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Neue Asylunterkunft in Mäder: Auf Facebook formiert sich Widerstand

Über 200 Fans innerhalb eines Tages verzeichnet die Seite, nun gibt es eine Informationsveranstaltung.
Über 200 Fans innerhalb eines Tages verzeichnet die Seite, nun gibt es eine Informationsveranstaltung. ©MK bzw. Screenshot Facebook
Mäder  - Die Caritas Vorarlberg kämpft, um die Asylquote noch diese Woche zu erfüllen. Dabei kommt es zu Informationspannen, so auch in Mäder. Hier entstand eine neue Unterkunft, ohne die Anrainer und Einwohner zu informieren. Einige davon machen nun offensichtlich auf Facebook Stimmung gegen die Asylwerber. Bürgermeister Siegele versucht zu beschwichtigen.
270 zusätzliche Plätze bis Ende Jänner
Asylquote wird erfüllt

Die private ehemalige Arbeiterwohnstätte wurde von der Caritas zur Unterbringung von Asylwerbern angemietet, am Montag zogen die ersten Asylwerber ein. Derzeit sind bei der Gemeinde 16 Männer in dem Haus angemeldet, laut Bürgermeister Rainer Siegele werden insgesamt bis zu 18 Personen in dem Gebäude einquartiert. Das Problem: Informiert wurden über die neue Nutzung weder die Anrainer noch die Gemeinde.

Kommunikationsprobleme in Mäder

So hat Mäder selbst erst von der Vermietung erfahren, als die Wasser- und Kanalgebühren auf die Caritas umgemeldet wurden. Das war am 20. Jänner. Die Gemeinde habe daraufhin das Gespräch mit der Caritas gesucht, in dem die Caritas ein internes Kommunikationsproblem eingestanden habe. Die Nachbarn selbst erfuhren von den neuen Mietern jedoch offensichtlich erst mit dem Einzug der Asylwerber, wie eine am Montag gegründete Facebookseite nahelegt. Innerhalb eines Tages kam sie bereits auf über 200 Mitglieder. Auf der Seite sind unter anderem Fotos von der Unterkunft und der Bewohner zu sehen. Ein Großteil der Kommentare bezieht sich dabei aber weniger auf das diskussionswürdige Vorgehen der Caritas, und hat eher pauschale Vorurteile gegen Asylwerber im Allgemeinen zum Inhalt.

Bei einem Lokalaugenschein von VOL.AT sind die meisten befragten Anrainer nicht grundsätzlich gegen die Unterbringung von Asylwerbern. Ein Nachbar sei “enttäuscht”, dass man nicht im Vorfeld informiert wurde. Eine Tür weiter bedenkt man, dass es sich bereits bei den vorher hier untergebrachten Arbeitern um Ausländer gehandelt habe. Offen kritisch äußert sich nur einer der Nachbarn abseits der Kamera.

Caritas aufgrund Ausnahmesituation überlastet

Die Caritas Vorarlberg verweist auf VOL.AT-Anfrage auf die derzeitige Ausnahmesituation, die Asylquote des Landes Vorarlbergs muss bis Ende Monat erfüllt werden. Allein diese Woche musste man 200 zusätzliche Asylwerber unterbringen, erklärt Fachbereichsleiter Martin Fellacher. “Da konnten wir leider nicht immer so informieren, wie es wünschenswert wäre”, räumt er ein. Noch am Dienstag habe man gemeinsam mit der Gemeinde eine Informationsveranstaltung für die Anrainer fixiert. Diese soll am 4. Februar im J.J. Ender Saal um 19 Uhr stattfinden, wie die Gemeinde auch auf der Facebookseite mitteilt.

Vom Onlinewiderstand überrascht

Dass sich in dem sozialen Netzwerk bereits Widerstand formiert, war bis dato weder der Gemeinde noch bei der Caritas bekannt. Dort wurde bereits Stimmung gegen die Asylwerber gemacht. Der Gruppen-Admin postet zudem Artikel von einschlägig bekannten Websites wie unzensuriert.at. Es werden Fotos der Asylwerber gepostet, die sie beim Rauchen zeigen oder gerade auf dem Weg in ihr neues Heim. Der Administrator der Seite prangert an, dass die Asylwerber offensichtlich Markenkleidung tragen und Geld für Zigaretten haben.  “Ich kann nicht beurteilen, wie die Bewohner gekleidet sind”, nimmt Fellacher Bezug auf obigen Beitrag auf der Seite. Asylwerber würden bei ihrer Ankunft jedoch Gutscheine für die Carla-Shops der Caritas bekommen. Er könne aus eigener Erfahrung sagen, dass man dort Markenjacken bereits um zehn Euro erhalten könne. Die Kleidung könne aber auch gespendet worden sein.

Gemeinde behält Situation im Auge

Der Bürgermeister von Mäder, Rainer Siegele, erwartet derzeit keine Probleme aufgrund der neuen Asylunterkunft. Schließlich habe man bereits seit ein paar Jahren eine Asylunterkunft mit acht Personen im Ort. “Dort funktioniert alles problemlos”, erklärt Siegele. Die Kinder der Asylwerber besuchen sogar den öffentlichen Kindergarten. Vorarlberg müsse seine Asylquote erfüllen, ist Siegele pragmatisch. In Mäder lebe ein Prozent der Vorarlberger Bevölkerung, nun erfülle man auch zirka diesen Anteil an der Vorarlberger Quote. Man werde die Situation jedoch im Blick behalten. “Wir werden schauen, dass es verkraftbar ist”, betont der Bürgermeister.

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