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Machtwechsel in Saudi-Arabien: Der neue König Salman bin Abdelasis

Der König ist tot, es lebe der König: Salman bin Abdul-Aziz Al Saud übernimmt ein schweres Amt.
Der König ist tot, es lebe der König: Salman bin Abdul-Aziz Al Saud übernimmt ein schweres Amt. ©AP
Riad. Der neue König von Saudi-Arabien, Salman Abdel Aziz bin Saud, hat am Freitag in seiner ersten Rede an die Nation ein Festhalten am Kurs seiner Vorgänger angekündigt. Sein Vorgänger und Halbbruder Abdullah war am Donnerstag im Alter von 90 Jahren gestorben.
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“Wir werden mit Gottes Hilfe den geradlinigen Weg fortsetzen, den dieses Land seit seiner Gründung durch König Abdulaziz beschritten hat”, erklärte Salman in seiner vom staatlichen Fernsehen übertragenen Rede.

Die arabischen und muslimischen Staaten bräuchten dringend Einheit und Solidarität. Saudi-Arabien werde weiterhin jeden Schritt unternehmen, um die Reihen zu schließen und das Land zu verteidigen. Zudem ernannte Salman per Dekret Innenminister Mohammed bin Nayef zum stellvertretenden Kronprinzen hinter dem neuen Kronprinzen Muqrin.

Gerüchte über Demenz-Erkrankung

Die Ansprache nährte Zweifel am Gesundheitszustand des 79-Jährigen. Seit längerem gibt es Gerüchte, Salman sei an Demenz erkrankt. Bei seinem TV-Auftritt sprach er atemlos und mit schwacher Stimme. Er war nur schwer zu verstehen. Das nährt Zweifel, dass er die Fäden wirklich in der Hand halten kann.

Vier große Aufgaben

Salman tritt sein Amt zu einem für Saudi-Arabien und den gesamten Nahen Osten besonders kritischen Zeitpunkt an. Noch nie musste ein saudischer König bei seinem Amtsantritt so viele Probleme auf einmal bewältigen:

  • Islamismus: Der Nahe Osten ist politisch so instabil wie seit Jahrzehnten nicht mehr, zwei Nachbarstaaten – der Jemen und Irak – stehen vor dem Zusammenbruch. Der Aufstieg und Raumgewinn des “Islamischen Staates” (IS/ISIS) ist für Saudi Arabien brandgefährlich, denn die Dschihadisten wollen dem Königshaus in Riad die Führungsrolle in der sunnitischen Welt streitig machen. Dazu kommt, dass ausgerechnet im Land mit den Heiligen Stätten Mekka und Medina viele finanzielle Förderer des IS und auch al-Qaida sitzen sollen (Osama bin Laden kam aus Saudi Arabien).
  • Erdöl: Saudi-Arabien sitzt auf einem Fünftel der weltweit bekannten Öl-Reserven. Während das zwar einerseits die Einnahmen sprudeln lässt und den Saudis die Führungsrolle in der OPEC garantiert, bedeutet es auf der anderen Seite: Saudi-Arabiens Wirtschaft ist abhängig vom Öl-Export. Damit allein lässt sich der Wohlstand der wachsenden Bevölkerung in Zukunft nicht mehr finanzieren, die Arbeitslosigkeit unter den Jungen steigt. Vor allem im Osten des Landes, wo der Großteil der schiitischen Minderheit lebt, wächst die Unzufriedenheit.
  • Iran: Auch mit der Führungsmacht der anderen großen Strömung im Islam, dem schiitischen Iran, steht Saudi-Arabien seit jeher auf Kriegsfuß und kämpft um die politische und religiöse Vorherrschaft im Nahen Osten. Auch militärische Stellvertreterkriege wurden geführt. Salman wird wie sein Vorgänger mit allen Mitteln verhindern wollen, dass Teheran zur Atommacht aufsteigt.
  • Reformen: Vom arabischen Frühling blieb Saudi-Arabien mehr oder weniger unberührt, aber auch hier tut sich das Königshaus immer schwerer, das Gleichgewicht zwischen traditionellen Wüstenscheichen und einer modernen Gesellschaft mit westlichem Anstrich zu finden. Die junge Generation fordert schnelle Reformen, darunter auch das Recht für Frauen, ein Auto fahren zu dürfen. Auf der anderen Seite stehen die mächtigen Religionshüter, dazwischen der König. Salman wird einen Mittelweg finden müssen, um beide Seiten bei Laune zu halten.

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Vom neuen Herrscher in Saudi-Arabien sind jedoch eher keine großen politischen Veränderungen zu erwarten. Der 79 Jahre alte König Salman bin Abdelasis ist wie seine Vorgänger ein Sohn von Staatsgründer Abdelasis und gehört zu den sogenannten “Sudairi-Sieben”. Das sind die sieben Söhne, die Abdelasis mit seiner Lieblingsfrau Hassa al-Sudairi zeugte. Diese sowie ihre Nachkommen sollen im saudischen Königshaus ein einflussreiches Netzwerk gebildet haben.

Viel Regierungserfahrung

Im Jahr 2012 ernannte der jetzt verstorbene Abdullah seinen Halbbruder Salman zum Kronprinzen. Der 79-Jährige war zudem bislang stellvertretender Regierungschef und Verteidigungsminister. Er verfügt über viel Regierungserfahrung, da er rund 50 Jahre lang Gouverneur der wichtigen Provinz Riad war. In seiner Amtszeit wuchs die Hauptstadt von 300 000 Einwohnern auf fast sieben Millionen.

“Reformen ja – zur richtigen Zeit”

Von Salman heißt es, er vertrete eine ähnliche Weltanschauung wie sein Vorgänger. So soll er in dem konservativen Königreich zumindest zu gewissen Reformen bereit sein. Die Enthüllungsplattform Wikileaks verbreitete 2007 eine Einschätzung der US-Botschaft in Riad. Darin wird Salman mit den Worten zitiert, Tempo und Ausmaß von Reformen hingen von sozialen und kulturellen Faktoren ab. Veränderungen müssten feinfühlig und zur richtigen Zeit umgesetzt werden. (red/APA/dpa/AFP)

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