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Sabotage oder "selbst Schuld"? Trump motzt über die UNO-Rolltreppen und -Teleprompter

Trump: "Ich kann nur sagen, wer auch immer diesen Teleprompter bedient, steckt in großen Schwierigkeiten."
Trump: "Ich kann nur sagen, wer auch immer diesen Teleprompter bedient, steckt in großen Schwierigkeiten." ©APA/AFP
US-Präsident Donald Trump sorgt bei seiner Rückkehr auf die größte diplomatische Bühne der Welt mit Beschwerden über "eine schlechte Rolltreppe und einen schlechten Teleprompter" für Wirbel - Vorfälle für die Trumps Team selbst verantwortlich zu sein scheint.

Die Vereinten Nationen wiesen die Vorwürfe Trumps nach dessen Auftritt vor mehr als 140 Staats- und Regierungschefs in New York jedenfalls zurück.

"Teleprompter funktioniert nicht"

Er werde ohne den Monitor sprechen, der ihm den Redetext anzeigt, sagte Trump zu Beginn seines Auftritts bei der Generaldebatte der UNO-Vollversammlung in New York - "weil der Teleprompter nicht funktioniert". Der Präsident, der dann zeitweise von einem Text auf seinem Pult ablas, fügte hinzu: "Ich kann nur sagen, wer auch immer diesen Teleprompter bedient, steckt in großen Schwierigkeiten." Woraufhin das Publikum in der großen Halle der UNO-Vollversammlung lachte.

Beim Weg in den Saal habe bereits eine Rolltreppe plötzlich angehalten, als er und seine Ehefrau Melania sie benutzt hätten, beschwerte sich Trump außerdem. "Wenn die First Lady nicht so gut in Form wäre, wäre sie gefallen, aber sie ist gut in Form. Wir sind beide gut in Form", sagte er. "Das sind die zwei Sachen, die ich von den Vereinten Nationen bekommen habe: Eine schlechte Rolltreppe und einen schlechten Teleprompter. Vielen Dank."

Kameramann brachte Rolltreppe versehentlich zum Stehen

Die Vereinten Nationen wiesen die Darstellung des US-Präsidenten kurz darauf strikt zurück. Ein Sprecher erklärte am Dienstag in New York, Trumps eigener Kameramann dürfte versehentlich die Rolltreppe zum Stehen gebracht haben. Die Auswertung der zentralen Rolltreppen-Steuerung habe ergeben, dass ein Sicherheitsmechanismus an der sogenannten Kammplatte am oberen Ende ausgelöst worden sei, sagte der Sprecher. Die Platte soll das Einklemmen von Gegenständen verhindern.

"Wir können Ihnen versichern, dass die UNO-Teleprompter sehr gut funktionieren", sagte die Präsidentin der UNO-Vollversammlung, die frühere deutsche Außenministerin Annalena Baerbock nach der Rede von Trump. Der Sprecher von UNO-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, sagte, das Weiße Haus habe für die Rede von Trump seine eigene Ausrüstung mitgebracht. "Der Teleprompter wurde vom Weißen Haus bedient."

Anders als in vorhergehenden Jahren habe das Weiße Haus darauf bestanden, einen eigenen Laptop mitzubringen und einzustöpseln - trotz Verspätung und Warnungen des zuständigen UNO-Technikers, hieß es aus Diplomatenkreisen. Die UNO-Teleprompter hätten die ganze Zeit über normal funktioniert.

Auch mit der Rolltreppe habe es keine Probleme gegeben, hieß es aus den Kreisen weiter. Sie habe angehalten, weil ein Notfallknopf gedrückt worden sei - wohl von einem Mitglied der Entourage von Trump.

Trump-Sprecherin suggerierte Sabotage

Das Weiße Haus suggerierte unterdessen, es könne sich um Sabotage handeln. Ein Moderator des US-Senders Fox News behauptete im Gespräch mit Trumps Sprecherin Karoline Leavitt, bei beiden Fällen scheine es sich um Sabotage zu handeln. Leavitt stimmte ihm zu: "Das ist definitiv, wonach es für mich aussieht." Handfeste Beweise dafür präsentierte das Weiße Haus nicht.

Im UNO-Hochhaus am East River hieß es, beide Vorfälle - an der Rolltreppe und beim Teleprompter - könnten mit Absicht herbeigeführt worden sein, um Trump Anlässe für Beschwerden über die Vereinten Nationen zu liefern. Zugleich war aus UNO-Kreisen aber auch Erleichterung zu hören, dass der US-Präsident nicht wie befürchtet weitere Kürzungen am US-Beitrag zum UNO-Budget ankündigte.

Böden aus Terrazzo, Wände aus Mahagoni

Er selbst habe das UNO-Hauptquartier einst renovieren wollen, sagte der frühere Immobilienentwickler Trump. Er habe ein Gebot für "die Renovierung und den Wiederaufbau" abgegeben. "Ich sagte damals, ich würde es für 500 Millionen Dollar machen, und alles würde wunderschön wiederaufgebaut werden." Unter anderem Bodenbeläge aus Terrazzo und Wände aus Mahagoni habe er einbauen lassen wollen. Die Verantwortlichen hätten sich aber aus Kostengründen dagegen entschieden.

Die Rede Trumps am ersten Tag der UNO-Generaldebatte in New York markierte dessen Rückkehr auf die größte diplomatische Bühne der Welt. Zuletzt hatte er vor der Vollversammlung 2019 in seiner ersten Amtszeit gesprochen. Die USA sind unter Trump aus zahlreichen UNO-Organisationen ausgetreten und haben sich aus Abkommen unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen zurückgezogen. Kürzungen und Zahlungsverzug unter anderem der USA haben die Weltorganisation in eine tiefe Krise gestürzt.

Versöhnlicher mit Guterres

Bei einem Treffen mit Guterres - dem ersten seit der Vereidigung von Trump im Jänner - zeigte sich der 79-Jährige dann wieder deutlich versöhnlicher: "Unser Land steht hundertprozentig hinter den Vereinten Nationen. Ich halte das Potenzial der Vereinten Nationen für unglaublich, wirklich unglaublich. Sie können so viel leisten."

Es sei immer eine Ehre, im Hauptquartier der Vereinten Nationen am East River zu Besuch zu sein. Der US-Präsident bedankte sich für den "herzlichen Empfang" - schon 2019 war Guterres Gastgeber von Trump. "Wir haben das schon mal gemacht", fügte Trump hinzu und sagte: "Es war ein bisschen aufregender wegen der Rolltreppe und dem Teleprompter. Aber solche Sachen passieren."

(APA)

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