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Rauch kontert offenen Brief der Wirtschaftskammer

Johannes Rauch nennt die heftige Kritik der Wirtschaftskammer "Unterstellungen".
Johannes Rauch nennt die heftige Kritik der Wirtschaftskammer "Unterstellungen". ©VOL.AT/Steurer/Mayer
Landesrat Johannes Rauch hat am Montag auf die heftige Kritik reagiert, die ihm nach einem Twitter-Post vonseiten der Wirtschaftskammer Vorarlberg in Form eines offenen Briefes entgegengeschlagen ist.
Offener Brief der WKV - Harter Angriff auf Rauch
Nach Tweet: Wallner weist Rauch zurecht

Nachdem die Wirtschaftskammer, allen voran WKV-Präsident Hans Peter Metzler, in einem offenen Brief Johannes Rauch vorgeworfen hatte jegliche Wirtschaftskompetenz vermissen zu lassen, antwortet dieser ebenfalls schriftlich auf die Vorwürfe - überrascht und verärgert, wie es in dem Schreiben heißt.

Kritik übt Rauch auch an der medialen Darstellung seines Tweets. Hätte man die Debatte verfolgt, so sein Vorwurf, wäre es korrekt gewesen über seine Forderung mit einem Titel wie "Rauch fordert Offenhalten der Schulen!" zu berichten.

Es habe außerdem kein Journalist mit ihm Rücksprache gehalten, zwei CEOs großer Vorarlberger Unternehmen hätten das hingegen schon getan.

"Unterstellungen"

Die Kritik der Wirtschaftskammer, Rauch nennt es "Unterstellungen", überrasche und ärgere ihn, so der Landessprecher der Vorarlberger Grünen.

Er pflege zur Vorarlberger Wirtschaft intensive Kontakte, und habe zuletzt beim Besuch von Vizekanzler Kogler in Vorarlberg zwei Leitbetriebe besucht, speziell um sich ein Bild über die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu machen.

Rauch kontert WKV

Rauch empfiehlt der Wirtschaftskammer in seinem Antwortschreiben eine "ganzheitliche Denkweise". Es habe massive Auswirkungen auf Familien und Arbeitskräfte, wenn man Schulen und Kindergärten im Land schließe. Es entspreche nicht den gesellschaftlichen Verhältnissen in Vorarlberg, dass Frauen einfach zuhause bleiben können und Betreuungspflichten für die ganze Gesellschaft übernehmen. Die Spitzenvertreter der Wirtschaftskammer sollten sich laut Landesrat Rauch in dieser Frage deutlich wahrnehmbar positionieren.

Rauchs Antwort im Wortlaut

Sehr geehrte Damen und Herren des Präsidiums der Wirtschaftskammer Vorarlberg!

Wenn im Zuge in einer heftigen Debatte auf Twitter rund um mögliche Schulschließungen in einem nächsten Lockdown von mir dieser Tweet

(Anm. der Redaktion: Wir haben hier den Tweet von Johannes Rauch eingebaut, in seinem Antwortschreiben ist der Link zum Tweet angegeben.)

abgesetzt wird, dann kann man medial daraus machen „Rauch fordert Offenhalten von Schulen!" - was korrekt gewesen wäre, wenn man die Debatte verfolgt hätte, oder aber „Rauch fordert Schließung von Produktion" - was ohne auch nur eine Sekunde Rücksprache mit mir zu halten geschehen ist.

Im Übrigen hat zwar kein einziger Journalist es für notwendig befunden, Kontakt mit mir aufzunehmen und nachzufragen, sehr wohl aber zwei CEOs von großen Vorarlberger Unternehmen bereits am Freitag. Da waren allfällige Unklarheiten dann auch innerhalb von fünf Minuten ausgeräumt.

Nun sind mir nach 30 Jahren in der Politik die Gesetze des Boulevards zwar bestens vertraut, und ich bin weit davon entfernt zu glauben, diese ändern zu können. Was mich jedoch überrascht und ärgert sind die Unterstellungen, mit denen ich von Ihrer Seite konfrontiert werde. Sie alle kennen mich - unterschiedlich gut und unterschiedlich lange.
Ich pflege zur Vorarlberger Wirtschaft intensive Kontakte und mache mir auch regelmäßig ein Bild vor Ort. Den ersten Besuch von Vizekanzler Werner Kegler in Vorarlberg in seiner neuen Funktion habe ich genützt, um zwei Vorarlberger Leitbetriebe zu besuchen. Übrigens bereits während Corona und genau mit dem Ziel, aus erster Hand zu erfahren, was die Pandemie für Unternehmen bedeutet. Eine der Rückmeldungen zu diesem Besuch im September hat wie folgt gelautet:

„Hidden Champion trifft auf Innovationstreiber - Wer beim heutigen Besuch von Vizekanzler Kog/er und den Landesräten Wies/lecker und Rauch im Firmensitz bei Bachmann e/ectronic in Feldkirch welche Rolle einnimmt ist offen. Eines ist jedoch sicher, sowohl die politische Entwicklung der Grünen wie auch die positive Firmenentwicklung von Bachmann e/ectronic belegen, dass Erfolg nur durch ganzheitliche Denkweise entsteht - insbesondere in COVID-Zeiten und globalen Marktverkettungen. Bei genauer Betrachtung sind beide Seiten schon längst aus dem Schatten eines „Hidden Champions" entwichen. Sie stehen nicht nur in Punkto Klimawandel und sozialer Verantwortung als „Innovationstreiber" im Rampenlicht, sondern verstehen Wirtschaft und Globalisierung als notwendige Grundlage für wirtschaftliche Stabilität. In diesem Sinne freut es uns besonders, dass sich diese Politik nicht nur mit Erfolgsunternehmen schmückt, sondern sich auch für die Belange dieser Unternehmen interessiert und nachhaltig, belastbare Lösungen sucht."

Quelle: https://www.bachmann.info/unternehmen/news/details/977-vizekanzler-koqler-zubesuch-bei-bachmann/c6ac13ba4f5b75b846bac4845e08922a/

Diese ganzheitliche Denkweise würde ich auch der Wirtschaftskammer dringend empfehlen, denn wenn die Schulen und Kindergärten geschlossen sind, hat das massive Auswirkungen auf die Familien und die Arbeitskräfte in diesem Land, das sollte allen Beteiligten nach den Erfahrungen vom ersten Lockdown klar sein. Zu glauben, dass im Jahr 2020 die Frauen dann einfach wieder zuhause bleiben (können) und die Betreuungspflichten für die gesamte Gesellschaft übernehmen, entspricht nicht den gesellschaftlichen Verhältnissen in Vorarlberg. Es wäre gut, wenn darüber Konsens herrscht und die Spitzenvertreterinnen der Wirtschaftskammer sich in dieser Frage deutlich wahrnehmbar positionieren.

Für einen allfälligen weiteren Austausch mit Vertreterinnen der Wirtschaft stehe ich wie immer sehr gerne zur Verfügung.

Johannes Rauch

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