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Klimawandel lässt Gletscher im Dachsteingebiet schnell schmelzen

Die Verbindung zwischen den beiden Gletschern im Dachsteingebiet in Oberösterreich könnte bald Geschichte sein.
Die Verbindung zwischen den beiden Gletschern im Dachsteingebiet in Oberösterreich könnte bald Geschichte sein. ©APA/BARBARA GINDL
Die Verbindung der Gletscher im Dachsteingebiet in Oberösterreich ist durch den Klimawandel, wenig Schnee im Winter und hohe Sommertemperaturen bedroht. Der Weg zwischen Hallstätter Gletscher und Schladminger Gletscher könnte bei weiter anhaltender Wärme in wenigen Wochen schneefrei sein.
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Am Montag wurden auf der Bergstation Hunerkogel bei sonnigem Wetter etwa 14 Grad Celsius gemessen. Die Schneeschmelze in diesem Sommer beschleunigt laut Berichten die Trennung von Schladminger und Hallstätter Gletscher, die Forscher erst für später erwartet hatten. Auf Karten des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen ist noch ein 400 Meter breites Eisgebiet zwischen den Gletschern verzeichnet, das jedoch erheblich geschrumpft ist. Trotzdem war es bisher möglich, von der Bergstation zur Seethaler Hütte über ein durchgehendes Eisband zu wandern.

Gletscher im Dachsteingebiet: Verbindung in "zwei bis vier Wochen" geschmolzen

Der Bereich unterhalb des Kleinen Gjaidsteins (2.734 Meter) und des Hunerkogels (2.687 Meter) beim Gjaidsteinsattel nordwestlich der Bergstation ist nun nur noch ein rund sieben Meter breites und eineinhalb Meter tiefes Schneefeld. "In zwei bis vier Wochen", schätzte der Betriebsleiter der Dachstein-Gletscherbahn, Alexander Seebacher, "wird diese Verbindung gänzlich schneefrei sein. Vergangenes Jahr hatten wir an dieser Stelle noch 30 Meter Breite und zwei Meter mehr in der Höhe." Grund sei der geringe Schneefall: "Heuer waren es nur zwei Meter, sonst sind es immer acht bis zehn." Dieser Schnee schützte bisher den Gletscher: "Er ist daher heuer bereits einen Monat früher als normal ausgeapert", so Seebacher. Die ans Licht gekommenen Felsen wirken wie Wärmespeicher und beschleunigen noch den Prozess. Die Verbindung zwischen den Gletschern bestand rund 3.500 Jahre.

Der über diesen Bereich führende und präparierte Weg erschloss jahrzehntelang die Verbindung zwischen Hunerkogel, der Seethaler Hütte und dem Einstieg in die nördliche Wand des Hohen Dachstein (2.995 Meter), den sich das Land Oberösterreich und die Steiermark teilen. Die Landesgrenze verläuft über die Kammlinie. Der Weg ermöglichte auch Nichtalpinisten ein Gletscher- und Hochgebirgserlebnis. Ein Ramsauer Bergführer beurteilt die neue Lage wie folgt: Wenn kein Schnee mehr liege, herrsche blankes Eis, das ohne Steigeisen nicht bewältigbar sei.

Abschmelzen der Gletscher im Dachsteingebiet schafft Probleme für Infrastruktur

Die Entwicklung durch das Abschmelzen dürfte auch die Pächter der im Jänner 2019 eröffneten Seethaler Hütte vor logistische Probleme stellen. Die Pacht war Ende 2024 neu vergeben worden. Das moderne Haus steht bei der alten und nicht mehr verwendbar gewesenen hölzernen Seethaler Hütte, früher auch Dachsteinwarte genannt. Auch diese war - neben ihrer Baufälligkeit - ein Opfer des Klimawandels. Sie war über einer Doline gebaut, deren Eis durch den Rückgang des Permafrosts schmolz und die Hütte instabil Richtung Südwand machte. Seitens der Planaibahnen, die die Dachsteinseilbahn betreiben, überlegt man laut Medienbericht, eine Rampe über die wohl bald freiliegenden Felsen am Gjaidsteinsattel zu bauen. Die Erwärmung machte auch besondere Maßnahmen erforderlich. Westlich der Bergstation Hunerkogel wurde 2007 der "Eispalast" ins Gletschereis gebaut, mit Figuren, Grotten und Verbindungswegen im Gletschereis. Wegen der seit rund zwei Jahrzehnten steigenden Temperaturen im Sommer in Verbindung mit geringeren Schneehöhen im Winter und Starkregenereignissen entschloss man sich, das Gletschereis in dem Bereich mit weißen Planen abzudecken. Zur Zukunft des Eispalastes, der als touristisches Zugpferd gilt, hatte Planai-Geschäftsführer Georg Bliem schon im August 2021 gesagt: "Sieben bis zehn Jahre hat er noch. Darüber hinaus traue ich es mir nicht sagen." Nun sagte Bliem laut den Medienberichten: "Mit so einer Dynamik haben wir nicht gerechnet".

Mit der Schmelze dürfte auch eine vor allem im Frühjahr beliebte Skitour schwinden: Vom Hunerkogel aus mit Aufstieg über den Schladminger Gletscher zum Hallstätter Gletscher und dann die Abfahrt über die Simonyhütte zur Bergstation Krippenstein (2.069 Meter Seehöhe), wo die Seilbahn vom oberösterreichischen Obertraun hinführt. Von dort ging es - bei günstiger Schneelage - zur Talstation in Obertraun auf rund 600 Meter. Der Dachstein bleibt 2025 trotz Eisschmelze der Favorit unter Österreichs Bergen auf der Meta-Plattform Instagram. Zum Stichtag 30. Juli 2025 erreicht der zwischen der Steiermark und Oberösterreich gelegene Berg mit über einer Viertelmillion Postings mit dem Hashtag "Dachstein" erneut Platz 1. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des PR- und Kommunikationsdienstleisters APA-Comm, der nach 2019 und 2022 zum dritten Mal die Hashtag-Präsenz österreichischer Berge untersucht hat.

(APA/Red)

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