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Sichere Jobs in unsicheren Zeiten: Justizwache fast voll

Justizanstalt Feldkirch: Mehr Personal dank Krisenstimmung
Justizanstalt Feldkirch: Mehr Personal dank Krisenstimmung ©APA
In der Justizanstalt Feldkirch sind weiterhin mehr Häftlinge untergebracht, als eigentlich Platz haben – doch es gibt auch gute Nachrichten: Die wirtschaftliche Unsicherheit hat dem Gefängnis beinahe Vollbesetzung beim Personal beschert.

Unsichere Zeiten, sichere Jobs

In wirtschaftlich unsicheren Zeiten suchen viele Menschen Stabilität – und finden sie in ungewöhnlichen Berufen. So verzeichnet die Justizanstalt Feldkirch derzeit einen bemerkenswerten Trend: Erstmals seit Jahrzehnten sind fast alle Stellen bei der Justizwache besetzt.

©VOL Live / Sascha Schmidt

"Wir kommen sehr gut zurecht, wir haben nur noch sieben offene Stellen", sagte Anstaltsleiterin Cornelia Leitner im Gespräch mit dem ORF Vorarlberg. Man habe mehrere Personen in Ausbildung, und man sei zuversichtlich, dass diese im kommenden Jahr fertig werden: Dann erreichen wir nahezu Vollbesetzung.

Als Grund nennt Leitner den Wunsch vieler Menschen nach einem krisensicheren Arbeitsplatz – ein Motiv, das in wirtschaftlich angespannten Zeiten an Bedeutung gewinnt.

Überbelegung bleibt massives Problem

Trotz der Personalverbesserung bleibt ein zentrales Problem bestehen: Die Anstalt ist überbelegt. Derzeit sind rund 140 Häftlinge untergebracht – bei einer Kapazität von 125 Plätzen. Normalerweise teilen sich zwei Personen eine Zelle, in Ausnahmefällen werden jedoch drei Häftlinge pro ZeFlle untergebracht. Aber niemand schläft auf einer Matratze am Boden, betont Leitner, es wird ein reguläres Bett zusätzlich in die Zelle gestellt.

Suizidprävention in sensiblen Tagen

Ein besonders heikles Thema in Justizanstalten ist die Suizidprävention. In Feldkirch kam es im Vorjahr zu einem Suizid, heuer gab es einen Versuch. Details nennt die Anstaltsleitung aus Datenschutz- und Pietätsgründen nicht. Allgemein betont Leitner jedoch: "Ganz kritische Momente sind immer die ersten Tage und Wochen nach der Inhaftierung."

©VN / Linher Leon

Um Risiken früh zu erkennen, werden gleich bei der Aufnahme umfassende Fragebögen ausgefüllt – in mehreren Sprachen. Diese decken unter anderem psychische Vorerkrankungen und Medikamentenbedarf ab. Bei Unsicherheit kann eine Videoüberwachung in den ersten Tagen angeordnet werden – bis eine psychologische oder ärztliche Einschätzung erfolgt ist.

Beschäftigung und Perspektiven

Ein wichtiger Baustein zur Stabilisierung: Beschäftigung. In den Werkstätten der Anstalt können Häftlinge arbeiten, was sowohl den Tagesablauf strukturiert als auch zur Resozialisierung beiträgt.

Mehr Anträge auf Fußfessel – aber keine Garantie

Ein weiterer Weg zur frühzeitigen Entlassung ist die elektronische Fußfessel. Hier verzeichnete die Justizanstalt Feldkirch 2025 eine Zunahme von 40 Prozent bei den Anträgen. Grund dafür ist eine Gesetzesänderung: Seit September kann man bereits dann eine Fußfessel beantragen, wenn noch zwei Jahre (statt wie bisher ein Jahr) Haft ausstehen.

Trotz der Fortschritte beim Personal bleibt die Herausforderung bestehen, zwischen Sicherheit, Menschlichkeit und Ressourcen zu balancieren. Der Alltag in der Justizanstalt Feldkirch bleibt – wie die Gesellschaft selbst – komplex.

(VOL.AT)

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