Fünf Jahre als Abt: Vinzenz Wohlwend im Gespräch

Am 19. September 2018 wurde Vinzenz Wohlwend zum Abt des Klosters Mehrerau gewählt. Am Dienstag feiert er sein fünfjähriges Jubiläum als Oberhaupt des Klosters. "Es war total anders, als ich es mir erwartet habe", meint er zu den ersten fünf Jahren.
Darum geht es
- Fünfjähriges Jubiläum: Abt Vinzenz Wohlwend feiert 5 Jahre im Kloster Mehrerau, fand die Zeit herausfordernd und lehrreich.
- Berufung: Er hatte zunächst Zweifel, sieht aber jetzt den Abt-Dienst als seinen Lebensweg.
- Tagesablauf: Sein Alltag umfasst Gebete, Management-Aufgaben und baldige Umbauarbeiten im Kloster.


Die ersten fünf Jahre
Die Aufgabe des Abtes sei viel komplexer und größer als erwartet. "Hätte ich mir nicht gedacht, dass es so vielfältig, so unterschiedlich ist zu all dem, was ich vorher gemacht habe", erklärt er im VOL.AT-Jubiläumstalk. Gerade auch, weil zur Zisterizienserabtei Wettingen-Mehrerau neben dem Priorat Birnau auch noch 18 andere Klöster zur Kongregation dazukommen. "Mit diesem Haufen an Management-Aufgaben hätte ich damals gar nicht gerechnet", so der Abt. Nach eineinhalb, zwei Jahren habe man ihn gefragt, ob er sich eingelebt habe. "Vermutlich ist man dann eingearbeitet, wenn man in Pension geht", meinte er damals. "Ich habe immer noch die gleiche Meinung", verdeutlicht er gegenüber VOL.AT. In der Klosterlandschaft verändere sich viel. Jeden Tag gebe es Überraschungen – gute und weniger gute. "Von dem her bin ich eigentlich immer noch dran, mich einzuleben."


"Es ist dann einfach eines zum Anderen gekommen"
"Die Entscheidung, aktiv ins Kloster zu gehen war natürlich da", meint Wohlwend zu seinem beruflichen Werdegang. Nach acht Jahren in der Schule und im Internat habe er sich zuerst überlegt, ob es etwas für ihn wäre. Dann habe er sich "noch etwas gewehrt" und sei nach der Matura von der Mehrerau fortgegangen, um ein Jahr zu studieren. "Dann hat mich die Liebe zur Mehrerau wieder zurückgezogen", gibt er zu verstehen. Darum sei er dann auch eingetreten. Er habe sich gedacht: "Jetzt musst es probieren, nicht dass du etwas verpasst im Leben."
Auf die Frage, ob es rückblickend die richtige Entscheidung gewesen sei, meint Abt Wohlwend: "Ja. Man fragt mich auch immer wieder: Hast du schon einmal dran gezweifelt? Ja." Er sei gerne Mönch und nach wie vor überzeugt, dass es sein Lebensweg, seine Berufung sei. Der Weg, den der Herrgott für ihn vorgesehen habe. Immer wieder, auch heute, frage er sich, ob es das sei, was er sich erträumt habe. "Ich habe mir nie erträumt, dass ich den Dienst als Abt tun darf", gibt er zu verstehen. "Aber es ist dann einfach eines zum Anderen gekommen." Er sei dankbar, dass er den Weg gegangen sei und in der Mehrerau sei. "Weil das einfach der Ort ist, an dem ich zu Hause bin", verdeutlicht der Abt.


Was macht eigentlich ein Abt?
Der Tag im Kloster beginne morgens um viertel vor sechs – sonntags wie werktags. Morgens gebe es eine Stunde lange Gebet, dann eine halbe bis Dreiviertelstunde Pause, um sich zurückzuziehen und auf die Messe um Viertel nach sieben vorzubereiten. Danach werde gefrühstückt. "Nach dem Frühstück um halb neun ist noch einmal ein kurzes Gebet zum Heiligen Geist", erklärt er. "Danach gehen wir arbeiten." Bis Mittag wird gearbeitet, dann folgen "Mittagsgebet, Mittagessen, Siesta time", wie der Abt erklärt. "Das ist auch ganz wichtig, wenn man so früh am Morgen aufsteht", verdeutlicht Wohlwend. Danach geht es an die Arbeit. Um sechs Uhr ist dann Abendgebet und um halb acht ist das letzte Gebet.
"Das mit der Abendruhe ist meist recht dehnbar, weil dort ist einfach die Situation so, dass es Abendtermine gibt", meint er. So gibt es interne Besprechungen, auch solche mit den 18 Klöstern des Verbandes. Eines davon befindet sich in den USA: "Wenn ich dort mit der Oberin, mit der Priorin telefoniere, dann wird es meistens abends um acht, bis wir miteinander zum Skypen kommen", gibt er zu verstehen. "Sonst müsste sie halt morgens um zwei aufstehen, das möchte ich ihr nicht antun."

Sanierung als Herausforderung
"Die Arbeit selber als Abt ist sehr vielfältig", verdeutlicht Wohlwend. So gebe es Erledigungen im Haus und mit den Mitbrüdern. "Im Moment sehr viel unsere Umbauarbeiten koordinieren, mit denen wir seit November letzten Jahres dran sind", zählt er auf. Hier müsse man vorankommen, aber auch die Finanzierung organisieren. "Es ist halt eine riesige Aufgabe und da bin ich froh und dankbar, dass ich Leute habe, die für uns mitschauen und mithelfen." Dankbar sei er auch, dass es Leute gebe, die finanziell beim Bau unterstützen.


Work-Life-Balance im Kloster
"Wenn du das Arbeiten ins Leben nicht integrierst und abkoppelst, dann kommst du in eine Imbalance", meint Wohlwend auf die Frage nach dem Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit. Die Balance sei etwas ganz Wichtiges. Der heilige Benedikt habe sie bereits im sechsten Jahrhundert gekannt: "In seinen Regeln, die er für uns geschrieben hat, hat er den Mönchen gesagt: Ihr müsst ora et labora et lege – beten, arbeiten und euch weiterbilden", gibt der Abt zu verstehen. Man könne nicht nur beten oder nur arbeiten. Der Alltag im Kloster sei stark strukturiert durch das Gebet. Durch die Kraft des Gebets komme man in die Balance, könne auch loslassen, was einen beschäftige. "Nichtsdestotrotz mache ich gerne andere Dinge", erklärt er im VOL.AT-Gespräch. "Ich fahre wahnsinnig gerne Rad, ich schwimme auch gerne und habe heuer den Bodensee wieder entdeckt." Nach wie vor gehe er morgens in den See: "Wenn‘s nur zehn Minuten, eine Viertelstunde sind", meint er. "Es tut mir gut." Der See liege so nahe, es gehe sich Gott sei Dank gut aus.


Gleichgestellt mit Bischof Benno
Als Abt der Mehrerau ist Wohlwend gleichgestellt mit Bischof Benno Elbs. Sein Chef ist somit der Papst selbst. "Das ist eine ganz alte Geschichte, die auf dem Konzil von Basel passiert ist", gibt der Abt gegenüber VOL.AT zu verstehen. Der Abt von Wettingen habe autonomer von der Diözese sein wollen und habe den Antrag gestellt, Territorialabtei zu werden. "Das heißt, dass der Abt so wie der Bischof mit Mitra und Stab gehen darf", so Wohlwend. Das Kloster selbst sei ein "Quasi-Bistum" geworden. Als man von Wettingen zum Bodensee gekommen sei, habe man das Recht mitgenommen. "So ist es gekommen, dass wir von Anfang an in der Mehrerau autonom waren", verdeutlicht der Abt. "Wir sind eigentlich älter als das Bistum Feldkirch." Als diese errichtet worden sei, habe man die Mehrerau ausgenommen. Der Abt ist somit dem Bischof von Feldkirch gleichgestellt. Das bringe ihn und Bischof Benno auf Sitzungen zusammen, so Wohlwend. Auch sonst unterhalte und treffe man sich öfters und komme gut miteinander aus.
Nachwuchsarbeit und Zukunft
Die Klostersanierung ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft des Klosters. Doch braucht es ähnlich wie bei einem Verein auch Nachwuchsarbeit? Was die Botschaft angehe, sei man zukunftsfähig, meint der Abt. "Von der Lebensstruktur her müssen wir nicht groß etwas ändern, was wir ändern müssen, ist, dass wir den Leuten wieder mehr zeigen, dass ein solches Leben auch zufrieden und glücklich machen könne", betont Wohlwend. Das habe er selbst sehr attraktiv gefunden, als er als Jugendlicher überlegt habe, ins Kloster zu gehen: "Ich habe immer Mönche entdeckt, die glücklich und zufrieden waren", gibt er zu verstehen. Er habe aber auch andere gesehen und bemerkt, dass es mehrmals auch nicht gelinge. Es gebe auch ein Scheitern auf dem klösterlichen Weg.
Video: Abt Wohlwend im Gespräch
"Wir haben einen Lebensentwurf, der Menschen a näher zu Gott bringt und b der Menschen auch glücklich macht", so der Abt. Der andere Schritt sei, dass man auch Quelle sein müsse, die Leuten ein geistliches Zuhause gebe. Passend dazu erklärt Wohlwend, dass sich im Mehrerauer Wald die Trinkwasserquelle der Bregenzer befinde. Sein Vorgänger Abt Kassian habe folgendes gesagt: "Die Mehrerau ist Trinkwasserquelle für die Bregenzer, wir sollen auch geistliche Quelle sein für die Bregenzer." Daran arbeite man. "Wir müssen einfach körige, aufrichtige Mönche sein", meint Abt Vinzenz Wohlwend abschließend.
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(VOL.AT)
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