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"Komplett unterschätzt": Schüler packen über Maturaball-Kosten aus

So viel kostet der Maturaball der HTL Dornbirn.
So viel kostet der Maturaball der HTL Dornbirn.
Was Simon (19) und Elina (18) aus dem Ballkomitee der HTL Dornbirn erzählen, lässt viele Eltern schlucken: Musikrechte teurer als ein Urlaub, Locations zum Preis eines großen Autos – und versteckte Kosten, die plötzlich auftauchen. So teuer sind Maturabälle wirklich.

Ein Abend im Anzug, ein Kleid, ein Glas Sekt – und eine Rechnung, die selbst Erwachsene schlucken lässt. Österreichs Maturabälle sind längst kleine Großevents, die je nach Location 50.000 bis 70.000 Euro verschlingen. Ein Beispiel dafür ist der Maturaball der HTL Dornbirn, der vergangenes Wochenende über die Bühne ging. Simon Rapp (19) aus Mäder und Elina Zwischenbrugger (18) aus Götzis erzählen, wie schnell die Kosten explodiert sind.

Video: Schüler verraten, was die Nacht wirklich kostet

Versteckte Kosten: "Haben wir komplett unterschätzt"

Auch wenn die konkrete Summe je Schule variiert: Die größten Brocken ähneln sich überall.

"Natürlich denkt man zuerst an Location, Musik und Deko", sagt Simon. "Aber die wahren Kosten tauchen erst später auf." Dazu gehören Schadensfälle, die man als Schüler selten auf dem Radar hat, und vor allem die Musikrechte. "Die AKM haben wir komplett unterschätzt", erzählt er. Über 5.000 Euro müssen Schulen teils allein dafür zahlen, dass Musik offiziell gespielt werden darf.

Dazu kamen Kleinigkeiten, die sich zu großen Summen addieren: ein kaputter Lichtschalter, ein beschädigtes Deckenteil – und sogar ein Vorfall mit einem Auto. "Das sind Dinge, mit denen rechnet man nicht", sagt Elina.

Die HTL Bregenz. ©Mirjam Mayer

So setzen sich die Kosten zusammen

Die Entscheidung für das Festspielhaus war demokratisch: "Wir haben am Anfang eine Umfrage gemacht, und die Mehrheit wollte das Festspielhaus. Das gibt einfach das meiste Ball-Feeling", erklärt Elina. Rund 37.000 Euro kostet die Nutzung des Hauses inklusive Technik, Personal, Feuerwehr, Security und Räumen. Auch das Catering läuft über das Festspielhaus – bezahlt haben die Jugendlichen dafür nichts, aber natürlcih auch nichts daran verdient.

"Die Band war teuer, aber gut", sagt Simon. Rund 3.000 Euro kostete die Live-Musik für den Abend. Überraschend günstig fiel die Deko aus: "Wir haben viel ausgeliehen und bewusst nicht übertrieben. Die Tische waren eh schon voll", sagt Elina. Etwa 1.000 Euro gab das Komitee dafür aus.

  • Location: rund 37.000 Euro
  • Live-Band: ca. 3.000 Euro
  • Sektempfang: 4.000–5.000 Euro
  • Deko: rund 1.000 Euro (weil viel ausgeliehen wurde)
  • AKM-Gebühren: über 5.000 Euro
  • Shuttle-Services, Technik, Logistik: weitere tausende Euro

Am Ende beläuft sich das gesamte Budget auf 50.000 bis 60.000 Euro – und das ist für große Schulen mittlerweile keine Ausnahme mehr.

Elina Zwischenbrugger und Simon Rapp aus dem Ballkomitee der HTL Dornbirn. ©VOL.AT/Emilia Waanders

"Sponsoren leider nicht so spendabel"

"Dieses Jahr waren die Sponsoren leider nicht so spendabel", erzählt Simon. Ein Problem, das viele Schulen kennen: Immer mehr Firmen winken ab oder geben geringere Beträge. Übrig bleiben als wichtigste Einnahmequelle Eintrittskarten, oft zu Preisen zwischen 25 und 35 Euro – pro Person.

Beim HTL-Ball waren rund 2.000 Gäste anwesend. Tombola und Ballköniginnenwahl bringen zwar etwas ein, aber "das meiste kommt von den Steh- und Sitzplatzkarten", so Simon.

Tipps für Nachfolger

Die beiden geben zukünftigen Maturaklassen klare Ratschläge:

  • Früh planen – je früher, desto weniger Chaos.
  • Klare Aufgabenlisten erstellen.
  • Puffer einplanen – finanziell wie zeitlich.
  • Am Balltag selbst nicht vergessen zu feiern.

Und ganz wichtig: Mit anderen Schulen abstimmen. "An unserem Termin fanden plötzlich noch zwei andere Maturabälle statt. Das kostet Besucher – und damit Geld."

Ob 50.000 oder 70.000 Euro – Maturabälle sind längst kein Nebenprojekt mehr. Sie sind Großveranstaltungen, organisiert von 17- bis 19-Jährigen, die nebenbei für die Matura lernen. Ein Jahresprojekt, das Stress, Verantwortung und Geldverschleiß bedeutet.

Kosten der Locations in Vorarlberg

Ein Blick auf andere Veranstaltungsorte in Vorarlberg zeigt große Unterschiede bei den Kosten:

  • Festspielhaus Bregenz: Die Kosten belaufen sich je nach Aufwand auf bis zu 40.000 Euro, insbesondere bei großen Veranstaltungen. Preis inklusive Raum- und Technikmiete, Probezeit, Balldauer, Personal und externe Dienstleister wie Security, Sanität und Feuerwehr.
  • Montforthaus Feldkirch: Gesamtkosten laut Schülern bis zu 50.000 Euro (im Vorjahr). Davon entfallen etwa 20.000 Euro auf die Saalmiete, rund 5.000 Euro auf die Afterparty (andere Location). Hinzu kommen Kosten für Technik, Catering, Musik, Security und Reinigung. Sektempfang muss eigenständig organisiert werden, Essens-Einnahmen gehen vollständig an das Catering-Unternehmen. Vergünstigte Konditionen für Feldkircher Schulen.
  • Messequartier Dornbirn: Preise zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Es werden individuelle "Maturapakete" zusammengestellt – abhängig von der gebuchten Halle und gewünschter Ausstattung.
  • Kulturhaus Dornbirn: Je nach Umfang und technischer Ausstattung zwischen 10.000 und 12.000 Euro. Inklusive Technik (Licht, Ton, Projektion), Strom, Reinigung und Probe. Zusatzkosten entstehen für Security (rund 1.500 Euro, extern organisiert).
  • Cubus WolfurtRund 4.000 Euro für die Saalmiete. Zusätzliche Ausgaben für Technik- und Reinigungspersonal.
  • Angelika-Kauffmann-Saal Schwarzenberg: Eine der günstigsten Optionen mit rund 1.000 Euro Grundkosten, abhängig von technischer Ausstattung und weiteren Anforderungen.

(VOL.AT)

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