Wolfgang Hilbe ist einer der drei Kassen-Kinderärzte in Dornbirn. Im Jänner wird er jedoch 70, womit er zu alt wird für einen neuen Kassenvertrag. Denn mit 2019 lief eine zehnjährige Übergangsfrist aus: Nun müsse die Krankenkasse alle Verträge mit niedergelassenen Ärzten grundsätzlich auflösen, sobald diese 70 werden.
Es fehlt an Kassenärzten
Wenn Hilbe darüber hinaus tätig sein will, muss er also Privatarzt werden. Dies spiegelt ein grundsätzliches Problem wider: Der Ärztemangel ist in erster Linie ein Mangel an niedergelassenen Ärzten mit Kassenvertrag. Zu verlockend seien die Krankenhäuser, wo neben akademischer Anerkennung auch geregeltere Arbeitszeiten und geringes finanzielles Risiko locken.
Verlängerung mit Ablaufdatum
Nun wird Hilbe voraussichtlich noch einige Monate über seinen Geburtstag hinaus als Kassenarzt tätig sein können. Doch diese Lösung hat ebenfalls ein Ablaufdatum. Gegenüber VOL.AT spricht Hilbe über die Herausforderung, einen Nachfolger zu finden, warum Versorgungszentren sogar zu einem Teil des Problems werden könnten und was dies für seine 1.500 Patienten pro Quartal bedeutet.
Finanzielle Anreize auch Thema
Für angehende Ärzte dürften über alle Fachgebiete hinweg der Kostenfaktor auch ein Thema sein. Laut Hilbe muss ein Kinderarzt mit Investitionen von an die 200.000 Euro rechnen, braucht Personal und Räumlichkeiten. Der Kassenvertrag "erlaubt" jedoch nur eine gewisse Zahl an Behandlungen im Quartal, alles darüber hinaus wird nicht abgegolten. Bei Privatpatienten kann jedoch jede Behandlung verrechnet werden, ungeachtet von Begrenzungen.
Konkurrenz Krankenhaus
Gleichzeitig steigt auch der Personalbedarf in den Krankenhäusern durch das neue Arbeitszeitgesetz, hier werden ebenfalls Ärzte gebraucht und bleiben meist nach der Ausbildung gleich. Hinzu kommt aus Hilbes Sicht das ganz eigene, historisch gewachsene Pensionssystem der Ärzte: Wenn ein niedergelassener Kassenarzt mit 65 Jahren weiter tätig ist, muss er mit Abschlägen rechnen, die andere Ärzte nicht oder weniger stark betreffen.
Ärztekammer sucht Ersatz
Vonseiten der Ärztekammer Vorarlberg sucht man bemüht nach Ersatz. Um das Arbeitspensum von Hilbe auszugleichen und gleichzeitig Raum für zusätzliche Patienten zu schaffen, bräuchte es zwei neue Kassen-Kinderärzte. Darauf haben sich Ärztekammer und die Vorarlberger Gebietskrankenkasse verständigt, bestätigt Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte Burkhard Walla.
Nur eine Interessierte für zwei Stellen
Bislang hat man jedoch nur eine interessierte Ärztin, die jedoch ihre Praxis in Hohenems ansiedeln werde. Auf die zweite Stelle gäbe es trotz internationaler Ausschreibung und Engagement aller Beteiligter bislang keine Bewerber, bedauert Walla. Wenn sich daran nichts ändert, drohen Zeiten ohne Bereitschaftskinderarzt im Stadtgebiet von Dornbirn.
Fast alle Kinderärzte im Pensionsalter
Walla betont, dass Ärztekammer, Krankenkassen und Politik das Problem durchaus erkannt haben und an Lösungen arbeiten. Aus seiner Sicht könnten Lehrpraxen auch im Bereich der Kinderärzte eine Antwort sein. Und die Situation wird nicht einfacher, wie die NEOS warnen: Von 20 Vorarlberger Kinderärzten sind 15 über 55 Jahre alt. In Dornbirn ist jeder Kassen-Kinderarzt älter als 60 Jahre - und man darf sich nicht darauf verlassen, dass diese ebenfalls bis 70 arbeiten wollen oder können.
Eine Übersicht der niedergelassenen Ärzte mit oder ohne Krankenkassenvertrag findet sich in der Suchmaschine der Ärztekammer Medicus.
(Red.)
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