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Immofinanz-Urteil: Sechs Jahre für Petrikovics, 4,5 für Schwager

Immofinanz-Prozess - Richterin: 20 Mio. Euro unrechtmäßige Bereicherung ohne rechtliche Grundlage.
Immofinanz-Prozess - Richterin: 20 Mio. Euro unrechtmäßige Bereicherung ohne rechtliche Grundlage. ©APA
Im Immofinanz-Prozess hat das Schöffengericht unter Vorsitz von Richterin Claudia Moravec-Loidolt heute drei Schuldsprüche gefällt.
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Vorwurf: Persönliche Bereicherung

Karl Petrikovics, Helmut Schwager und Christian Thornton wurden wegen Untreue verurteilt. Ex-Immofinanz-Chef Petrikovics muss sechs Jahre hinter Gitter, der frühere Immofinanz-Aufsichtsratspräsident Schwager viereinhalb Jahre.Die Angeklagten hätten ihre Befugnisse, über fremdes Vermögen zu verfügen, wissentlich missbraucht, so die Richterin. “Wir haben hier gelernt, dass die wirtschaftliche Betrachtungsweise von der strafrechtlichen abweicht”. Das Urteil fiel am Freitagabend nach dreieinhalbstündiger Beratung des Schöffengerichts am Wiener Straflandesgericht.

Thornton erhielt zwei Jahre Haft bedingt

Der mitangeklagte frühere Ex-Prokurist Christian Thornton wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, die allerdings auf drei Jahre bedingt ausgesprochen wurden. Thornton war ebenfalls wegen Untreue angeklagt. Die drei Angeklagten verfolgten die Urteilsverkündung mit ernsten Mienen.

“Man hat sich Begünstigungen auszahlen lassen in Höhe von 20 Millionen Euro, ohne dafür eine rechtliche Grundlage zu haben”, führte die Richterin in ihrer Urteilsbegründung aus. “Man hat kein Kapital eingesetzt, und hat sich die Gewinne auszahlen lassen. Oberste Prämisse war: Niemand sollte etwas erfahren.” Es habe eine unrechtmäßige Bereicherung von Petrikovics und Schwager gegeben. 

“Petrikovics war Mastermind”

Richterin Moravec-Loidolt begründete die Strafe für Ex-Konzernchef Karl Petrikovics mit den Worten: “Petrikovics war der Mastermind”, er sei der im Prozess zitierte “Sonnenkönig” gewesen. Die angeklagte schwere Untreue kann mit bis zu 10 Jahren Haft bestraft werden, Petrikovics wurde heute zu sechs Jahren unbedingter Haft verurteilt. Damit wurde mehr als die Hälfte des Strafrahmens ausgeschöpft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.Es sei hier um einen “fiktiven Aktienerwerb” gegangen, aber um “realiter ausbezahlte Gewinne”, so die Richterin. Den Mitarbeitern sei immer wieder das Bild gezeichnet worden, die Bank sei die Letztverantwortliche und würde für allfällige Verluste gradestehen. Es wurde “alles hin und her geschoben im Auftrag von Petrikovics”, sagte sie: “Petrikovics hat die Bank und das Leintuch beherrscht”. Mit “Leintuch” wurden die einzelnen Tochtergesellschaften bezeichnet – weil es so viele waren, dass sie nur auf einer Fläche so groß wie ein Leintuch dargestellt werden konnten. (APA)

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