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Historische Wahlergebnisse in Vorarlberg ab 1945

©VOL.AT/Steurer
Die Vorarlberger Landtagswahlen werden zwar seit 1945 klar und weiter von der ÖVP dominiert, einen derartig desaströsen Verlust wie beim Urnengang 2014 musste die Volkspartei aber noch nie hinnehmen. Auch die SPÖ ist schwach wie nie, die Grünen dafür stark wie nie - und mit den NEOS sitzen erstmals fünf Parteien im Landtag.

Mit 41,83 Prozent der Stimmen (vorl. Endergebnis) verlor die ÖVP nicht nur ihre 2004 wiedererlangte absolute Mehrheit, sondern muss sich nun auch einen Regierungspartner suchen.

Das vorläufige Endergebnis 2014 im Überblick

ÖVP: Jahrzehntelanger Alleinherrscher

Sie hat seit 1945 jahrzehntelang mit absoluter Mandatsmehrheit regiert. Im 36-sitzigen Landtag (ab 1959, zuvor 26 Sitze) hatte sie stets mindestens 20 Mandate inne. Ein Einbruch kam erstmals bei der Landtagswahl 1994, als die ÖVP mit 49,95 Prozent die absolute Stimmenmehrheit verpasste. Bei der folgenden Wahl 1999 verlor sie mit einem Stimmenanteil von nur noch 45,76 Prozent und 18 von 36 Mandaten auch die absolute Mandatsmehrheit und musste eine Koalition mit der FPÖ eingehen – die sie schon früher, teilweise gemeinsam mit der SPÖ, freiwillig in die Regierung aufgenommen hatte.

Von 2004 bis 2014 hatte die Volkspartei im Ländle wieder die Absolute, wenn sie auch bei der Wahl 2009 bereits ein Minus von 4,1 Prozentpunkte hinnehmen musste (50,79 Prozent, 20 Mandate). Sie kündigte die Zusammenarbeit mit der FPÖ auf und regierte seither allein.

Wallner braucht einen Regierungspartner

Mit der Landtagswahl am 21. September ist die absolute Mehrheit der ÖVP aber wieder Geschichte. Mit einem Ergebnis von 41,83 Prozent erzielte Landeshauptmann Markus Wallner das historisch schlechteste Ergebnis der Volkspartei im Ländle seit 1945. Stimmen kosteten die ÖVP zum einen die Grünen, die diesmal mit dem Aufruf “Wer Schwarz-Grün will, muss Grün wählen” vor einer schwarz-blauen Regierung warnten und so auch in den Gewässern der ÖVP erfolgreich fischen konnten. Auch die NEOS kosteten der Volkspartei Wählerstimmen, wenn auch nicht im erwarteten Ausmaß.

FPÖ bleibt weiter die Nummer 2

Die FPÖ ist in Vorarlberg die Partei, die der ÖVP bisher am nächsten kam, wenn auch mit einem Respektabstand von über 18 Prozentpunkten (1999 und 2014). Im Landtag sind die Freiheitlichen seit 1949 vertreten, von 1994 bis 2004 und seit 2009 als zweitstärkste Fraktion. Der Höhepunkt der Geschichte der Ländle-FPÖ war die Landtagswahl 1999. Mit 27,41 Prozent Stimmenanteil legte sie einen Erdrutschsieg hin und beendete die Absolutmehrheit der ÖVP.

Nur fünf Jahre später erlebten die Freiheitlichen aber bereits ihre bitterste Niederlage: Vor dem Hintergrund der Querelen in der Bundespartei verloren sie in Vorarlberg 14,5 Prozentpunkte, von den 1999 erworbenen elf Mandaten blieben fünf. Die Durststrecke währte allerdings nicht lange, denn schon 2009 erreichte die FPÖ wieder 25,12 Prozent der Stimmen und neun Mandate. Die Mandatszahl konnten die Freiheitlichen auch 2014 halten, an Wählerstimmen büßten sie allerdings 1,8 Prozentpunkte ein (23,46 Prozent).

Der Abstieg der Vorarlberger SPÖ

Vor der FPÖ waren in Vorarlberg jahrzehntelang die Sozialdemokraten – jetzt nur mehr Vierte mit unter zehn Prozent – zweitstärkste politische Kraft. Von 1954 bis 1989 bewegte sich ihr Stimmenanteil stets zwischen 21 und fast 30 Prozent, mehr als zehn Mandate erzielte die SPÖ aber bei keiner Landtagswahl.

Der erste Abstieg der Partei begann in den 1990er-Jahren, als sie deutlich unter der 20-Prozent-Marke blieb und hinter die FPÖ auf den dritten Platz zurückfiel. 2004 wurde die SPÖ noch einmal zweitstärkste politische Kraft im Land.

Der Aufschwung dauerte allerdings nur bis zur nächsten Wahl: 2009 fielen die Sozialdemokraten erneut gravierend zurück, konnten nur noch knapp die Zehn-Prozent-Marke überschreiten, und rutschten hinter FPÖ und Grüne auf den vierten Platz ab. Ihre schwärzeste Stunde erlebten die Vorarlberger Sozialdemokraten allerdings 2014. Mit nur 8,79 Prozent der Wählerstimmen fielen sie erstmals in der Geschichte der Sozialdemokratie in Österreich unter die Zehn-Prozent-Marke.

Wahlsieger 2014: Grüne im Aufwind

Die Grünen konnten heuer wieder an ihre erfolgreichen Anfangszeiten anknüpfen. Denn ihr Einstieg in den Vorarlberger Landtag war glorios: Zum ersten Mal überhaupt zog die damals junge politische Bewegung unter dem Bregenzerwälder Kaspanaze Simma in ein österreichisches Landesparlament ein. Mit einem Stimmenanteil von exakt 13 Prozentpunkten überholten sie aus dem Stand die FPÖ.

Danach waren die Wahlen in Vorarlberg für die Grünen deutlich weniger erfolgreich. Zwar wurden sie immer wieder in den Landtag gewählt, bis 2004 kamen sie aber nicht mehr über die Zehn-Prozent-Hürde hinaus. Auch das Wahljahr 2009 fiel für die Grünen mit einem Plus von nur 0,4 Prozentpunkten auf 10,58 Prozent mager aus. 2014 war die Öko-Partei dafür großer Wahlsieger mit 17,08 Prozent im vorläufigen Endergebnis, das sind fast die angepeilten 30.000 Stimmen.

NEOS: Erster Rückschlag

Die NEOS kamen bei ihrem ersten Antreten 2014 auf 6,86 Prozent. Damit schafften sie zwar bei weitem nicht die Resultate von Nationalrats- und EU-Wahl, zogen aber doch als fünfte Partei in der Geschichte Vorarlbergs in das Landesparlament ein. (red/APA)

Vorarlberger Wahlen seit 1945

Landtagswahlen in Vorarlberg seit 1945
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