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Österreichweite Schuldenbilanz: Vorarlberg weit voran

Vorarlberg: Gemeinden mit höchster Pro-Kopf-Verschuldung
Vorarlberg: Gemeinden mit höchster Pro-Kopf-Verschuldung ©CANVA
Österreichs Gemeinden stehen mit über 23 Milliarden Euro in der Kreide – im Schnitt 2639 Euro pro Kopf. Doch wie viel Schulden eine Gemeinde hat, ist stark davon abhängig, in welchem Bundesland sie liegt.
Gemeinden unter Spardruck: "Irgendwann wird das System nicht mehr funktionieren"

Die heimischen Gemeinden drücken 2023 Schulden in der Höhe von insgesamt über 23 Milliarden Euro – das entspricht rund 2639 Euro pro Einwohner. Wie stark sich einzelne Gemeinden verschulden, hängt jedoch nicht nur von ihrer Größe oder wirtschaftlichen Lage ab. Besonders entscheidend ist, in welchem Bundesland sie liegen.

Ein Blick auf die Zahlen der Statistik Austria zeigt: In Vorarlberg liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bei stolzen 2913 Euro, in Salzburg hingegen nur bei 862 Euro. Das bedeutet: Wer in einer Vorarlberger Gemeinde lebt, trägt im Schnitt mehr als dreimal so viel Schuldenlast wie ein Salzburger.

"Ich würde nach Salzburg gehen"

Karoline Mitterer vom Zentrum für Verwaltungsforschung (KDZ) bringt es im APA-Gespräch auf den Punkt: "Wenn ich eine Gemeinde wäre und es mir aussuchen könnte, dann würde ich nach Salzburg gehen." Der Grund dafür liegt im komplexen österreichischen Finanzausgleichssystem. Gemeinden erhalten zwar einen Anteil an den bundesweiten Steuereinnahmen, müssen aber einen erheblichen Teil davon an die Bundesländer abtreten – sogenannte Landesumlagen.

Wie viel von diesen Einnahmen die Gemeinden behalten dürfen, unterscheidet sich stark zwischen den Bundesländern. "In Salzburg ist dieser Anteil relativ hoch. In Oberösterreich oder Kärnten hingegen bleibt den Gemeinden deutlich weniger übrig", erklärt Mitterer.

Infrastruktur, Regeln und Umlagen

Die hohen Zahlungen an die Länder sind aber nur ein Teil der Erklärung für die Verschuldung. Auch andere Faktoren spielen hinein. So etwa, wie die Kosten für Infrastrukturprojekte – wie Kindergärten oder Musikschulen – zwischen Gemeinden und Bundesländern aufgeteilt werden.

Darüber hinaus regeln manche Bundesländer strenger, wie viel Geld sich Gemeinden überhaupt leihen dürfen. Kärnten und Oberösterreich etwa setzen der Kreditaufnahme engere Grenzen, so Mitterer.

Laut Berechnungen des KDZ müssen Österreichs Gemeinden im Schnitt sechs von zehn Steuer-Euros wieder an die Länder weiterreichen. Damit werden unter anderem Spitäler, Pflegeeinrichtungen oder Familienhilfen finanziert.

Klein, aber hoch verschuldet

Besonders hoch verschuldet sind viele kleine Gemeinden. Den traurigen Spitzenplatz nimmt 2023 die Vorarlberger Gemeinde Warth ein – mit unglaublichen 43.957 Euro Schulden pro Kopf. Zum Vergleich: Die Gemeinde hatte zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 164 Einwohner.

Auf den Plätzen zwei und drei folgen Kaisers in Tirol (27.242 Euro) und Lech (27.052 Euro). Von den zehn am höchsten verschuldeten Gemeinden überschreitet nur Lech die 1000-Einwohner-Marke.

Warum gerade kleine Orte solche Schuldenberge anhäufen? "Ein Gemeindeamt kostet halt", sagt Mitterer. Selbst winzige Gemeinden brauchen Basisinfrastruktur – und die verursachten Fixkosten. Deshalb werde auch regelmäßig über Gemeindezusammenlegungen diskutiert.

Schuldenfreie Ausnahmen

Es geht auch anders: 53 der mehr als 2000 Gemeinden in Österreich wiesen 2023 keine Finanzschulden auf. Darunter nicht nur winzige Orte wie Namlos in Tirol oder Tschanigraben im Burgenland, sondern auch größere wie St. Johann im Pongau und Bischofshofen in Salzburg.

Ein Sonderfall ist Wien. Mit 5278 Euro pro Kopf ist die Bundeshauptstadt rein rechnerisch das Schlusslicht. Doch aufgrund ihrer Doppelrolle als Gemeinde und Bundesland ist Wien mit den übrigen Gemeinden nicht direkt vergleichbar. Allein auf die Zwei-Millionen-Stadt entfallen 10,2 der insgesamt 23 Milliarden Euro Gemeindeschulden.

(APA)

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