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Gutachter: vkw-Aktionäre bekamen zu wenig Geld

Vorstand Dr. Christof Germann
Vorstand Dr. Christof Germann ©VN
Die ausbezahlten 96,60 Euro pro Aktie waren viel zu wenig, geht aus dem Gutachten hervor. Korrekt wären bis zu 174,94 Euro pro Aktie gewesen. Zu den einstigen vkw-Kleinaktionären gehörten auch etliche Kommunen.
Kein Ende bei Streit mit Aktionären in Sicht
Hauptversammlung beschloss Ausschluss der Kleinaktionäre

Wir schreiben das Jahr 2017. Die beiden Energiekonzerne illwerke und vkw beschlossen ihre Fusion. Voraussetzung für die Fusion war, dass die vkw-Kleinaktionäre ihre Anteile abgeben. Rechtlich war die Auszahlung der Aktionäre völlig korrekt. Doch zogen mehrere ehemalige vkw-Kleinaktionäre in weiterer Folge mit dem Vorwurf im Gepäck vor Gericht, dass sie viel zu billig vom Unternehmen abgefertigt wurden.

Wie jetzt - über zwei Jahre später - aus einem Gutachten der Finanzmarkt-Aufsicht hervorgeht, haben die illwerke vkw damals ihren rund 200 Kleinaktionären wohl tatsächlich zu wenig Geld ausbezahlt. 2017 gab es bei der Hauptversammlung pro Aktie je 96,60 Euro. Der jetzige Gerichtsgutachter (von einem unabhängigen Sachverständigengremium im Auftrag der FMA eingesetzt) kommt laut einem ORF-Vorarlberg-Bericht auf eine Bewertung zwischen 150,30 und 174,94 Euro pro Aktie. Das ist ein merklicher Unterschied.

„Dieses Gutachten ist schon der Hammer“, sagt Karl Schelling, Rechtsvertreter der Kleinaktionäre, gegenüber "ORF Vorarlberg". „Um unnötige Emotionen zu vermeiden, würde ich der vkw empfehlen, die 180 Euro, die man damals vor fünf Jahren schon gezahlt hat und auch die anderen wollten, dass man die freiwillig auszahlt.“

Es geht um Millionen

Bestätigt das Gericht das Gutachten, könnten Millionen von Euro von den illwerke vkw zu den früheren Kleinaktionären wandern.

Zu den einstigen vkw-Kleinaktionären gehörten auch etliche Kommunen wie Feldkirch, Bregenz oder Kennelbach.

Ein Rechenbeispiel des ORF, um das Millionenspiel besser zu veranschaulichen: Erhalten die Kleinaktionäre den niedrigsten Gutachterwert von rund 150 Euro zugestanden, bekäme beispielsweise die Stadt Feldkirch 1,6 Millionen Euro zusätzlich ausbezahlt. Bei einem Zuerkennungs-Wert von 175 Euro erhielte Feldkirch gar über 2,3 Millionen Euro.

illwerke vkw: "Neues Gutachten ist nicht nachvollziehbar"

Die illwerke vkw lehnen das neue Ergebnis des Gerichtsgutachters ab. „Wir haben 2017 das Gutachten zur Unternehmensbewertung in Auftrag gegeben. Das wurde dann auch noch von einem zweiten, vom Gericht bestellten Gutachter bestätigt“, zitiert "ORF Vorarlberg" Andreas Neuhauser, den illwerke vkw-Pressereferenten. „Darauf fußen die Beschlüsse in der Hauptversammlung. Das war die Basis für den Wert der Barabfindung für die Kleinaktionäre.“

„Für uns ist das Gutachten nicht nachvollziehbar“, erklärt auf VN-Anfrage Vorstand Christof Germann (Bild).

Der nächste Termin im Rahmen des Streits zwischen illwerke vkw und den Kleinaktionären findet am 15. Oktober statt.

"VN.at" hat herausgefunden: Sollte das Gericht dem neuen Gutachten folgen, werden nicht nur die Aktionäre entschädigt, die seinerzeit den Antrag stellten, sondern gleich alle Kleinaktionäre von damals.

(Red.)

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