Pfand bald auch auf Milchpackungen? Umweltschützer fordern Ausweitung

Das österreichische Pfandsystem für Einwegflaschen ist kaum angelaufen, da fordern Umweltschützer bereits den nächsten Schritt: Auch Tetra Paks, Einwegglas und Milchverpackungen sollen künftig pfandpflichtig werden. Die Organisation Global 2000 präsentierte ihre Forderung bei einer Online-Pressekonferenz – und warnt eindringlich vor den Folgen einer wachsenden Wegwerfgesellschaft.
Pfandsystem mit guter Bilanz
Die Einführung des Pfandsystems Anfang 2025 gilt als Meilenstein in der österreichischen Umweltpolitik. Schon im ersten Jahr wird eine Rücklaufquote von knapp 80 Prozent erwartet – bis 2027 sollen es laut Plan sogar 90 Prozent werden. Für Anna Leitner, Kreislaufwirtschaftsexpertin bei Global 2000, ein klarer Erfolg: "Das Pfandsystem zeigt, wie schnell sich Verhalten ändern kann, wenn der Rahmen stimmt."
Doch Recycling allein reicht nicht
Trotz der erfreulichen Rücklaufzahlen sieht Leitner Handlungsbedarf. "Wir müssen das Problem an den Wurzeln packen. Recycling ist wichtig, aber nicht genug. Wir brauchen deutlich mehr Mehrweg statt Einweg." Besonders Tetra Paks und Milchprodukte seien hier noch blinde Flecken im System. Diese Verpackungen sind bislang von der Pfandpflicht ausgenommen – sehr zum Ärger der Umweltschützer.
EU macht Druck auf Österreich
Auch von europäischer Seite wächst der Druck: Bis 2030 muss Österreich seinen Verpackungsmüll um sieben Prozent senken. Verfehlt das Land dieses Ziel, droht ein Vertragsverletzungsverfahren – samt möglicher Strafen durch den Europäischen Gerichtshof. Angesichts steigender Müllmengen wirkt dieses Ziel allerdings ambitioniert: Pro Jahr produziert jede und jeder in Österreich im Schnitt 782 Kilo Siedlungsabfall. Das sind um 79 Prozent mehr als noch vor 30 Jahren – trauriger Spitzenwert in der EU.
Vapes, Fast Fashion, Verpackungsflut
Global 2000 nimmt nicht nur Tetra Paks ins Visier. Auch andere Einwegprodukte stehen in der Kritik – etwa die immer beliebter werdenden Einweg-E-Zigaretten. Diese sogenannten Vapes enthalten Lithium-Akkus und landen laut der Umweltorganisation häufig im Restmüll. Eine "Ressourcenverschwendung mit Brandgefahr", wie Leitner warnt.
Auch die Modebranche steht am Pranger. Die Organisation kritisiert das Geschäftsmodell internationaler Billigplattformen wie Shein oder Temu, die täglich bis zu 108 Jumbojets voller Kleidung auf den Weg bringen sollen. "Fast Fashion zerstört Umwelt und Klima", so Leitner. Viele Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich trügen laut AK-Studie ein Viertel ihrer Kleidung kaum oder gar nicht – mit enormen Folgen für Rohstoffverbrauch und Müllberge.
Milchflasche mit Pfand – bald Realität?
Noch klingt es für viele ungewohnt: Ein Pfand auf das klassische Milchpackerl aus dem Supermarkt. Doch für Global 2000 ist klar: Nur durch konsequente Ausweitung des Pfandsystems und eine Rückbesinnung auf Mehrweglösungen lässt sich die Müllspirale bremsen. Dass das System funktioniert, zeige das Beispiel Deutschland – dort wird seit Jahren auch auf Glasflaschen und Milchkartons Pfand eingehoben.
Ob Österreich nachzieht, liegt nun in den Händen der Politik. Das Umweltministerium hat sich zur aktuellen Forderung bislang nicht geäußert.
(VOL.AT)
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