Lawinenwarnstufen von 4 und höher, der Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Blons: Der Berg ist nicht nur lockend für Touristen und Wintersportler, sondern auch potentiell gefährlich. Nicht umsonst investiert die Wildbach- und Lawinenverbauung jährlich fünf Millionen Euro allein in den Lawinenschutz. Gleichzeitig ist sie auch für die Gefahreneinschätzung in allen 96 Gemeinden zuständig.
Umfangreiche Gefahreneinschätzung
Der Gefahrenzonenplan einer Gemeinde umfasst schnell einmal mehrere dicke Aktenordner, der von Warth beispielsweise gleich vier. Darin finden sich detaillierte Pläne sowie umfassende Simulationen aller denkbaren Katastrophensituationen, von Hochwasser über Muren bis Lawinenabgänge. Diese dienen den Gemeinden als Gutachten und Leitfaden, die Wildbach- und Lawinenverbauung hat eher beratenden Charakter.
Rote und Gelbe Gefahrenbereiche
Im Gefahrenzonenplan werden zwei Risikogebiete unterschieden: In den gelben Bereichen sind noch bauliche Maßnahmen möglich und zumutbar, um einen Schaden an Gebäuden verhindert werden können. So könne beispielsweise ein Fensterverbot oder Stahlbeton als Baumaterial für die bergseitigen Bereiche verhängt werden, damit die Gebäudewand dem Druck von Schneemassen besser standhalten kann. In den roten Bereichen droht bei einem Abgang ein Druck von 10 Kilojoule pro Quadratmeter, dies ist in etwa mit einem Druck von einer Tonne pro Sekunde vergleichbar.
Bauverbot im Hochrisikobereich
Hier ist eine dauerhafte Besiedlung nicht denkbar – und die Landesbauordnung verbietet hier dementsprechend auch Bauwidmungen. Bei Altbestand ist es jedoch denkbar, dass sich Gebäude in diesen Hochrisikobereichen befinden – wieviele kann aber Andreas Reiterer von der Lawinenverbauung nicht abschätzen. Es sind aber auch Ausnahmebewilligungen für Schuppen, Garagen und Trafogebäude denkbar, bei einer entsprechenden baulichen Sicherung der Gebäudestruktur. Zu schützen gilt jedoch nicht nur Wohngebiete, sondern auch Infrastruktur wie Straßen.
Gefahrenzonenplan auf Gemeinde einsehbar
Insgesamt 2.210 Quadratkilometer zählen in Vorarlberg als Einzugsgebiet für Lawinen und Hochwasser. Das sind mehr als 85 Prozent der Fläche des Landes. Auf dieser Fläche befinden sich allein 1.481 Lawineneinzugsgebiete, 1.000 davon im Bezirk Bludenz. Außerdem gelten beinahe ein Drittel Vorarlbergs als Risikogebiete, hier drohen Steinschläge und Rutschungen. Der Gefahrenzonenplan der eigenen Gemeinde ist sowohl bei der Landesregierung, wie auch bei der Bezirkshauptmannschaft und auf der Gemeinde einsehbar.
Hochwasser im Frühjahr noch nicht abschätzbar
Bei den Planungen gehen die Experten der Lawinenverbauung von einem 150-jährigen Großereignis aus. Derzeit sei die Situation am Berg noch im Bereich des baulich vorbereiteten. Ob aber bei einer Schneeschmelze wieder mit Hochwasserkatastrophen wie 1999 zu rechnen ist, wird sich jedoch erst im Frühjahr entscheiden und wie viel Schnee sich noch bis dahin ansammeln wird.
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