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Ritsch als Bregenzer Bürgermeister angelobt

©VOL.AT/Paulitsch
In der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz regiert seit Montagabend erstmals seit 1990 wieder ein Bürgermeister der SPÖ.

Der ehemalige Landesparteivorsitzende Michael Ritsch wurde bei der konstituierenden Stadtvertretungssitzung im Bregenzer Festspielhaus von Bezirkshauptmann Elmar Zech angelobt. Zur Vizebürgermeisterin bestimmte die Stadtvertretung abermals die zweite Landtagspräsidentin Sandra Schoch (Grüne), die sich gegen die ÖVP-Kandidatin Veronika Marte durchsetzte.

Stichwahl gegen Linhart gewonnen

Der 52-jährige Ritsch hatte am 27. September in einer Stichwahl gegen Langzeitbürgermeister Markus Linhart (ÖVP) mit 5.460 (51,67 Prozent) zu 5.108 Stimmen völlig überraschend die Oberhand behalten. Noch im ersten Wahlgang war Linhart mit über 300 Stimmen Vorsprung auf Ritsch stimmenstärkster Kandidat gewesen.

So war es denn auch Linhart, dem nach mehr als 22-jähriger Amtszeit zugestanden wurde, als Erster das Wort zu ergreifen und sich in einer Ansprache von der Stadtvertretung und den Bregenzer Bürgern zu verabschieden. Er hatte sein Mandat vor der Sitzung zurückgelegt und gehört der neuen Stadtvertretung nicht mehr an. Es gebe nichts Schöneres, als "mit und für die Menschen zu arbeiten", betonte das scheidende Stadtoberhaupt. Seinem Nachfolger wünschte er eine "glückliche Hand" und auch "das richtige Augenmaß bei zu treffenden Entscheidungen". Ein Patentrezept für das Amt des Bürgermeisters gebe es nicht, aber eine Grundbedingung: "Man muss die Menschen mögen."

Freis Spiel der Kräfte

Der neue Stadtchef Ritsch unterstrich nach seiner Angelobung, dass er, seine Fraktion und überhaupt alle Stadtvertreter angetreten seien, "um Bregenz in den nächsten fünf Jahren zu verändern". Er zeichnete die Vision einer Stadt, in der die Menschen gerne leben und arbeiten, die Chancen bietet und die Tradition mit Moderne verbindet. Anders als Linhart, der seit 2005 mit den Grünen eine Koalition bildete, will Ritsch in der Stadtvertretung auf ein freies Spiel der Kräfte setzen. "Meine Fraktion hat keine Mehrheit, es gibt spannende Mehrheitsverhältnisse", stellte Ritsch fest. Auch eine Mehrheit gegen die SPÖ sei möglich. Gerade deshalb werde er das Amt "mit Offenheit und Transparenz" angehen sowie stets alle Fraktionen offen informieren. Stärkste Fraktion in der Bregenzer Stadtvertretung ist die Volkspartei mit 15 von 36 Sitzen vor der SPÖ (11) und den Grünen (6). Freiheitliche und NEOS stellen jeweils zwei Mandatare.

Marte hat das Nachsehen

Bei der geheim durchgeführten Wahl der Vizebürgermeisterin erhielt die 49-jährige Schoch mit 19:17 Stimmen das Vertrauen ausgesprochen. Sie übt die Funktion der Vizebürgermeisterin seit 2013 aus. Die 38-jährige Marte - sie ist seit 2017 eine von mehreren Stellvertretern von ÖVP-Bundesparteichef Sebastian Kurz und seit 2019 Landtagsabgeordnete - hatte das Nachsehen. Auf Antrag der NEOS hatten sich vor der Abstimmung Marte und Schoch in einem "Hearing" zu drei für die Stadt wichtigen Themen erklären müssen.

Aufgrund der Corona-Erkrankung von Ritsch hatte die konstituierende Stadtvertretungssitzung zwei Mal verschoben werden müssen. Ritsch hatte sich nach eigenen Angaben bei der Landtagssitzung am 7. Oktober infiziert und beklagte nach dem Verschwinden der Symptome fehlende Fitness. Auch die Sitzung selbst stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Um genügend Abstand halten zu können, fand sie auf der Bühne des Festspielhauses statt. Alle Stadtvertreter saßen an separaten Tischen und trugen Schutzmasken. Ehrengäste und Besucher waren nicht zugelassen.

(red)

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