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Offener Brief an Landesrat Rauch nach Twitter-Aufreger

Der offene Brief der WKV ist ein harter Angriff auf Landesrat Johannes Rauch.
Der offene Brief der WKV ist ein harter Angriff auf Landesrat Johannes Rauch. ©VOL.AT/Mayer/Steurer
Johannes Rauch musste bereits viel Kritik für einen Tweet einstecken, in dem er schrieb, dass es nicht sein könne, dass Produktionsbetriebe weiterlaufen, wenn alle Schulen schließen. Jetzt folgte ein offener Brief.
Kritik von WKV-Präsident Metzler
LH Wallner weist Rauch zurecht

Er lasse jegliche Wirtschaftskompetenz vermissen, lautete der Vorwurf an Landesrat Rauch im offenen Brief der Wirtschaftskammer: "Ihre Aussagen gefährden den Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze!" Es gehe darum, unter Beachtung der Gesundheitsrichtlinien die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten. Würden produzierende Betriebe ihre Arbeit einstellen, funktioniere das gesamte Leben im Land nicht mehr. Rauch habe sich auch ideell von den 30.000 Handwerkern und Gewerbetreibenden im Land entfernt, so der schwerwiegende Vorwurf.

Unterzeichnet ist der offene Brief der WKV von Präsident Hans Peter Metzler, die Vizepräsident/-innen Petra Kreuzer, Stefan Hagen, Wilfried Hopfner, Edi Fischer und die Spartenobleute in der Wirtschaftskammer – Carina Pollhammer, Markus Comploj, Bernhard Feigl, Markus Kegele, Michael Zimmermann, Werner Böhler und Dieter Bitschnau.

LH Wallner weist Rauch zurecht

Kritik kam auch von Landeshauptmann Markus Wallner, der seinem Koalitionspartner in der VOL.AT Sondersendung zum 2.Lockdown am Samstagabend unmissverständlich ausrichtete "weniger twittern und mehr arbeiten".

NEOS legen Rücktritt nahe

"Falls er keine Lust mehr hat, eine konstruktive Gesamtverantwortung für die in Vorarlberg lebende Bevölkerung zu übernehmen, wäre er gut beraten bei LH Wallner vorstellig zu werden, um seinen Rücktritt anzubieten, bevor er noch mehr Schaden für das Land verursacht", schrieb NEOS-Landtagsabgeordneter Gerfried Thür am Samstag.

Rauch musste für seinen Tweet auch viel Kritik von Seiten der Wirtschaft und Industrie einstecken. WKV-Präsident Metzler reagierte bereits am Freitag auf Rauchs Vorstoß. IV-Präsident Martin Ohneberg zeigte ebenfalls kein Verständnis für den Tweet des Grünen Landesrates.

Der Tweet des Anstoßes

Rauch hatte den Vergleich mit Israel angestellt, das im dortigen Lockdown einen noch härteren Weg eingeschlagen hatte, als es Österreich jetzt tut. Es sei nicht argumentierbar, Produktionsbetriebe offen zu lassen, wenn Kinderbetreuungseinrichtungen und Unterstufen schließen müssten, meinte der Landesrat.

Der offene Brief im Wortlaut

„Ihre Aussagen gefährden den Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze!“

Mit großem Entsetzen haben wir Ihren Vorschlag, dass die produzierenden Betriebe ihre Arbeit stilllegen sollen, aus den Medien entnommen. Ihren Aussagen zur Folge haben Sie offensichtlich nicht mitbekommen, was die Corona-Krise in den vergangenen Monaten an wirtschaftlichen Schaden angerichtet hat. Jetzt die Produktion einzustellen, würde einem Super-Gau der Vorarlberger Wirtschaft gleichkommen und zahlreiche Arbeitsplätze vernichten. Sie lassen mit diesem Vorschlag jegliche Wirtschaftskompetenz vermissen und missachten augenscheinlich den Kreislauf von unternehmerischem Wirken und Lebensqualität. Wir laden Sie gerne ein, sich vor Ort in einem der Vorarlberger Produktionsbetriebe ein Bild davon zu machen, wie Wirtschaften in Zeiten von Corona überhaupt möglich ist. Offensichtlich waren Sie schon lange nicht mehr in einem Betrieb. Anders können wir uns nicht erklären, wie Sie, als Mitglied der Vorarlberger Landesregierung, so praxisfern und offensichtlich ohne jegliche Kenntnisse der Probleme und Herausforderungen in den Vorarlberger Produktionsstätten agieren. Es fragt sich schon, wie hier mit der Verantwortung für den Wirtschafts- und Lebensraum umgegangen wird.

Ihre Aussage zeigt uns, wie weit Sie sich auch ideell von den über 30.000 Vorarlberger Handwerkern und Gewerbetreibenden entfernt haben. Seit acht Monaten versuchen alle Handwerker und Gewerbetreibende gemeinsam „das Rad der Wirtschaft“, so gut es geht, am Laufen zu halten. Es geht darum, unter Beachtung der Gesundheitsrichtlinien die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten. Unsere Betriebe sind jede Sekunde mit all ihrer Kraft damit beschäftigt, Kunden zufrieden zu stellen, Arbeitsplätze zu sichern und einen positiven Beitrag für das große Ganze zu leisten. Wenn die produzierenden Betriebe ihre Arbeit einstellen müssen, funktioniert unser gesamtes Leben nicht mehr, da nicht einmal die Grundversorgung gegeben sein wird. Die Betriebe verlieren auf einen Schlag all ihre Kunden im Ausland und sind zudem mit Millionenforderungen bedroht, da sie ihre vertraglich zugesicherten Leistungen nicht termingerecht erbringen können. Ein kompletter wirtschaftlicher Zusammenbruch mit ungeahnten Auswirkungen für Staat und Gesellschaft wäre zu befürchten.

Sie waren Anfang November persönlich beim „Stab der Vorarlberger Wirtschaft“ dabei. Dort haben die verschiedenen Branchen ihre Herausforderungen in der aktuellen Krisenphase mit aller Deutlichkeit artikuliert. Umso unverständlicher ist daher jetzt Ihr Vorstoß! Sollten Sie, Herr Landesrat Rauch, einmal den Wunsch verspüren, Ihren Standpunkt zu überdenken, sind wir gerne bereit, Sie mit den Problemen zu konfrontieren.

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(VOL.AT)

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