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Sieben Orte in NÖ evakuiert: Bewohner müssen vor Hochwasser flüchten

Im Bild: Die Hochwasser-Situation in Rust im Tullnerfeld.
Im Bild: Die Hochwasser-Situation in Rust im Tullnerfeld. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Im Zusammenhang mit dem Hochwasser in Niederösterreich sind am Montag bzw. in der Nacht auf Dienstag sieben Ortschaften im Tullnerfeld evakuiert worden.
Viertes Todesopfer durch Unwetter
Dauerregen klingt ab
Hilfseinsatz der Berufsfeuerwehr
Aufräumarbeiten in Wien

Das Rote Kreuz hat in der Messe Tulln ein Notquartier eingerichtet. Bis zu 1.000 Menschen können untergebracht werden. Feldbetten stehen ebenso wie eine Feldküche zur Verfügung. Dienstagfrüh wurden laut Sonja Kellner vom Roten Kreuz 325 Personen betreut. Etwa 450 seien es in der Spitze in den Nachtstunden gewesen.

Auch Mitarbeiter von Kriseninterventionsteams waren in dem Quartier in den Hallen 6 und 10 der Messe Tulln an Ort und Stelle. Die Einrichtung in der Bezirksstadt bleibe so lange in Betrieb, wie sie gebraucht werde, sagte Kellner.

Rollstuhlfahrer in Krems gerettet

Einen gefährlichen Zwischenfall gab es am Montagabend in Krems am gleichnamigen Fluss. Ein Rollstuhlfahrer dürfte eine Absperrung missachtet haben und kam im Uferbereich des Flusses zu Sturz, berichtete die Feuerwehr. Der Mann wurde gerettet.

Nachdem Passanten seine Hilferufe gehört hatten, waren die Einsatzkräfte alarmiert worden. Sie brachten den Rollstuhlfahrer zurück in den sicheren Bereich und übergaben ihn an Helfer des Roten Kreuzes. Der Mann wurde ins Landesklinikum Krems transportiert.

Pegel fast überall gesunken, Dämme haben gehalten

"Die Hochwasser-Dämme im unteren Kamptal haben gehalten", hatte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf schon in der Früh mitgeteilt. Aber: "Wir haben unglaublich große Schäden im ganzen Land." "Sehr schwach" seien Dämme im Tullnerfeld, im Raum St. Pölten und im Pielachtal. Sie müssten mit schwerem Gerät geschützt und saniert werden." In Erpersdorf in der Marktgemeinde Zwentendorf (Bezirk Tulln) mussten Menschen in der Nacht ihre Häuser verlassen.

Schwerpunkte am Dienstag lagen im Tullnerfeld, im Raum St. Pölten und im Pielachtal, so der Landesvize. "Hier sind die Dämme sehr schwach und teilweise auf kleineren oder größeren Abschnitten gebrochen und müssen mit schwerem Gerät geschützt und saniert werden." In Erpersdorf in der Marktgemeinde Zwentendorf (Bezirk Tulln) mussten Menschen in der Nacht ihre Häuser verlassen.

Mehr als 26.000 Feuerwehrmitglieder sind in den vergangenen Tagen im Einsatz gewesen. Am Dienstag standen laut dem Landesverband auch 70 Großpumpen im Einsatz, um die überfluteten Gebiete von den Wassermassen zu befreien. 22 Katastrophenhilfsdienstzüge unterstützen die örtlichen Helfer. Die Zahl der Feuerwehreinsätze im Bundesland näherte sich 15.000 - am Dienstag in den frühen Morgenstunden waren es 14.389.

Demnächst kaum Regen erwartet

Nachdem sich die Lage in der Bundeshauptstadt entspannt hatte, wurden am Montagnachmittag auch Hilfskräfte und Gerätschaften der Wiener Feuerwehr in den Bezirk Tulln gebracht. Darunter ist auch eine Großpumpe, die in Kombination mit drei sogenannten Hochwasserschwimmpumpen eine maximale Förderleistung von 50.000 Litern in der Minute erreicht. Die Mannschaft wird einige Tage in Niederösterreich im Einsatz sein.

Bei den westlichen Donaupegeln sei in den Morgenstunden der Scheitel erreicht worden, führte Pernkopf weiter aus. Der Wasserstand der östlichen (Korneuburg und Wildungsmauer) werde im Laufe des Tages noch leicht ansteigen und danach ebenfalls zurückgehen. Generell werde für die Donau ein sehr langsames Sinken des Wasserspiegels erwartet. Die Donauzubringer zeigten Dienstagfrüh eine weiter fallende Tendenz. Anstiege seien nur noch bei Leitha und March zu erwarten, die Scheitelwerte für Mittwoch prognostiziert.

In den kommenden Tagen erwarten die Hydrologen in Niederösterreich laut Pernkopf "im Wesentlichen keine relevanten flächigen Niederschläge". Kleinräumige lokale Spitzen bis maximal 15 Millimeter könnten im südwestlichen Mostviertel auftreten.

Am Stausee Ottenstein ist der Zulauf des Kamp am Dienstag laut EVN-Sprecher Stefan Zach "langsam, aber stetig" auf 200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zurückgegangen. 150 Kubikmeter pro Sekunde wurden gleichzeitig abgegeben. Das freie Volumen betrug 3,5 Millionen Kubikmeter, am Montagabend war es bei sechs Millionen Kubikmeter gelegen. Genutzt werde dieser Raum "weiter zur Entlastung des Kamp-Unterlaufes", betonte Zach. Mit einem neuerlichen Rückgang der Zuflüsse in den Stausee wurde gerechnet.

Planmäßiger Betrieb am Flughafen Wien

Etwa 250 Straßen in Niederösterreich waren laut ÖAMTC weiterhin gesperrt. Längere Staus im Frühverkehr blieben aber aus, berichtete ein Sprecher. Nach den heftigen Regenfällen lief der Betrieb am Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) mittlerweile wieder plangemäß, teilte ein Sprecher am Dienstag auf APA-Anfrage mit. In den vergangenen Tagen sei es zu Verzögerungen bei mehreren Abflügen und Ankünften gekommen, gröbere Einschränkungen des Flugbetriebs durch die Witterung gab es demzufolge aber nicht.

Hochwasser forderte in NÖ vier Todesopfer

Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Hochwasser im Bundesland hat sich am Montag auf vier erhöht. Jüngstes Opfer war ein vorerst unbekannter Mann in Klosterneuburg (Bezirk Tulln). Er wurde laut Polizei im Strandbad Klosterneuburg in Bauchlage im Wasser treibend entdeckt.

In Untergrafendorf in der Gemeinde Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten-Land) starben ein 70- und in Höbersdorf in der Marktgemeinde Sierndorf (Bezirk Korneuburg) ein 80-Jähriger. Bereits am Sonntag war der Tod eines Feuerwehrmannes im Einsatz in Rust im Tullnerfeld in der Gemeinde Michelhausen (Bezirk Tulln) bekannt geworden.

Neun Personen aus Siedlung im Innviertel evakuiert

Nach einer noch einmal herausfordernden Nacht für die oberösterreichischen Feuerwehren begannen am Dienstag vielerorts die Aufräumarbeiten. In den Nachtstunden trat ein Nebengewässer der Mattig über die Ufer und überflutete eine Siedlung mit 20 Häusern in Mauerkirchen (Bezirk Braunau). Neun Personen wurden von der Feuerwehr gerettet, wie Markus Voglhuber vom Landes-Feuerwehrkommando am Dienstag berichtete.

Insgesamt waren 3.000 Kräfte von 220 Feuerwehren bei rund 300 Einsätzen in der Nacht aktiv. Die Helfer waren vor allem mit Pumparbeiten, nach wie vor Sicherung mit Sandsäcken und Bäume aus dem Weg räumen beschäftigt. In Perg wurde noch Hochwasserschutz aufgebaut, in Schärding am Inn und Linz die Lage beobachtet. Montagabend wurde ein Gnadenhof für Tiere in Dimbach überflutet, berichtete Victor Vogelsang vom Bezirks-Feuerwehrkommando Perg. Die Feuerwehr half, die Tiere in ein Ausweichquartier zu bringen. In der Stadt Perg musste eine Steinmauer wegen des aufgeweichten Bodens von Experten begutachtet werden.

(APA/Red)

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