in den vergangenen zehn Jahren so stark geprägt wie Syrer. Zehntausende Menschen verließen das Bürgerkriegsland und fanden hierzulande eine neue Heimat. Seit 2015 gab es mehr als 125.000 Asylanträge von Syrern. Gut 86.000 dieser Ansuchen wurden positiv beschieden und das, obwohl die Politik auch gesetzlich bemüht war, die Flüchtlingsbewegung nach Österreich zu begrenzen.

2015 über 24.000 Asylanträge

Allein 2015 flüchteten laut einem Rechnungshof-Bericht so viele Menschen nach Österreich wie insgesamt in den Jahren von 2002 bis 2012. 24.547 Anträge kamen 2015 alleine von Syrern. Dabei waren Bürger dieses Landes bis dahin eine in Österreich zahlenmäßig kaum relevante Gruppe. Im Jahr 2005 gab es gerade einmal 77 Asylanträge von Syrern, 2010 waren es auch erst 194. Erstmals wirklich statistisch relevant waren Syrer im Jahr 2014 mit mehr als 7.700 Ansuchen.

Seither hat sich in Österreich eine wirklich große Community gebildet. Anfang 2025 lebten knapp 105.000 syrische Staatsbürger in Österreich, womit sie in der von Deutschen angeführten Rangliste an siebenter Stelle liegen. Zehn Jahre davor waren es keine 11.300. Die in Österreich lebenden Syrer sind mit 25,5 Jahren im Schnitt auch besonders jung. Ein Faktor dabei ist eine deutlich höhere Geburtenrate. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau ist laut Statistik Austria bei der zusammengefassten Gruppe aus Syrerinnen, Afghaninnen und Irakerinnen 3,3. Bei Österreicherinnen liegt sie bei 1,2.

Syrer bei Einbürgerungen vorne

Viele gebürtige Syrer haben mittlerweile auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Bei den Einbürgerungen belegten Syrer im Vorjahr mit 2.241 Personen klar Platz eins.

Der Großteil der Regierungen der vergangenen Jahre hat versucht, mit Verweis auf begrenzte Ressourcen in Sachen Integration die Flüchtlingsbewegungen nach Österreich zumindest zu bremsen. Zahllose Asyl-Novellen wurden im vergangenen Jahrzehnt beschlossen, die zum allergrößten Teil Restriktionen enthielten.

Zu Beginn der Flüchtlingskrise stand im Zentrum das Bemühen, die ungewöhnlich hohe Zahl an neu in Österreich landenden Menschen unterzubringen. Nicht weniger als 88.340 Asylanträge waren 2015 eingegangen und weder waren dafür genug Quartiere vorhanden, noch gab es in den Ländern und Gemeinden ausreichend Bereitschaft, für neue Unterkünfte zu sorgen.

Letztlich wurde temporär sogar ein Durchgriffsrecht des Bundes eingeführt, um auch in widerspenstigen Kommunen Raum zur Verfügung stellen zu können. Doch schon 2022 wiederholte sich die Geschichte, als bei der nächsten größeren Bewegung nach Österreich in Bundesquartieren wieder Zelte aufgestellt werden mussten, nachdem Quartiere fehlten.

Grenzzaun und Ausreisezentren

Andere Maßnahmen blieben, etwa Grenzkontrollen, der Einsatz österreichischer Beamter auf der sogenannten "Balkan-Route", beschleunigte Verfahren bei chancenarmen Fällen, die Möglichkeit längerer Schubhaft und höhere Strafen bei Vergehen im Verfahren. Manches erwies sich allenfalls als Symbolaktion wie ein Grenzzaun in Spielfeld in der Ära von Kanzler Werner Faymann (SPÖ). In die gleiche Kategorie fällt wohl die kurzfristige Umbenennung der Erstaufnahmezentren in Ausreisezentren unter Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). Aus dessen kurzer Amtszeit blieb als größere Maßnahme die Re-Verstaatlichung der Flüchtlingsbetreuung mit der Gründung der Bundesbetreuungsagentur.

Den wohl größten Einfluss auf den jüngsten Rückgang der Asylzahlen hatte der Sturz des Assad-Regimes in Syrien im Vorjahr. Denn dieser ermöglichte Österreich wie etlichen anderen europäischen Ländern, die Verfahren für Syrer auszusetzen. Damit wird nur noch in besonders berücksichtigungswürdigen Fällen ein Asylstatus vergeben. Im ersten Halbjahr 2025 wurde er an Syrer lediglich 172 Mal verliehen.

Die jüngste Maßnahme ist das Aussetzen des Familiennachzugs, bei dem Anträge zwar angenommen, zumindest in den kommenden sechs Monaten aber nicht bearbeitet werden. Eine nicht unwesentliche Einschränkung war hier schon 2016 getroffen worden. Seit damals müssen subsidiär Schutzberechtigte drei Jahre warten, bis sie Familienmitglieder nach Österreich nachholen können. Dies betrifft vor allem Afghanen, die zweitgrößte außer-europäische Flüchtlingscommunity in Österreich mit mehr als 50.800 Personen in Österreich. Zwar ist diese Gruppe lange nicht so stark gewachsen wie jene der Syrer, doch hat sie sich seit 2015 immerhin verdreifacht. Zum Vergleich: Die Zahl der Syrer hat sich im selben Zeitraum verneunfacht.

(APA/Red)

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