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Form und Funktion im Einklang

Die Plastische Chirurgie bietet viele Möglichkeiten der Hilfe.

Der Vortrag war definitiv nichts für zartbesaitete Gemüter. Das lag allerdings weniger an den Ausführungen von Primar Gabriel Djedovic als vielmehr an den Aufnahmen, die er zeigte. Der Leiter der Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie wollte es nämlich nicht dabei belassen, die Chancen, die sich in seinem Fach für Betroffene auftun, nur zu schildern. Bilder sagten in diesem Fall tatsächlich mehr als Worte, weil sie eindrücklich dokumentierten, wie Patienten mit Entstellungen oder Funktionseinschränkungen jeder Art geholfen werden kann. Die Besucher im Panoramasaal des Landeskrankenhauses Feldkirch zeigten sich jedenfalls voll des Lobes für den Vortrag von Djedovic. Eine Zuhörerin fragte sichtlich beeindruckt: „Und das alles machen Sie in Feldkirch?“ Der Referent nickte zustimmend.

Ein Balanceakt

Die Plastische Chirurgie ist fürwahr ein facettenreiches Gebiet der Medizin. Ihre Anfänge reichen bis ins Jahr 1200 v. Chr. zurück. Aus dieser Zeit stammen die ersten Nasenplastiken. „Die Methode wird auch heute noch angewandt“, merkte Primar Gabriel Djedovic, der seit Jänner2019 die Abteilung in Feldkirch leitet, dazu an. Nach dem 1. Weltkrieg konnte dank der Kunst der plastischen Chirurgen abertausenden Versehrten geholfen werden. Djedovic untermalte die Erklärungen mit einer Fotostraße, welche die Bedeutung des Fachs erst richtig bewusstmachte.

Der Begriff „Plastische Chirurgie“ stammt aus dem Griechischen und bezeichnet auf Deutsch das Bilden, Formen und Gestalten. Der Experte betonte, dass jeder Eingriff einem Balanceakt zwischen Form und Funktion gleichkommt. Er sparte auch nicht mit Kritik an gesellschaftlichen Entwicklungen, die so manchen Schönheitswahn heraufbeschworen haben. Er nannte als Beispiel die Instagram-Dysmorphophobie und erklärte: „Da werden Fotos von Menschen gemacht und dann so lange bearbeitet, bis sie nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun haben.“ Das große Problem dabei sei, dass sich andere damit identifizieren. Laut Djedovic werden in Österreich jährlich 40.000 ästhetische Operationen durchgeführt, 90 Prozent davon entfallen auf Frauen.

Verschiedene Techniken

Andererseits gibt es einen fließenden Übergang zwischen Form und Funktion, etwa bei einer Oberlidstraffung. „Das ist eindeutig eine Heilbehandlung und wird auch von der Kasse bezahlt“, sagte Gabriel Djedovic. Gleiches gilt für körperstraffende Eingriffe nach einer Magenband-OP, bei Brustverkleinerungen, Nasen- oder Kiefergaumenspaltenkorrekturen. Bei der Plastischen Chirurgie geht es also darum, Funktion und Form in Einklang zu bringen, bei der Rekonstruktiven Chirurgie um die Wiederherstellung von Form und Funktion. Dafür stehen den Chirurgen verschiedenste Techniken zur Verfügung. Zum einen könnten Fehlbildungen oder Verletzungen durch Direktverschluss behoben werden, zum anderen durch Kunsthaut oder Hautersatz. Das Postulat der Plastischen Chirurgie lautet jedoch: Gleiches mit Gleichem zu ersetzen. Das heißt, es wird Haut von anderen Körperstellen verwendet, um einen Defekt zu beheben. Die Lappenplastiken, wie sie im Fachjargon heißen werden unter Erhalt der bestehenden Versorgung mit Blutgefäßen und Nerven transplantiert, oder es erfolgt ein Anschluss der Blutgefäße an die Blutversorgung der neuen Umgebung. Die Mikrochirurgie macht es möglich, selbst kleinste Gefäße anzubinden.

Primar Gabriel Djedovic unternahm zum Abschluss seines Vortrags noch einen kleinen Ausflug in die Transgender-Chirurgie, die zu seinem Fachgebiet zählt, und verwies auch auf die Fortschritte, die dazu geführt haben, dass Gesichter und Arme transplantiert und Menschen damit wieder in die Gesellschaft integriert werden können. VN-MM

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