Österreich bereitet sich auf Affenpocken vor

In Österreich ist bisher kein Fall der in mehreren Ländern auftretenden Affenpocken gemeldet worden. Das Contact Tracing soll im Fall des Falles aber mit Anfang kommender Woche startklar sein, erfuhr die APA am Freitag aus dem Gesundheitsministerium. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ja zu einer Nachverfolgung aller Kontakte von Infizierten aufgerufen. "Aktuell gibt es in Österreich keinen Anlass zur Sorge", so Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei einer Pressekonferenz.
Affenpocken mittels PCR-Tests nachweisbar - Quarantäne denkbar
"Aktuell werden Falldefinitionen und -abgrenzungen erarbeitet, um im Rahmen einer Meldepflicht ein adäquates Fall- und Kontaktpersonenmanagement umsetzen zu können", hieß es aus dem Gesundheitsressort. Für eine Entscheidung, ob die Affenpocken künftig zu den meldepflichtigen Erkrankungen zählen sollen und Infizierte auch in Quarantäne müssen, brauche es einheitliche internationale Vorgaben, diesbezügliche Abstimmungen laufen zwischen der WHO und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Dabei geht es um eine übereinstimmende Falldefinition, also zum Beispiel anhand welcher Parameter die Krankheit diagnostiziert und nachgewiesen wird. Auch für den Nachweis der Affenpocken könnten labortechnische PCR-Tests verwendet werden.
Ärzte in Österreich erhalten Info-Schreiben zu Affenpocken
Bis ein einheitliches internationales Vorgehen beschlossene Sache ist, gehen die Gesundheitsbehörden nach der bekannten Symptomatik vor. Im Laufe des heutigen Freitag wird daher den Bundesländern, den Fachgesellschaften sowie Ärztinnen und Ärzten vom Gesundheitsministerium ein Informationsschreiben übermittelt. Dies soll in den Gesundheitseinrichtungen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und Sensibilität gegenüber der an sich sehr seltenen Infektion beitragen.

Ursache für vermehrte Affenpocken-Infektionen unklar
Warum die Affenpocken gerade jetzt offenbar vermehrt auftreten und sich ausbreiten, dafür gibt es mehrere Vermutungen. Zum einen könnte die wieder erhöhte Reisetätigkeit "nach Covid", als durch die Pandemiebekämpfung Reisen viel weniger oder teilweise gar nicht möglich waren, dazu beitragen. Zum anderen sind Behörden, aber auch Medien und Bevölkerung durch die Erfahrungen mit Corona wohl auch stärker sensibilisiert für Zoonosen und ihre möglichen Folgen - wie SARS-CoV-2 sind die Affenpocken eine vom Tier auf den Menschen übergesprungene Krankheit. "Covid hat gezeigt, welche ernst zu nehmende Gefahr von Zoonosen ausgehen kann und wie wichtig daher ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit bei Mensch, Tier und Umwelt - also der One Health Ansatz - ist", verwies ein Sprecher des Gesundheitsministeriums gegenüber der APA auf die Lehren der Corona-Pandemie.
WHO führt Pocken-Übung mit G7-Staaten durch
Dass "die Pocken" generell wieder mehr im Blickpunkt sind, könnte weiters auf eine Übung der G7-Staaten und der WHO zurückzuführen sein, die gerade für eine bessere Bekämpfung künftiger Pandemien eine Simulation durchspielen. Annahme ist der Ausbruch einer Pocken-Pandemie durch einen Leopardenbiss. Im Lauf des G7-Treffens soll darüber sowie über die "stetig zunehmende Bedrohung" durch Zoonosen wie eben Tierpocken berichtet werden, hatte es erst am Donnerstag geheißen. Die G7-Gesundheitsministerinnen und -minister beraten derzeit in Berlin über einen globalen Pandemiepakt.
Infektionen zuletzt auch aus Australien und Frankreich gemeldet
Auch in Frankreich ist ein Fall von Affenpocken nachgewiesen worden. Betroffen sei ein 29 Jahre alter Mann im Großraum Paris, der zuvor nicht in ein Land gereist war, in dem das Virus zirkuliert, teilten die Gesundheitsbehörden am Freitag mit. Zuvor hatten die Behörden in Australien einen ersten nachgewiesenen Fall öffentlich gemacht. In Österreich gibt es indes weiterhin keine bekannte Infektion mit der bereits in zahlreichen Ländern nachgewiesenen Viruserkrankung.
Da der Mann keine schwerwiegenden Symptome aufweist, sei er zu Hause isoliert worden, hieß es aus Frankreich. Kontaktpersonen würden ermittelt und bekämen Verhaltensregeln genannt, um eine Weiterverbreitung zu verhindern. Weitergehende Untersuchungen wurden angeordnet.
In Australien wurde die Infektion bei einem etwa 30 Jahre alten Mann bestätigt, der kürzlich aus Großbritannien zurückgekehrt war, teilte die Gesundheitsbehörde des Bundesstaates Victoria in Melbourne mit. Der Mann habe bereits vor seiner Rückreise aus Großbritannien milde Symptome entwickelt und direkt nach seiner Ankunft am 16. Mai den Arzt aufgesucht. Er befinde sich in einem Krankenhaus in Isolation, seine Kontakte würden nun ermittelt. Aus dem benachbarten Bundesstaat New South Wales wurde ein Verdachtsfall gemeldet. Es handle sich um einen etwa 40-jährigen Mann, der vor kurzem aus Europa nach Sydney zurückgekehrt sei.
(APA/Red)
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