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„Prinz zu sein, ist eine große Ehre“

Wirt Thomas Zwerger im Weinkeller des Kornmessers in Bregenz
Wirt Thomas Zwerger im Weinkeller des Kornmessers in Bregenz ©Wann & WO / Frederick-Sams
Im Talk mit WANN & WO räumt Kornmesser-Wirt Thomas Zwerger mit Gerüchten auf, beurteilt das kulinarische Angebot in Bregenz und gibt Einblick in die Herausforderungen als Faschingsprinz.

WANN & WO: Sie haben das Kornmesser im vergangenen Juni übernommen. Ein erstes Resümee?

Thomas Zwerger: Wir sind sehr zufrieden. Aber es hat sich auch nicht viel verändert. Wir haben darauf geachtet, das Konzept von Michael Salzgeber weiterzuführen. Das Kornmesser soll ein Biergasthaus bleiben – das wird sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern. Wir haben auch fast alle Mitarbeiter übernommen. Das war uns wichtig. Im ersten Monat meinte zwar der eine oder andere, das Essen würde anders schmecken – gekocht wurde es aber von den selben Leuten wie zuvor. Es war vielleicht anders angerichtet, der Geschmack war aber derselbe. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Das ist aber kein Thema mehr. Step by step kommen nun noch ein paar neue Ideen dazu.

WANN & WO: Das Kornmesser ist seit 2009 im Besitz der Augustiner Brauerei und wird von Ihnen gepachtet. Ist das leistbar inmitten der Landeshauptstadt?

Thomas Zwerger: Das Thema Pacht hat natürlich immer ein großes Fragezeichen dahinter stehen. Aber Augustiner ist nicht hauptsächlich gewinnorientiert. Sie wollen einfach, dass es läuft, dann sind sie zufrieden. Wir haben einen angenehmen Vertrag, die Kosten sind für uns gut tragbar – das passt alles soweit. Wir sehen Augustiner klar als Partner. Sie verlangen nicht von uns, dass hier jedes Jahr alles noch mehr, besser, schneller und größer sein muss. Die Qualität muss passen. Augustiner möchte hier einfach einen tollen Standort für ihr Bier. Wir haben auch keine großartigen Auflagen zu erfüllen.

WANN & WO: Es kursiert das Gerücht, dass Augustiner unbedingt einen männlichen Pächter für das Kornmesser wollte. Ist da was dran?

Thomas Zwerger: Nein, das stimmt nicht. Ich finde es auch nicht fair, dass das so durchs Land transportiert wird. An dieser Stelle möchte ich klarstellen: Augustiner wünscht, dass das Kornmesser von zwei Personen bewirtet wird – mit der Begründung, dass es eine Person alleine nicht so gut führen kann, wie es Michael Salzgeber über viele Jahre hinweg getan hat. Michael ist deshalb aber auch gesundheitlich angeschlagen. Ich weiß, dieses Gerücht ist im Umlauf, wegen einer Nichte, die es scheinbar nicht bekommen hat. Sie hätte das Kornmesser aber übernehmen können, wäre Michael mit im Boot geblieben. Das wollte er aber nicht. Das hat aber alles nichts mit Mann oder Frau zu tun.

Foto: Frederick Sams / Wann & Wo

WANN & WO: Ihr habt vor dem Kornmesser erfolgreich das Stuonobach in Dornbirn geführt. Mit der Übernahme des Kornmessers schloss das Lokal seine Pforten. Fiel der Abschied schwer?

Thomas Zwerger: Das Stuonobach war für uns ein Sprungbrett: Theresia und ich hatten beide tolle Jobs, haben in guten Häusern gearbeitet. Unser seligster Wunsch war es aber, selbstständig zu werden, zu zeigen, dass wir es auch alleine können. Und wir konnten ein Restaurant nach unseren Vorstellungen schaffen. Das Stuonobach lag aber sehr abseits und hätte sich auch besser als Event-Location angeboten. Es hat uns im Nachhinein schon ein bisschen wehgetan, es aufgeben zu müssen. Aber die Chance, hier nach Bregenz zu kommen, hat die Entscheidung dann doch erleichtert.

WANN & WO: Wenn wir gerade bei Bregenz sind: Wie sehen Sie das kulinarische Angebot in der Seestadt?

Thomas Zwerger: Ich finde es schade, dass die gutbürgerliche Küche hier nicht mehr so stark vertreten ist. Das ist für uns natürlich auch ein Vorteil. Wenn das Angebot aber noch ein bisschen größer wäre, würden noch mehr Leute nach Bregenz kommen. Heute geht der Trend mehr hin zu asiatischer Küche, wir haben auch viele italienische Restaurants hier. Ich glaube aber schon, dass es wieder eine Trendumkehr gibt. Aktuell fehlen in der Stadt aber auch die Lokale, wo man sagen könnte, da wird demnächst etwas frei, da könnte man ein gutbürgerliches Lokal eröffnen. Ein zusätzliches Lokal wäre meiner Ansicht nach schon eine gute Sache.

WANN & WO: Machen wir einen Themenwechsel: Sie und ihre Frau Theresia wurden zum neuen Faschingsprinzenpaar gewählt. Hatten Sie mit der närrischen Zeit davor etwas am Hut?

Das Faschingsprinzenpaar: Ihre Lieblichkeit Prinzessin Theresia, die Erste, und Prinz Ore, der 64., Thomas der Dritte - Foto: Frederick Sams / Wann & Wo

Thomas Zwerger: Nein, überhaupt nicht (lacht). Wir waren natürlich zwischendurch auch einmal auf einem Ball oder einem Umzug, dann aber eher in einer Gruppe. Für uns zwei war Fasching aber nie etwas Spezielles. Wir sind am Rosenmontag lieber irgendwo essen gegangen, als dass wir uns in den Trubel gestürzt hätten (lacht).

WANN & WO: Ihr musstet offenbar ja sogar überredet werden. Was gab schlussendlich den Ausschlag, dass ihr eingewilligt habt?

Thomas Zwerger: Die Altprinzen haben uns erzählt, wie sie in die Kindergärten und Volksschulen gegangen sind, wo das Hauptaugenmerk auch wirklich rein auf dem Kinderfasching liegt. Sie schwärmten richtig von der Gänsehaut, die man bekommt, dass da Gefühle aufkommen, die man sonst eigentlich nicht erlebt. Rund 860 Kindergartenkinder glücklich zu machen, diese Chance hat man nur einmal im Leben. Schlussendlich war es das, was uns überzeugt hat. Aber auch der Zusammenhalt unter den Faschingsprinzen. Dass gleich ein Altprinz dasteht, wenn man Hilfe benötigt, man füreinander da ist. Das ist schon sehr schön. Deshalb haben wir uns dann auch gesagt: Okay, jetzt hat man uns schon gewählt, also machen wir’s. Es ist ja auch eine große Ehre. Es ist ja nicht so, dass das jeder werden kann. Bisher hat es erst 64 Faschingsprinzen gegeben. Wir sind nun ein Teil davon.

WANN & WO: Thomas der Dritte und Theresia die Erste: Das Prinzenpaar hat ja allerhand zu tun. Wie groß ist die Herausforderung dabei wirklich?

Thomas Zwerger: Es ist ein Riesenaufwand. Man gründet eigentlich in kürzester Zeit eine kleine Firma. Man muss so viele Dinge organisieren: Motto, Orden, Gefolgschaft. Man braucht ein Clubheim, einen Bus, der von A nach B fährt, einen Lkw samt Fahrer, ein Wagenbauteam, man muss Holz organisieren und Stoffe aussuchen, Kleider nähen und Reden schreiben. Wir sind auch klar von Sponsoren abhängig. Es sind Freunde, Bekannte oder auch Lieferanten involviert. Es ist aber sehr schön zu sehen, wie viele Menschen bereit sind, für den Kinderfasching zu spenden und mitzuhelfen. Anders würde es aber auch nicht funktionieren – es kostet ja auch eine Menge Geld. Müssten wir das alles selbst finanzieren, wäre das in unserer Situation nicht möglich.

WANN & WO: Können Sie ­ab­­­­schließend schon verraten, ob es bereits ein Motto gibt? Thomas und die 70 Zwerge(r) vielleicht?

Thomas Zwerger: Das Motto gibt es schon, aber das bleibt noch unser Geheimnis. Am 6. Jänner 2020 ist die Wagenweihe – voraussichtlich am Hafen –, dann wird auch unser Motto bekannt gegeben. Wir freuen uns auf jeden Fall schon darauf!

Interview: Harld Küng / WANN & WO

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