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SPÖ: Bundesgeschäftsführer Drozda zieht Konsequenzen

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda zieht sich zurück.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda zieht sich zurück. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Nach der Wahlschlappe der SPÖ bei der Nationalratswahl am Sonntag zieht die Partei erste Konsequenzen: Thomas Drozda zieht sich als SPÖ-Bundesgeschäftsführer zurück.
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Das teilte er Montagvormittag gegenüber Journalisten mit: "Ein Wahlergebnis wie gestern muss Konsequenzen haben." Er wolle mit diesem Schritt einen Reformprozess in Gang setzen.

Betont wurde vom scheidenden Bundesgeschäftsführer, dass ihm gegenüber niemand Druck ausgeübt habe. Er habe heute Früh SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner über seinen Schritt informiert und diese habe ihn bedauert. Sein Mandat im Nationalrat wird Drozda "selbstverständlich" annehmen. Auch Kultur- und Mediensprecher will er bleiben.

Mehr Schöngeist als Parteikläffer

Thomas Drozda hat wieder einen Job abgehakt. Der SPÖ-Bundesgeschäftsführer lag ihm weniger als die Leitung der Vereinigten Bühnen, die kaumännische Geschäftsführung des Burgtheaters oder das Kanzleramtsministerium. In der Politik bleiben will der smarte 54-Jährige trotzdem.

Schon vom Typus her war Drozda nicht unbedingt der idealtypische Generalsekretär einer Arbeiterpartei. Der luxusaffine Schöngeist mit besten Manieren wollte und konnte wohl auch nie in die Rolle des Kläffers hineinwachsen. Als weiteres Handicap erwies sich, dass er gerade dem parteiintern sehr beliebten Max Lercher folgen musste und nicht zuletzt der Misserfolg bei den einzigen Wahlen, die unter seiner gerade einmal einjährigen Geschäftsführung geschlagen wurden.

Drozda galt schon seit längerem als angezählt

Drozda galt in der Partei schon seit längerem als angezählt. Spätestens mit der Bestellung von Christian Deutsch zum Wahlkampf-Manager war klar, dass dem Vertrauten von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner die übrigen Parteigranden nicht mehr allzu viel zutrauten. Freilich: oft wurde Drozda auch einiges Unrecht getan. Selbst Fehler der Vorsitzenden wurden zumindest im Hintergrund zuallererst immer dem Bundesgeschäftsführer zugerechnet.

Politische und Manager-Erfahrung hätte er in seinen Job eigentlich ausreichend mitgebracht. Jung leitete der verheiratete Oberösterreicher einen Verlag der Sozialistischen Jugend, jobbte bei der Nationalbank und diente ab 1993 als wirtschafts- und kulturpolitischer Berater der SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky und Viktor Klima, bevor der studierte Betriebs- und Volkswirt 1998 für ein Jahrzehnt als kaufmännischer Geschäftsführer ins Burgtheater wechselte. Danach oblag ihm die Führung der Vereinigten Bühnen und damit jene über Theater an der Wien und Ronacher.

Der SPÖ blieb Drozda verbunden. Mehrere Jahre vertrat er die Sozialdemokraten im ORF-Stiftungsrat. Christian Kern holte ihn von den Vereinigten Bühnen an seine Seite ins Kanzleramt, wo er die Regierungsarbeit mit der ÖVP koordinierte und die Kulturagenden dazu bekam. In letzterem Bereich setzte er auch die ein oder andere aufsehenerregende Personalie, etwa bei der Neubesetzung des Kunsthistorischen Museums, bei der Direktorin Sabine Haag leer ausging und Eike Schmidt zum Zug kam, bei der Staatsoper, wo Bogdan Roscic Direktor Dominique Meyer ersetzte oder im Burgtheater, das dank ihm von Martin Kusej geleitet wird.

Drozda will Kultur- und Mediensprecher bleiben

Kultur soll auch weiter sein Steckenpferd bleiben. Drozda nimmt sein Nationalratsmandat an und will als Kultur- und Mediensprecher im roten Parlamentsklub wirken. Freilich, sollte ein Offert aus dem Kulturmanagement kommen, würde es nicht wundern, wenn er endgültig die Politik hinter sich lässt.

Zur Person: Thomas Drozda, geboren am 24. Juli 1965 in Kematen an der Krems (Oberösterreich). Verheiratet mit Isabella. Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft in Linz. 1991 Geschäftsführer beim Wiener "Trotzdem-Verlag" der Sozialistischen Jugend. Später Wechsel in die Nationalbank. 1993 wirtschaftspolitischer Berater von SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky, ab 1996 - auch unter Viktor Klima - zusätzlich Berater für Kunst und Kultur. Von 2007-2014 von der SPÖ nominierter ORF-Stiftungsrat. 1998-2008 kaufmännischer Geschäftsführer im Burgtheater, seit 2004 Aufsichtsratsmitglied der Theater Service GmbH, 2008-2016 Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien, zwischenzeitlich auch Präsident des Wiener Bühnenvereins. Von Mai 2016 bis Dezember 2017 Kanzleramts- und Kulturminister, seither Abgeordneter zum Nationalrat. Von September 2018 bis September 2019 Bundesgeschäftsführer.

(APA/Red)

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